Österreichische Wörter aus Italien?

6 Antworten

Österreich und Italien sind ja Nachbarn, da bleiben gegenseitige Entlehnungen nicht aus. Zudem gibt es auch ein paar Entlehnungen aus rätoromanischen Varianten Norditaliens (Friaulisch, Ladinisch).

http://www.uni-salzburg.at/fileadmin/multimedia/Alumni%20Club/documents/Romanistik.pdf

la stanza > "Gstanzl", il sposo > "Gspusi", la cazza > "Katzl" in "Katzlmacher"

https://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%A4rntner_Mundart

Die Kärntner Mundart kennt sowohl "Farfalan" (Suppeneinlage) von farfala (Schmetterling) als auch "Gitschn" (Mädchen) von chiccia (aus dem Friaulischen) und "tschentschen" (nörgeln) von tschantschar (aus dem Ladinischen).

Gerade in Kärnten gibt es auch viele südslawische (z.B. slowenische) Lehnwörter. Zum Beispiel die beliebte "Jause" (slowen. južina). Jause versteht man auch in anderen Teilen Österreichs.


aehwaatema  22.09.2018, 23:52

Gute Arbeit!

Tatsächlich würde man im Kärtnerischen mehr slowenische als italienische Lehnwörter finden, da bin ich mir sehr sicher, und umgekehrt.

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aehwaatema  23.09.2018, 00:00
@aehwaatema
Die Kärntner Mundart kennt sowohl "Farfalan" (Suppeneinlage) von farfala (Schmetterling) […]

Ach! Wieder was gelernt, dankeschön.

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Ich glaube nicht, dass es da viele Beispiele gibt - zumal durch die Geschichte Südtirols die Beziehungen zwischen Österreich und Italien lange alles andere als gut waren.

Auch die Marillen (= Aprikosen) haben keinen italienischen Ursprung.

Tschau / Ciao sagen auch viele Jugendliche weit außerhalb Österreichs und Bayerns.

Also das mit den Auberginen hab ich noch nie gehört, obwohl ich aus Österreich komme. Vielleicht sagt man das eher im Osten. Im Westen sagt man wirklich Auberginen.

Auch Tschau sagt man vor allem im Westen (also Vorarlberg und Tirol). Je weiter nach Osten man kommt, desto weniger hört/kennt man das.

Ansonsten haben sich manche Österreicher und Schweizer daran gewöhnt "Grazie" als Danke zu sagen. Aber wenn sagt man doch eher "Merci" (bzw. "Merce").

Ansonsten gibt es vermutlich nicht viele Wörter mit italienischen Ursprung. Wenn dann aber sicher in den alemannischen Dialekten (also Westen).

Wenn man "Österreichisch" ein bisschen weiter fasst > "Bairisch", dann gibt es dazu eine sehr gescheite Abhandlung:

Romanismen im Bairischen:
ein kommentiertes Wörterbuch mit Karten des Sprachatlasses Oberbayern (SOB) und des Kleinen Bayerischen Sprachatlasses (KBSA) sowie eine Diskussion zu Morphosyntax und Syntax

Inauguraldissertation eingereicht an der Philosophischen Fakultät der Universität Passau am 18.12.2002

von Isabel Alexandra Knoerrich

https://tinyurl.com/yaht3ph6

wo eine riesige Liste von Romanismen aufgezählt wird, die es in unseren Sprachraum (Mittel-Ost-Oberdeutsch) geschafft haben.

Ich bin auf diese Abhandlung bei der Suche nach dem Wienerisch-Ostösterreichischen Begriff "ein Alzerl", Aussprache: a Äudsa'l (für: "ein klein wenig", "ein bisschen") gestoßen, das a.a.O. aufgelistet und erklärt wird.

Woher ich das weiß:Recherche

Aischylos  28.05.2020, 12:17

ein Alzerl (at) = ganz wenig (gmd.)

die Alz (baierisch) = kleine Lederauflage auf den Schuhleisten, < italienisch alzo = ein Stück Leder, das den Schuh ausfüllt

https://books.google.ch/books?id=YmPa1bvfH3kC&pg=PA23&lpg=PA23&dq=der+Alz+beim+Schuh&source=bl&ots=jJu0_vSwrz&sig=ACfU3U2E3Y8nLPPVwElsixsBVbsO37NoHA&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwj7j5DhqdbpAhVQ2KQKHZFpAycQ6AEwAnoECBMQAQ#v=onepage&q=Alz&f=false

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Kneisser  01.06.2020, 10:13
@Kneisser

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DISS Isabel Knoerrich S.28
Alze (die)
[Handwerksmaterial]

