Brauchen Asexuelle auch keine Selbstbefriedigung?

6 Antworten

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Das ist unterschiedlich und kann nicht pauschal beantwortet werden.

Die Definition von Asexualität umfasst nur, dass man keine sexuelle Anziehung zu anderen Menschen verspürt und kein Bedürfnis nach Sex (sondern eventuell sogar eine Abneigung) mit anderen Menschen hat.

Masturbation hat damit aber nichts zu tun. Manche Asexuelle haben keinerlei Bedürfnis danach, weil sie zB auch keine sexuelle Erregung erleben. Andere können sehr wohl erregt werden oder sogar bestimmte Fetische haben. Diese wollen sie dann aber eben nicht mit einem Partner ausleben, sondern wenn dann nur durch Selbstbefriedigung.

Das hat damit nichts zu tun. Sexuelle Erregung kann zB (bei Frauen) auch einfach durch mechanische Reize etwa wie bei Verstopfungen entstehen, weil der Kot dann durch die Membranen den G-Punkt reizt. Oder durch Erschütterungen in der Straßenbahn wird die Gebärmutter stimuliert.

Menschen mit normalem Hormonhaushalt werden normalerweise regelmäßig sexuell erregt. Das ist einfach ein biologischer Vorgang. Es heißt aber nicht unbedingt, dass sie dann Sex wollen. Masturbation wird einfach gemacht, um den Druck loszuwerden. Ähnlich wie wenn man wegen einer vollen Blase pinkeln geht.

Daraus jetzt zu schließen, man sei in Wirklichkeit gar nicht asexuell, ist falsch

Das ist verschieden.

Manche wollen es nicht, haben nie ein Bedürfnis dazu und machen es auch nie.

Manche nutzen Selbstbefriedigung für andere Zwecke als die bloße Auslebung der Sexualität - zb kann ein Orgasmus Kopfschmerzen und Regelschmerzen lindern.

Und wieder andere machen das auch gern.

Asexualität heißt nicht "Jemand hat niemals unter irgendwelchen Umständen irgendwas mit Sex und Sexualität zu tun", sondern es heißt "Jemand fühlt sich nie oder fast nie zu irgendwem, egal welches Geschlechts, sexuell hingezogen".
Oder, stumpfer gesagt: Es geht darum, das man nie eine Person wahrnimmt und sich dann denkt "Boah mit dem*der will ich in die Kiste steigen". Auch wenn das sehr häufig miteinander einhergeht.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bin bisexuell und nichtbinär & kenne viele andere 'Queere'.

Das ist von asexueller Person zu asexueller Person unterschiedlich. Denn Asexualität schließt nicht zwangsläufig auch körperliche Libido, d. h. spontane sexuelle Erregung aus. So neigen manche Asexuelle eben dazu, so zu sagen mal "Hand anzulegen".

Genau genommen ist es zwar korrekt, dass Asexualität eigentlich die Abwesenheit des Bedürfnisses nach sexuellen Aktivitäten jedweder Form bezeichnet; dabei geht es eben nicht nur um das Interesse bzw. Desinteresse an Geschlechtsverkehr mit anderen Leuten. Dennoch gibt es auch Menschen, die zwar durchaus (im Sinne von Selbstbefriedigung) sexuell aktiv sind, sich jedoch eben zu nichts und niemandem sexuell hingezogen fühlen. Diese Menschen werden ebenfalls der Asexualität zugeordnet, auch wenn sie diese nicht hundertprozentig, also wortwörtlich erfüllen.

Was alle tatsächlich Asexuelle jedoch gemeinsam haben, ist die komplette Abwesenheit des Verspürens von sexueller Anziehung. Dabei geht es zudem nicht nur um (andere) Menschen. Auch etwa sexuelle Erregung durch bestimmte Objekte (Fetische/Kinks) sowie bestimmte Handlungen bzw. Darstellungen davon (Pornographie) setzen immer noch sexuelle Anziehung alldem gegenüber voraus. Diese ist nun mal ein klares Ausschlusskriterium für Asexualität. Dass Asexuelle ein sexuelles Leben im Rahmen von Fetischen, Kinks, Pornographie etc. führen könnten, sehe ich daher vollkommen anders. Denn sexuelle Anziehung ist sexuelle Anziehung; gegenüber wem oder was, spielt überhaupt keine Rolle. Fetische/Kinks, also sexuelle Erregung durch Gegenstände und/oder Materialien, betrachte ich als eine Form von Objektsexualität und nicht als Asexualität!

