Ganggenauigkeit einer mechanischen Handaufzugsuhr und Reparaturmöglichkeit?

2 Antworten

Ein Service kann dazu führen, dass die Gangabweichungen konstanter verlaufen.

Theorie: Mechanischer Uhren leben nach der Kraft, die ihr über die Zugfeder gegeben wird. Über Zahnräder wird diese Kraft transportiert und von der Hemmung, meist Unruh mit Spirale, sozusagen 'dosiert'.

⇨ Dieses Kräfteverhältnis muss genau abgestimmt werden. Hierzu ist es vorteilhaft, dass diese Kraft der Zugfeder uneingeschränkt dort ankommt, wo sie gebraucht wird.

Letztendlich kann man mechanische Uhren 'regulieren', damit diese eine tolerable Zeitanzeige ermöglichen.

Doch hier gibt es ganz klar Grenzen:

  • mechanische Uhren werden nie perfekt gehen! Denn die Kraft der Zugfeder ist bei Vollaufzug stärker als, wenn sie fast abgelaufen ist. Das führt dazu, dass die Uhr anfangs 'vor' und kurz vorm Ablaufen 'nach' geht.

Die Kunst des Uhrmachers liegt darin, die Uhr so zu regulieren, dass die Uhr im Durchschnitt +4 Sekunden 'vor' geht.

Deine Uhr: Geht schonmal vor, was erst einmal sehr gut ist!

⇨ An dem Wert +60 bis +90 Sek/Tag ist erst mal nichts verkehrt. Bei einer Uhr mit Sekundenzeiger fällt das allerdings deutlicher auf.

Bevor jetzt ein Uhrmacher an der Uhr rumspielt, musst du diesen Wert konkretisieren.

Gangprotokoll: Die Zeitwaage eines Uhrmachers misst die Genauigkeit immer auf 24 Stunden.

⇨ Heißt in deinem Fall, dass du die Uhr von zum Beispiel 15:00 bis 15:00 Uhr nächsten Tages beobachtest. Das mal auf eine ganze Woche machen von Mo bis Fr um dein Trageverhalten mit einrechnen zu können.

Sehr wichtig ist auch, dass du die Uhr immer zum gleichen Zeitpunkt aufziehst und dies in deinem Gangprotokoll notierst.

Folgendes kann passieren:

  • Das Gangverhalten ist völlig chaotisch: Die Uhr verfügt über keine adäquate Ölung, Zapfen rau, Lager ausgeschlagen, Defekt, Schmutz im Reguliersystem und eine Regulierung ergibt keinen Sinn= Die Uhr muss überholt werden.
  • Das Gangverhalten ist korrekt, konstante Abweichung: Die Uhr kann man regulieren lassen, sofern noch genug Öl sich in den Lagern befindet. Andernfalls schadet man der Mechanik, wenn diese 'trocken' in Betrieb genommen wird.

Auch hier gibt es natürlich Grenzen...

  • Manche Uhren, gerade im unteren Preissegment, sind nunmal nicht so hochwertig. Da ist eine Abweichung in deinem genannten Bereich völlig akzeptable.

Hinweis: Mechanische Uhren möchten alle 3-5 Jahre überholt werden. Manche laufen natürlich länger, aber irgendwann bleiben sie stehen oder die Gangwerte verschlechtern sich.

⇨ Ein Uhrmacher kann das vor Ort kann denn Allgemeinzustand des Uhrwerkes besser beobachten.

Mein Tipp: Sofern die Abweichung einigermaßen konstant ist, würde ich einfach mal die Uhr weniger stark aufziehen.

⇉ So kannst du die Kraft auf die Hemmung ein wenig reduzieren.

Aufpassen nur, dass die Uhr noch genug Kraft hat um den Tag zu überstehen. Auch kannst du die Uhr Abends ganz aufziehen und morgens vorm rausgehen sekundengenau stellen usw.

Ausprobieren...

Gerne Fragen!

U7rmacher

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Salue

Deine Toleranzwerte für eine mechanische Uhr, egal welcher Bauart, sind eigentlich recht gut und deuten darauf hin, dass nichts gemacht werden muss. Der Uhrmacher bringt sie nicht genauer hin. Meine teure Markenuhr mit Automatik seit dem Kauf vor 13 Jahren geht immer etwas mehr nach. Ich muss sie häufiger nachstellen. Die Abweichung ist grösser als bei Deiner Uhr.

Die Mikro-Mechanik arbeitet mit engsten Toleranzen. Es sind aber unzählige Zahnräder, die ständig im Eingriff sind. Mit der Zeit nützen sich die Zahnräder im 1000stell Millimeter Bereich ab. Kleine Zahnräder mehr als grosse.

Nun hängt es noch davon ab, in welcher Lage und bei welcher Luftfeuchtigkeit und -Temperatur die Uhr jeweils läuft.

Dies alles sind Eigenschaften eines mechanischen Getriebes im Mikroformat. Diese Maschine lebt! Wen interessieren da noch ein paar Sekunden Abweichung!

Es sind für mich Kunstwerke für den täglichen Gebrauch.

Tellensohn