Wie lange hält ein Automatik Uhrwerk (mechanisch) von einer neuen Uhr, ohne Wartung?

6 Antworten

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Es stimmt, es gibt große Qualitätsunterschiede zwischen den Herstellern und den damit verbundenen Wartungsintervallen.

ETA-Uhrwerke sind qualitativ besser als Uhren von Miyota, Citizen, China aber auch Seiko und teurer in der Wartung. Die Frage ist auch ob deine Uhr zum Hersteller eingeschickt werden muss zur Wartung.

Eigentlich sollte jede mechanische Uhr alle 3-5 Jahre einen "Ölwechsel", bzw. Wartung erhalten oder wenn sich eben Probleme wie zum Beispiel Gangdifferenzen (meist geht sie nach) ergeben oder die Gangreserve weit unter 40 Stunden reicht. Auch am Gangbild über eine Zeitwaage können erste Differenzen und mögliche Schäden abgelesen werden. Die Uhr kann auch ohne regelmäßige Wartung deutlich länger laufen (> 8 Jahre), es ist aber nicht zu empfehlen. Das heutige verwendete Uhrenöl ist vollsynthetisch und verharzt nicht mehr so stark wie früher. Um aber die Viskosität zu erhalten, sollten Automatikuhren doch alle Zeit mal getragen oder über einen Uhrenbeweger aufgeladen werden. Man weiss auch nicht immer wie lange die Uhr in einem Lager verbracht hat bevor du sie gekauft hast.

Aber natürlich ist das gefährlich für die Zapfen, die ohne Öl in ihren Lagern laufen (Auch Unruhwelle) oder die Ankerpaletten. Man kann das mit der Wartung eines Autos vergleichen, dass jährlich oder nach 30.000 km gewartet werden sollte, das Auto aber natürlich ohne Wartung auch erstmal weiterläuft.

Die Frage ist auch wie pfleglich du deine Uhr behandeltst. Äußere Einflüsse wie Feuchtigkeit, UV-Licht auch über Glasboden, extrem Sportarten, Temperaturunterschiede oder Lösungsmittel verringern die Haltbarkeit.

hier ein interessanter Artikel hierzu aus dem Netz:

http://www.watch.de/blog/tipps-zur-uhren-pflege/

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Angestellt als gelernter Uhrmacher seit 2013.
U7rmacher  22.10.2017, 20:49

Danke für den Stern!

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Meine Junghans Automatik-Uhr ging ohne Wartung 23 Jahre fehlerfrei - die letzte Revision beim Uhrmacher ist jetzt auch schon wieder einige Jahre her.

Kommt auf die Qualität des verbauten Uhrwerks an und wie man mit der Uhr umgeht. Ein Uhrenbeweger schont die Uhr - das Rumliegen bekommt auf Dauer kaum einer Uhr.

LA

Bei einer längeren Zeit ohne Service geht die Uhr oft weiter, aber der Gang ändert sich. Durch erhöhte Reibung verringert sich die Amplitude der Unruh, sie schwingt quasi nicht mehr so weit aus. Das bedingt eine schnellere Ankerbewegung, der so die erhöhte Reibung kompensiert. Dabei nutzen sich die Lagerzapfen und Lager verstärkt ab, so dass das Werk irreparabel abgenutzt wird.

uhrenbeweger 2 uhren



Hallo!

Wir haben in der Familie Automatikuhren, die schon über 50 Jahre alt sind und immer noch laufen.

Also mechanisch kann nicht viel kaputt gehen, meistens verharzen die Öle und Fette in der Uhr und lassen sie falsch gehen.

  • Wobei dazu gesagt werden muss, dass jedes preiswerte Quarzwerk heute genauer geht, als jedes mechanisches Werk, selbst wenn es als Chronograph zertifiziert ist.

Und die heutige Synchronisierung per Funk tut ihr übriges zu Genauigkeit der 'Uhr'.

Eine Ausnahme bilden heute die elektronischen Automatikuhren, die ihre Energie sowohl aus dem Sonnenlicht (Solar) und/oder der Bewegung (Kinematik) ziehen, damit ein Quarzwerk antreiben und per Funk synchronisiert werden.

LG Bernd

darkhouse  23.10.2017, 08:57

Zertifizierung wäre Chronometer. Chronograph eine Stoppfunktion.

Auch sind Solar- oder Kinetic-Uhren immer Quarzuhren, da sie durch Strom angetrieben werden. Nur wird der Strom durch einen Generator mit Rotor (ähnlich einer Automatik) oder Sonnenlicht generiert. Mechanische Uhren erhalten ihren Antrieb immer aus Federkraft.

