Judentum?

5 Antworten

Die meisten Juden haben mit Religion nichts am Hut. Außerhalb Israels sind die meisten Juden, also ca 95% aller Galut-Juden, Atheisten oder Agnostiker, eben assimilierte Juden.

Und nur die Hälfte der Juden in Deutschland sind Mitglieder einer Synagoge, wegen der Hilfe die sie von dort bekommen, also nicht aus religiösen Gründen.

Von den 5% leben die meisten in liberalen Einrichtungen, der Rest in der Orthodoxie, irgendwas zwischen Liberal und Orthodoxie und die wenigsten sind ultraorthodox, wie zB Chabad oder Breslev.

Für Juden in Deutschland sehe ich keine Zukunft in Deutschland, der Zug war schon vor dem letzten Krieg abgefahren. Wer nicht nach Israel auswanderte und damit nach Hause kommt, der hat sich entschieden, unter zunehmenden Haß der Muslime zu leiden. Judenhass wurde ungebremst wieder salonfähig, so daß immer weniger rel. Juden sich verstecken, um den Haß auszuweichen. Wie krank ist diedeutsche Gesellschaft geworden, in der heute Juden wieder Angst haben zu leben.

Ich bin Ari, Harede, 2018 vor zuviel Haß aus Deutschland nach Israel geflüchtet. Erstmalig in meinem Leben muß ich mich nicht mehr verstecken. Niemand kommt und spuckt mich an, weil ich Jude bin. Niemand beleidigt mich, weil ich Jude bin. Niemand mobbt mich, weil ich als Jude nicht wert bin, nicht gemobbt zu werden. Nur das mich verprügeln weil ich Jude bin, hat man schnell unterlassen. Man sollte niemanden versuchen zu verprügeln, der seit mehr als 30 Jahren aktiver Karatekas ist.

Es gibt keine Vielfalt der Juden in Deutschland, zumal die meisten eh assimiliert sind. Grob aufgeteilt gibt's unter den sehr wenigen Religiösen nur liberale und orthodoxe Juden.

Solch eine Vielfalt wie bei uns in Israel gibt's in Deutschland seit 80 Jahren nicht mehr.

Was hat sich dein Lehrer nur dabei gedacht zu behaupten, es gäbe eine Vielfalt unter deutschen Juden?

Du kannst meinen Zeitungsartikel benutzen, wenn dir das weiter hilft.

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Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – אני יהודי ישראלי - Ich bin israelischer Jude.
 - (Judentum, Sinn des Lebens)

mulan  31.01.2023, 13:29

Lieber Ari,

es tut weh zu lesen, dass du ausgewandert bist wegen des Hasses, der dir begegnet ist. Das ist schlimm und unverzeihlich, was dir angetan worden ist.
Es tut mir aber auch weh, dass du den Hass auf Juden auf die Muslime beziehst. Das bedeutet, dass alle Muslime Juden hassen. So kommt es jedenfalls bei mir an. Dass es antijüdisch eingestellte Muslime gibt, ist leider wahr. Aber ich bitte dich einfach, nicht zu pauschalisieren, denn jede Pauschalisierung ist ungerecht, weil sie die falschen trifft. Zwar sprichst du dann auch - interpretierbar - von der kranken deutschen Gesellschaft, aber der Eindruck bleibt bei mir, dass der in Deutschland grassierende Antisemitismus von dir an den Muslimen festgemacht wird, ein Argument, was ich eigentlich nur von rechtspopulistischer Seite seit 2015 kenne. In Deutschland sind aber die meisten antisemitischen Übergriffe bis heute nicht hauptsächlich von Muslimen begangen worden, schon gar nicht von DEN Muslimen. Und während in Deutschland ca. 5% der Bevölkerung Muslime sind, leben in Israel m.W. um die 17% vornehmlich an (sunnitischen) Muslimen, so dass deine Bemerkung, dass man sich beim Verbleib in Deutschland dafür entscheide, den Hass der Muslime in Kauf zu nehmen, eigentlich ad absurdum geführt wird. Auch dir dürfte bekannt sein, dass Antisemitismus kein muslimischer Import ist sondern ein höchst hausgemachtes Problem ist, das seit fast 2000 Jahren besteht, d.h. seit es Juden in unseren Breiten gibt. Und es ist kein Phänomen nur des extrem rechten Randes. Es ist in der bürgerlichen Mitte schon immer dagewesen. … Gerade letztes Jahr war ich eingeladen zum Sukkot anlässlich 1700 Jahren jüdischen Lebens in Deutschland, was sehr spannend und lehrreich war. Es lehrte mich auch nach vielen Gesprächen mit dem Landesrabbiner und weiteren Leuten jüdischen Glaubens (mit einigen bin ich seit vielen Jahren befreundet), dass es trotz solcher bösen Dinge ein inzwischen reiches jüdisches Leben hierzulande gibt. Du wirst deine Gründe haben, aber ich glaube, dass es auch andere Erfahrungen gibt. Auch die, dass ich selber antijüdisch eingestellte Muslime seit 30 Jahren nur sehr selten registriert habe. Die allermeisten Muslime, die ich seit meiner Konversion vor 30 Jahren kennengelernt habe, sind nicht von dieser Art, die du leider erleben musstest. Aus Gesprächen mit meinen Geschwistern weiß ich, dass sie für die in Medien gelegentlich gezeigten antijüdischen Demos mit wütenden Schreihälsen in Deutschland nichts übrig haben. Sie schämen sich für solche Entgleisungen. Das sind meine Erfahrungen. Ich bedaure sehr, dass deine bitteren Erfahrungen dich vertrieben haben. Ich wünsche dir eine gute Zeit und ein erfolgreiches Leben.