SEM.: 1 ‚Lederauflage auf den Schuhleisten‘ 2 ‚ein bisschen, ein wenig, ein kleines Stück‘ , auch in KOLL.: ein Alzen Brot, ein Alzen Zucker, um ein Alzen ist es gefehlt. ETYM.: ital. alza ‚Stück Leder, das den Schuh ausfüllt‘ REG.: NB, OP; Ö: NÖ, Nord- und Südtriol. GRA.: <Elze>, <Eilze> PHON.: /altS/, /altSз/, auch mit l-Vokalisierung: /aötSn/ südwesl NÖ und /aütSn/ Weinviertel NÖ. Zum Teil ist Sandhi mit dem unbestimmten Artikel eingetreten: /naütSn/ Weinviertel NÖ. MORPH.: Die apokopierte Form Alz hat maskulines Genus. Die feminine Variante ist aber häufiger als die maskuline. Das Lexem bildet den schwachen Plural Alzen. KOMP.: Schusteralze, Alzenleist. DER.: Alzl, meist mit l-Vokalisierung: /aitSl. „Machen S‘ mir alsdann die neuchen um a Alzerl größer“ (Wien und die Wiener, Jänner 1950, p. 18 nach WBÖ). „machens mir mein Schuah a Alzl weider“ (Hügel, Wiener Dialekt nach WBÖ), aber auch in Bedeutung 2 häufig in KOLL.: ein Alzel ist noch da, noch ein Alzel mitgehen ‚ein Stück Weg mitgehen‘, noch ein Alzel dableiben/warten, sich um ein Alzel besser befinden. DOK.: Steir. Wortschatz 17 nach WBÖ. Schatz, sTiroler Wörterbuch 17 nach WBÖ und in diesen Regionen auch urkundlich ab 1784. OBJ.: Das Lederteil gibt der Schuster auf den Rist der Schuhleiste. Die Höhe des Leistenristes hängt vom Träger ab. Je höher er werden soll, umso mehr Leder gibt der Schuster auf den Rist. Meistens musste er ein bisschen nachlegen oder wegnehmen. Aus diesem Zusammenhang ergibt sich die Bedeutung 2. LIT.: BWB I 331. WBÖ I 169.

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Meinen Sie das nationale österreichische Standarddeutsch? Es enthält mehr Italianismen als die anderen Standarddeutsch (ch, de). Salzburg, Wien und Tirol waren wichtiges Tore für die Übernahme.

Das „Gstanzl“ etwa hat seine Wurzeln in der italienischen „stanza“ (Strophe), und „Gspusi“ kommt von „sposo“ (Bräutigam). Die abschätzige, für Gastarbeiter aus Italien gebrauchte Bezeichnung „Katzlmacher“ geht auf „cazza“ (Schöpfkelle) zurück.

Im „Dizionario di italianismi in francese, inglese, tedesco“ sind die Italianismen in Österreich aufgeführt.

www.italianismi.org

Nach:

http://www.uni-salzburg.at/fileadmin/multimedia/Alumni%20Club/documents/Romanistik.pdf$

Beispiele:

Agentie [agɛnˈtsiː] s. f.pl. -tien econ. / comm. / fin. Metà sec. XVIII. Sostituito da ‹Agentur›; oggi ancora in Austria: Agenzia della ‹Donau-Dampfschiffahrtsgesellschaft›. (PfeiferDuFDuÖ). 

irredentismo s. m.  dir. / pol. stor. 1884. Movimento politico che si propone di liberare le terre della patria soggette allo straniero, spec. quello sorto in Italia contro l’Austria, nel periodo 1915-1918. (DELI). 

Libresso  s. n.gen. -(s)pl. -saustr. econ. / comm. / fin. gastr. / enol. In Austria, caffè con libri, giornali e riviste. (DuF). 

triplice ( triplice alleanza ) n.proprio f.  dir. / pol. stor. 1882. Trattato di alleanza per la reciproca difesa, stipulato tra Germania, Austria e Italia nel 1882. (GDU). 

Vor allem Österreich hat viele Begriffe aus der Oper übernommen (Mozart!):

apart (a parte)

Applaus (applaudere)

Arie (aria)

bravo

Kasematte (casamatta)

Koloratur (coloratura)

Libretto

Oper (opera)

Ostinato

plaudern (applaudere)

...

Woher ich das weiß:Recherche

MagicMana 
Fragesteller
 10.06.2020, 16:08

Oh, wow, vielen Dank!

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Aischylos  23.06.2020, 07:05

Korrektur: wichtige Tore

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