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berndamsee  23.10.2017, 13:57
@darkhouse

Na, sag ich doch! Sind Quarzuhren richtig, trotzdem aber auch Automatikuhren, da sie alleine durch das Tragen am 'Leben' gehalten werden.

Zertifiziert ist es ein Chronometer, da hast du Recht.

LG Bernd

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Bei einer längeren Zeit ohne Service geht die Uhr oft weiter, aber der Gang ändert sich. Durch erhöhte Reibung verringert sich die Amplitude der Unruh, sie schwingt quasi nicht mehr so weit aus. Das bedingt eine schnellere Ankerbewegung, der so die erhöhte Reibung kompensiert. Dabei nutzen sich die Lagerzapfen und Lager verstärkt ab, so dass das Werk irreparabel abgenutzt wird.

U7rmacher  23.10.2017, 17:29

Ich behaupte mal, dass eine einigermaßen moderne Automatikuhr einer Nobelmarke nie irreparabel gerschädigt sein kann. Man kann immer, falls vorhanden, Ersatzteile austauschen wie defekte Lagersteine, Zahnräder, sogar ganze Platinen bis hin zu einer kompletten neuen Unruh samt Anker. Es ist alles eine Frage des Geldes, wobei Ideeller Wert nicht in Zahlen bemessen werden kann.

Meistens ist es umgekehrt. Die Kraft der Zugfeder kann über ausgelaufene Zapfen nicht zu 100 % beim Anker ankommen. Es fehlt dem Anker die Kraft auf die Paletten und die Unruh zu übertragen. Beides verringert sich: Amplitude und die Bewegung des Ankers... Bevor dein hingewiesener Fehler eintritt, ist wahrscheinlich schon gar kein Öl mehr vorhanden an Ankerpaletten, Lagern aber auch die Zugfeder.

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darkhouse  24.10.2017, 07:09
@U7rmacher

Interessanterweise habe ich diesen Effekt umgekehrt bei meiner damals nagelneuen Kemmner Octopus day-date (Sellita SW220) beobachtet. Sie hatte einen viel zu starken Vorlauf für die Ansprüche eines Herrn Kemmner (über 12 s/d). Begründung war: Die Unruh schwingt noch nicht voll aus, daher schnellerer Gang. Abwarten, das Werk läuft sich erst ein, die Schmierung muss auch erst richtig arbeiten. Und siehe da, es ergab sich ein perfekter Vorlauf von 1 s/d nach etwa 1 Monat. Kemmner rechnet das bei der Regulierung der Uhr schon ein. Toll.

Und ich ging bei der Antwort irreparabel davon aus, dass es preiswerte Uhren sind, die ein Großteil der Menschen kauft. Seiko 5, selbst ein ETA 2824-2 kostet als Ersatz komplett um die 70 €. Und bei einem 10 Jahre alten Seiko 7S25 überleg ich gar nicht erst. Da kommt für 40 € und bisschen Arbeit ein neues 4R36 rein, wenn die Uhr selbst es noch hergibt. Zu reparieren ist ohne Sicht auf die Wirtschaftlichkeit natürlich alles.

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U7rmacher  24.10.2017, 19:31
@darkhouse

Alle Uhrwerke müssen nach einer Überholung sich so erst mal einlaufen und dies bezieht sich ja auch auf eine frisch überholte Uhr. 1 Monat kommt mir doch sehr lange vor. Wie haben sich denn die Gangwerte danach verhalten?

Ein neues 2824iger Kaliber als kompletten Ersatz fängt erst ab 150,- € an und kann man qualitativ wie preislich nicht mit einer Seiko 5 (7S26) vergleichen. An nicht zertifizierte Firmen gibt es das Werk gar nicht mehr. Deswegen ist eine Überholung sinnvoller als ein kompletter WT auch speziell bei von einigen Herstellern finsierten werken.

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darkhouse  24.10.2017, 20:19
@U7rmacher

Dann nehme ich eben ein Sellita SW200. Gibt noch genug Quellen, Sellita SW200 um 80 €, rhodiniertes 2824 für etwa 115 €. Ich wollte es ja eben nicht mit einem 7S26 vergleichen, sondern nur herausstellen, dass ich bei diesem Werk erst gar nicht reparieren würde.

Der Gang regelte sich bei der Kemmner innerhalb eines Monats (Messdauer) auf die besagte +1 s/d. Und blieb so bis zum Verkauf, den ich übrigens heute noch bitter bereue...

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