Dass die Legalisierung von Cannabis das wichtigste Thema überhaupt sein soll, lese ich eigentlich nur in Beiträgen, in denen in Frage gestellt wird, dass es das wichtigste Thema überhaupt ist.
Der Koalitionsvertrag beinhaltet über 52.000 Wörter. Nur die folgenden 29 handeln von der Cannabislegalisierung.
Wir führen die kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu Genusszwecken in lizenzierten Geschäften ein. Dadurch wird die Qualität kontrolliert, die Weitergabe verunreinigter Substanzen verhindert und der Jugendschutz gewährleistet.
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https://www.bundesregierung.de/breg-de/service/gesetzesvorhaben/koalitionsvertrag-2021-1990800
Im Koalitionsvertrag werden zahlreiche Themen abgehandelt, von denen die meisten wichtiger als die Legalisierung sind. Das heißt aber nicht, dass es sich dabei um ein unwichtiges Thema handelt. Ein ganzer Regierungsapparat, in dem tausende Menschen arbeiten, kann sich problemlos gleichzeitig um viele verschiedene Dinge kümmern. Auch einzelne Menschen können sich problemlos mit mehreren Themen von verschiedener Wichtigkeit beschäftigen.
Wie wichtig das Thema tatsächlich ist, lässt sich anhand der Konsumzahlen erahnen. Die Regierung geht von rund 4,5 Millionen Konsumenten zwischen 18 und 64 Jahren aus. Das sind etwa 8,8 % der Menschen in dieser Altersgruppe. Wenn man bedenkt, dass die Hürde dafür, dass eine Partei ihre Wähler auf höchster Ebene im Bundestag vertreten darf, bei 5 % liegt, kann man sich in etwa vorstellen, wie relevant das Thema Cannabis tatsächlich ist. Und das sind nur die, die mehr oder wenige regelmäßig konsumieren und das auch noch recht konservativ geschätzt. Konsumerfahrung hat gut ein Drittel der Erwachsenen und etwa die Hälfte der jungen Erwachsenen.
Eine neuere Umfrage hat außerdem ergeben, dass etwa 7 % der Erwachsenen selbst anbauen oder das vor haben. Wenn man mal darüber nachdenkt, wie viele Menschen ihre Tomaten selbst anbauen und wie viele sie nur im Supermarkt kaufen, kann man vielleicht erahnen, dass es wesentlich mehr Cannabis-Konsumenten geben muss. Sofern die Zahlen so verlässlich sind.
Das sind jedenfalls nur die direkt Betroffenen. Indirekt sind aber alle Steuerzahler von der Prohibition betroffen. Sie tragen eine teure, unverhältnismäßige und auf Prohibition basierende Drogenpolitik mit. Unter dieser Politik werden
- mündige Bürger in ihrer allgemeinen Handlungsfreiheit eingeschränkt und
- gesunde und anständige Menschen kriminalisiert und pathologisiert, während
- kranke Menschen unnötig leiden, weil sie Angst vor Repressionen haben.
- Der Konsum ist aufgrund von Ersatzwirkstoffen und Streckmitteln aber schädlicher ist, als er sein müsste und
- organisierte Kriminelle fahren massive Profite ein und finanzieren darüber weitere kriminelle Aktivitäten.
Fachleute weltweit kommen zu der Einschätzung, dass Prohibition nicht der richtige Weg ist, um mit psychoaktiven Substanzen, bzw. deren Nutzern, umzugehen. Nicht, weil diese Substanzen harmlos sind, sondern weil es insgesamt schädlicher ist, diese zu illegalisieren.
Aufforderung zur Entkriminalisierung am 1.4.24, https://leap-deutschland.de/aufforderung-zur-entkriminalisierung-am-1-4-24/
Offener Brief an den Bundestag: Professorinnen und Professoren für das Cannabis-Gesetz, https://schildower-kreis.de/offener-brief-an-den-bundestag-professorinnen-und-professoren-fuer-das-cannabis-gesetz/