Tiere sind im Zoo nicht eingesperrt. Die Tiere im Zoo akzeptieren die Gehegegrenzen als Grenze "ihres" Reviers - so, wie sie es in der Natur auch täten.
Der Freiheitsbegriff lässt sich auf Tiere überhaupt nicht anwenden. Das romantische Bild vom "Leben in Freiheit" existiert schlicht und ergreifend gar nicht. Tiere sind an klimatische und ökologische Umweltbedingungen gebunden, an die sie angepasst sind. Auch die Topographie schränkt sie in ihrer Freiheit ein. Bei territorialen Arten sind sie durch Reviergrenzen ihrer Artgenossen beschränkt und selbst wandernde Arten machen das nicht, weil sie es toll finden, sondern weil sie es müssen, wenn sie nicht verhungern wollen. Nebenbei bemerkt: nennenswerte Wildtierbestände findet man heute sowieso nur noch in Nationalparks und ähnlichen Naturschutzeinrichtungen, die genauso vom Menschen verwaltet werden wie ein Zoo; viele Nationalparks sind sogar vollständig umzäunt.
Außerdem haben die modernen Zoos nichts mehr mit den Zoos des 20. Jahrhunderts zu tun. Die Zoogehege sind heute viel, viel größer und bieten den Tieren so viel Platz, von dem Haus- und Nutztiere leider nur träumen können. Sie werden optimal ernährt und im Krankheitsfall vom Veterinär versorgt. Außerdem werden die Gehege heute durch Enrichment bereichert, sodass die Tiere sich beschäftigen können und auch geistig gefordert sind. Die moderne Tiergartenbiologie hat den Anspruch, dass die Tiere im Zoo tiergerecht gehalten werden, d. h. alle Verhaltensweisen befriedigen und ausleben können, die sie auch in der Natur ausleben würden.
Zoos sind heute sogar wichtiger als je zuvor. Nach neuesten Schätzungen sind 2 Mio. der rund 8 Mio. auf der Erde lebenden Spezies in ihrem Überleben bedroht. Das Artensterben ist die größte Umweltbedrohung überhaupt, noch weit vor dem Klimawandel. Zoos leisten hier einen wichtigen Beitrag im Erhalt der Biodiversität. Alle wissenschaftlich geführten Zoos unterstützen und betreiben Naturschutzprojekte weltweit. Sie betreiben Auffangstationen, in denen verletzte oder beschlagnahmte Wildtiere gesund grpflegt und wieder ausgewildert werden. Sie helfen dabei, Land aufzukaufen und unter Schutz zu stellen, unterstützen die Ausbildung und die Ausrüstung von Rangern, betreiben Aufklärungskampagnen in der lokalen Bevölkerung. Sie erhalten und züchten bedrohte Arten, die ohne Zoos längst ausgestorben wären, z. B. Wisent, Kalifornischer Kondor, Waldrapp, Bartgeier, Säbelantilope, ...
Und Zoos erfüllen wichtige Forschungs- und Bildungsfunktionen sowie eine Erholungsfunktion. Die moderne Verhaltensbiologie wäre nicht denkbar, wenn es zoologische Einrichtungen nicht gäbe, in denen man das Verhalten der Tiere studieren könnte. Auch Veterinärmedizin und Naturschutzbiologie profitieren vom Wissen, das in Zoos gewonnen wird. Und Zoos betreiben Bildungsarbeit; Schulklassen können hier außerschulisch Wissen vermitteln, es gibt Gehegeschilder, Besucherführungen, Lernstationen, Thementage usw., die auf die Bedrohung der Tiere aufmerksam machen und für Naturschutz sensibilisieren.