Ist der Mensch ein Irrläufer der Evolution?

"Irrläufer der Evolution" ist nicht die Meinung von Arthur Koestler (wie Goethe mit oe), sondern eine reißerische Verlagsidee, wie man sein Buch (Originaltitel "Janus") besser verkaufen könnte.

Mir liegt nicht das ganze Buch vor, aber ein Kapitel in "Die Armut der Psychologie" mit der Überschrift "Der Trieb zur Selbstzerstörung", das seinen Gedankengang enthält, der dann zum "Irrläufer der Evolution" übertrieben wurde. Das Wort "Irrläufer" kommt darin garnicht vor, obwohl er sich recht kritisch mit der Evolution des Menschen auseinandersetzt.

"Für den Biologen sollte es alles andere als unwahrscheinlich sein, dass auch der Homo Sapiens das Opfer eines winzigen Konstruktionsfehlers - vielleicht in den Schaltkreisen seines Nervensystems - geworden ist, der ihn für Illusionen anfällig macht und ihn zur Selbstzerstörung treibt." Dieser vorsichtig formulierte Satz ist es wohl, der zum "Irrläufer" aufgebauscht wurde.

Es lohnt sich, Koestler direkt zu lesen, bevor man über Schlagworte diskutiert, die angeblich auf ihn zurückzuführen sind.

Nach meiner Ansicht ist die Schwachstelle der Menschheit die Abhängigkeit von Kultur, die es guten wie schlechten Gewohnheiten bzw Systemen ermöglicht, sich zu entwickeln.

Und zur Zeit sind es überwiegend die schlechten Gewohnheiten, die dominieren. Langfristig besteht die Hoffnung, dass das gegenwärtige System des Gegeneinanders nur eine Art Kinderkrankheit der Menschheit ist. Um sie zu überstehen braucht es aber eine Immunisierung durch Erkennen der systemischen Zusammenhänge auf breiter Ebene.

Das ist meiner Meinung nach eher eine philosophische und subjektive Frage, als eine, die mit wissenschaftlichen Fakten beantwortet werden kann. Der Begriff "Irrläufer" impliziert, dass der Mensch nicht das beabsichtigte Ergebnis der Evolution ist.

Man könnte ja allerdings auch den Spieß umdrehen und die hervorragenden Eigenschaften der Menschen hervorheben, die ihnen dann - laut Köstler - zu einem "Irrläufer" machen. Ich denke ja nur an das Selbstbewusstsein, die Moral oder unsere kognitiven Fähigkeiten, die teils stark von anderen Lebewesen abweichen und uns Menschen somit "einzigartig" machen.

Hallo,

Ich weiß nicht, wer "Köstler" ist, dessen Meinung du zitierst. Das mit dem "Irrläufer", das ich auch zunächst nicht verstand, präzisierst du auf Nachfrage:

Dass wir als biologisches Wesen im Gegensatz zu den anderen dem Untergang geweiht sind.

Dazu meine ich, dass die allermeisten Lebensformen, die es bisher auf diesem Planeten gab, irgendwann wieder verschwunden, ausgestorben, untergegangen sind. Insofern scheint es mir eher der Normalfall zu sein, "dem Untergang geweiht" zu sein.