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AriRosh  31.01.2023, 20:24
@mulan

Nein, bei weitem nicht alle Muslime. Bei einem Vorfall rettete mich ein Iman und stauchte die jugendliche Gang zusammen. Die wollten mir, so nach deren Angaben, das Licht ausblasen.

Danke.

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mulan  31.01.2023, 22:21
@AriRosh

Ich danke dir für die Richtigstellung.
Auch ich hatte mal eine Begegnung der unangenehmen Art. Vor ca. 20 Jahren, als ich Vorsitzender eines muslimischen Vereins war, hatte der damalige Landesrabbiner (ca. 70 Jahre alt) uns besucht, an einem Freitag. Als er angefragt hatte, ob er mal vorbeikommen könne, habe ich natürlich zugestimmt. … als das Freitagsgebet fertig war und alle wieder zu ihrer Beschäftigung wollten, hat ein Algerier auf einmal ihn lautstark beschimpft und Shaitan genannt. Der Rabbiner stand bei der Tür, wirkte sehr klein und schmal. … Ich habe diesen Bruder deutlich zurechtgewiesen und ihn daran erinnert, dass ein Muslim sich vollkommen anders zu benehmen hat. Ich forderte auf sich bei ihm zu entschuldigen. Er brüllte mich sofort an und sagte laut, dass ich nicht sein Bruder sei. … Naja. Ich habe ihm dann in aller Ruhe und deutlich gesagt, dass er sich soeben vom islam losgesagt hat und ihm geraten, dass er gut daran täte, wenn er Muslim sein wolle, die Shahada zu erneuern. Er ist wütend gegangen. … Die anderen und ich haben den Landesrabbiner um Verzeihung gebeten, solches erlebt haben zu müssen. Er hat mir gesagt, dass er schon schlimmeres erlebt hat. Mit Tee und Gebäck haben wir dann noch eine Weile zugebracht und ein sehr schönes Gespräch gehabt. Leider ist er letztes Jahr gestorben. Wir sind Gottes und zu Ihm kehren wir zurück. … Solches Fehlverhalten macht mich traurig und zornig zugleich.

Ich danke Dir!

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mulan  31.01.2023, 22:29
@AriRosh

Das Licht ausblasen … wie abartig können Menschen sich nur äußern und den Tod eines Menschen, der ihnen nich nicht einmal was getan hat, einkalkulieren. Gott sei Dank war der Imam zur rechten Zeit an der richtigen Stelle.

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AriRosh  01.02.2023, 00:01
@mulan

Beim ersten Vorfall hatten die sich auf meinem Nachhauseweg platziert, aber dazu hatten sie einen 2m großen und kräftigen Hühnen organisiert. Ich war in Begleitung eines anderen Juden, der auf einmal panische Angst bekam. Ich konnte ihn ein wenig beruhigen und ich machte dann einen Schlenker, um ganz nahe an dem Riesen vorbei zu gehen. Ich wollte einfach wissen, ob er sich prügeln wollte.

Ich bin seit 1984 aktiver Karateka, komme aber nur gegen maximal 4 Leute an. Bei der o.g. Begegnung waren es 11 Teens. Vielleicht hätte ich vier von ihnen mitnehmen können, "auf die andere Seite", aber nicht alle 11.

Im ersten Fall mit dem Riesen waren es nur drei. Also kein Problem für mich. Doch prügele ich mich höchst ungerne, egal wie stark oder schwach der Gegner.

Und noch einmal ging ich im Mai 2021 um mein Stadtteil in Haifa Streife, als die Unruhen in den Stadten waren, Häuser, Mülltonne und Auto in Brand gesetzt wurden. Ich wollte mein orthodoxen Vierte schützen und ging fast jede nach um 22 Uhr los. Alleine, ohne Begleitung. Sollte es zum Kampf kommen, sind Begleiter hinderlich, ich könnte sie versehentlich umhauen.

Mir begegneten oft Muslime, aber alle waren friedlich, keiner war auf Ärger aus.

Übrigens, mein Hausarzt ist auch Muslime. Eigentlich wollte ich einen orthodoxen Juden, aber der war nicht da und ich mußte zum Muslimen. Es stellte sich schnell heraus, der ist schwer in Ordnung. Also blieb ich bei ihm.

Ich urteile nicht die Menschen nach ihrer Herkunft, sondern nach ihren Taten. Nach der Devise lebte auch mein Vater.

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AriRosh  01.02.2023, 00:32
@mulan

Danke für die Mitteilung deines Erlebnisses.

Ein anderes ähnliches Erlebnis fällt mir dazu ein. Ein guter Freund von mir hatte Mal eine muslimische Freundin. Beim missionieren verliebte sie sich in ihn.

Als sie mich dann kennen lernte, erntete ich als erster, noch vor der Begrüßung, Vorwürfe, ich würde alle Muslime verurteilen, weil das alle Juden tun würden.

All mein Reden half nicht, ihr das auszureden und machte ihr dann folgenden Vorschlag:

Ich komme zu euch nach Dortmund. Dort laufe ich, wie ich Zuhause laufe. Also mit offenen Peod (Schläfenlöckchen), offener auffälliger Kippa (rel. Kopfbedeckung) und offenen Zizit (Schau-Fäden). Also quer durch die Dortmunder City. Und die solle mir berichten, was die Muslime alles sagten, da ich ja kein arabisch verstehe.

Ich selber laufe ungerne mit allem offen, denn es ist einfach nur nervig, mehrmals am Haß zu spüren zu bekommen. Geht meist von angespuckt werden, beleidigt werden, gemobbt zu werden. Verprügeln traute sich niemand mehr 💪.

Also versteckte ich alles was jüdisch ausschaute, so hatte ich weniger Streß.

Doch in Dortmund kannte mich niemand. Und das Mädchen hatte schon nach 200m alle Hände voll damit zu tun, die anderen Muslime zusammen zu stauchen, weil sie so abfällig über mich redeten, auf arabisch.

Nach einem km gab ich auf, denn sie war nur noch am Quatschen mit ihren Landsleuten und ich erhielt anschließend sogar eine Entschuldigung von ihr.

Nur ihr Hass auf Israel mußte geheilt werden und bot ihr an, meine damals Noch-Nicht-Heimat Mal zu besuchen. Denn sie war sich absolut sicher, alle Muslime würden in Israel täglich Schläge aushalten müssen. Sie wollte sogar nach Gaza rein gehen und ihre Solidarität äußern.

Als sie da war, so beschrieb mir es ihr Freund, war sie komplett irritiert. Nirgendwo fand sie Gewalt und nach einigen Dialogen nicht einmal unzufriedene Muslime. Sie mußte sich mehrmals vergewissern, daß sie in Israel war.

Sie wurde innerhalb 1/3 der Zeit ihres Aufenthaltes davon geheilt, den Arabern bzw arabische Israelis (falsch: Palästinensische Israelis) ginge es schlecht.

Ich selber lebe seit 4/2019 in Haifa, Vorzeigestadt für: Es geht miteinander auch friedlich.

Hier hab ich persönlich zu keiner Zeit unzufriedene Araber erlebt.

Was in den Problemstädten passiert, weiß ich nicht. Ich lebe in Haifa und hier war es sogar während der Unruhen meist sehr ruhig.

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mulan  02.02.2023, 00:59
@AriRosh

Persönliche Erfahrungen sind oft der Motor unseres Handelns. Deine Erfahrungen respektiere ich und freue mich, dass du dennoch differenzierst. Ich hoffe, du findest deine Mitte.

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Betina666  31.01.2023, 21:10

Ach, sie sagen die Deutschen sind Judenfeindlich! Das ist mir neu! Ich bin gebürtige Italienerin und Jüdin! Meine ganzen vorfahren stammen aus Italien und sind Anfang des 20. Jahrhundert zum Christentum konvertiert weil das radikale Judentum zu ekelhaft für uns war!

Ich kenne also diese Kulte der Juden und Christen sehr gut! Auch diese Tora!

Jetzt zu den Christen! Wir waren nie sehr religiös weil wir das Ganze als erfundene Geschichten empfanden! Trotzdem besuchte ich in meiner Jugend eine katholische Klosterschule und habe am eigenen Leib die Liebe Gottes und der katholischen Kirche miterleben dürfen!

Wir wurden neben den Hauptfächern noch mit diesem ganzen Bibelwahnsinn vollgestopft!

Wir mussten dieses perverse Werk auswendig lernen und wenn das nicht gesessen hat, gab es diese Liebe Gottes in Form von schwerster körperlicher Züchtigung!

Auch bekam ich meine jüdische Herkunft zu spüren (in Italien und nicht in Deutschland), dass ja bekanntlich im neuen Testament sehr ausdrucksvoll zu Tage kommt. Aber das kennen sie ja aus Deutschland wo die katholische Kirche sich mit Hitler arrangiert hat.

Meine Eltern haben relativ spät von mir erfahren, was sich tatsächlich hinter den heiligen christlichen Klostermauern abgespielt hat. Daraufhin zogen wir nach Paris, wo ich dort mein Abitur abschließen konnte und dann weiter an der Sorbonne Universität studierte. Ich danke heute noch meinen Eltern für diese Entscheidung mich von diesen faschistoiden Hirtenreligionen zu entfernen und meine 3 erwachsenen Kinder sind ebenso froh, dass sie ohne diesen perversen Gott, Jesu usw aufwachsen durften und somit intelligente Erfolgreich Menschen geworden sind! Auch wollen wir alle nichts mit einem Davidstern zu tun haben.

Mein Vater hat Israel nur 2-mal besucht und war von diesen orthodoxen Juden entsetzt und deren primitiven Tora/Altes Testament. Mich wollte einmal ein jüdischer Oberrabbiner im Flugzeug nicht neben sich platznehmen lassen. Cool der Davidstern und alle dies perversen Religion, führend das Christentum und nicht der Islam!

Also was sie für Ansichten hier verbreiten, da muss ich mich als Jüdin genieren!

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AriRosh  31.01.2023, 23:36
@Betina666

Wo schrieb ich, alle Deutschen seien judenfeindlich???

Die schlimmsten Antisemiten sind unter den Juden zu finden.

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Betina666  31.01.2023, 23:53
@AriRosh

Da habe sie absolut recht! Was meine Freundin aus Nes Harim berichtet, reicht eigentlich!

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Vielfalt: verschiedene Ursprungsländer, verschiedene Grade von Religiosität, verschiedene Altersklassen, verschiedene politische Einstellungen

Warum zeigen? Weiss nicht. vielleicht um Vorurteile zu vermeiden.

Auf jeden Fall könntest du sagen, dass die meisten Juden, die 1933 in Deutschland waren, emigriert sind (oder ermordet wurden) und nicht zurück kamen. D.h. ihre Nachkommen leben heute in England, Amerika, Südamerika, Israel, der Schweiz, etc.

Nach 1945 waren die meisten Juden in Deutschland "Displaced Persons", entweder Überlebende der KOnzentrationslager (meist aus Polen, Ungarn, Osteuropa) oder Überlebende der Verbrannung nach Sibirien/Asien in der UdSSR, die ursprünglich aus Polen kamen.

Sie blieben zumeist nicht in Deutschland, sondern wanderten in die USA, nach Kanada, nach Isreal aus.

ende 80er Jahre waren kaum noch Juden in Deutschland, ab 1990 kamen "Kontingentflüchtlinge" aus der UdSSR, ca. 100'000. Oder auch Einwanderer aus Israel.

Hallo. Ich kann mir vorstellen dass die Fragestellung in diese Richtung gehen will, dass du aufzeigst, wie die Vielfalt und der Beitrag von Juden in der Gesellschaft vor dem Hollocaust war. Zb. dass sie Händler, Handwerker, Verkäufer waren, wie sie lebten, zum Beispiel auch welche berühmten Personen auch jüdisch waren etc. Die Aufgabe soll die Vielfalt des Judentums in Deutschland aufzeigen. Ihre Kultur, Ihr Lebensstil, Ihre Beiträge. Man könnte Bauhistorisches aufzeigen, auch Musikalisches, etc.Gutes Gelingen!


mulan  31.01.2023, 11:06

Man sollte m.E. nicht nur die Vergangenheit im Blick haben. Es gibt auch heute ein reges jüdisches Leben.

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Wenn von bzw. über Juden gesprochen wird, hat man ein bestimmtes Bild (Stereotype) im Kopf. Das stimmt aber nicht. Es gibt nicht DAS Judentum bzw. DEN Juden. Deswegen ist es wichtig, über die Vielfalt jüdischen Lebens zu reden. Es gibt ja auch nicht DEN Deutschen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ich habe Religionspädagogik studiert.

Die vielfalt von jüdischen lebens ist wichtig, da sie ein beispiel für die vielfalt aller religionen und kulturen darstell.

Es zeigt ,dass die Juden in deutschland integriert sind und ein selbstbestimmtes leben führen