Lange Rede, kurzer Sinn: Asexuelle können ein Verlangen nach Selbstbefriedigung empfinden, sie werden dabei aber nicht durch äußere Einflüsse wie Menschen, nichtmenschliche Individuen/Objekte oder Darstellungen von Handlungen erregt.

EDIT (siehe Kommentare):

In Fachliteratur können Asexuelle kinky sein und Fetische haben:

Auch diese so genannte "Fachliteratur" beruht jedoch nicht auf sexualwissenschaftlichen Erkenntnissen, sondern schlicht auf subjektiven Wahrnehmungen von Einzelpersonen, die sich direkt für "a-/nichtsexuell" halten, nur weil sie lediglich an Sex mit anderen Personen nicht interessiert sind. Auch Kinks/Fetische sind genau genommen jedoch eine Form von Sexualität und damit eben keine Asexualität. Einfachste Logik.

das ist wenig überraschend, wenn man weiß, dass du zB Pädophilie als sexuelle Orientierung bezeichnest.

Was das Eine mit dem Anderen zu tun haben soll, erschließt sich mir zwar nicht. Die sexuelle Orientierung aber, die jemand hat, beruht im Grunde auf der eigenen sexuellen Anziehung, die wiederum darauf abzielt, wie man hinsichtlich Sexualität auf der Basis bestimmter Aspekte andere Individuen, Objekte und/oder auch sich selber wahrnimmt. Von daher kann durchaus auch Pädophilie als sexuelle Orientierung angesehen werden. Bei einer sexuellen Orientierung muss es nicht automatisch nur um Geschlechter/Gender gehen.

Wer keine sexuelle Anziehung verspürt, hat auch keine sexuelle Orientierung und ist deshalb asexuell.

Und alles, was irgendwie mit Sex zu tun, kommt in den gleichen Topf. High Heels Fetisch: sexuelle Orientierung. BDSM: sexuelle Orientierung. Vielweiberei: sexuelle Orientierung.

1. Eine sexuelle Orientierung muss noch lange nicht zwangsläufig zu Sex führen; siehe etwa Litho- oder Aegosexuelle. Diese Menschen verfügen zwar durchaus über eine eindeutige sexuelle Orientierung, ihre Litho-/Aegosexualität hindert sie aber daran, diese tatsächlich auch auszuleben und an sexuellen Interaktionen teil zu haben. Daher, so denke ich, muss ich auch auf den unsinnigen Vergleich mit der Vielweiberei nicht weiter eingehen.

2. Ein Fetisch auf bestimmte Gegenstände und/oder Materialien stellt im Grunde genommen eine gewisse Form von Objektsexualität dar. Einen Fetisch als sexuelle Orientierung zu sehen, ist folglich gar nicht so abwegig; wenn auch nicht der Fetisch an sich die sexuelle Orientierung darstellt, sondern die Objektsexualität als Überbegriff.

Dann gibt es plötzlich eine sexuelle Orientierung, die illegal ist und therapiert wird und die andere nicht.

Zum einen ist eine sexuelle Orientierung niemals illegal; auch Pädophilie nicht. Illegal können Handlungen sein. Jedoch niemals Gegebenheiten wie eine sexuelle Orientierung/Neigung/etc., die sich keiner aussucht.

Zum anderen kann Pädophilie gar nicht therapiert werden. Das ist nämlich nichts anderes als eine "Konversionstherapie". Diese funktionieren nicht; wie die entsprechende Kommentatorin in eigenen Antworten richtigerweise selber geschrieben hat. In ihrem Kommentar zu meiner Antwort hier sagt sie aber plötzlich Gegenteiliges aus...

Und dann behaupten, dass es Beweise gibt, dass sexuelle Orientierung durch ein Trauma entsteht oder durch Konditionierung.

Welche andere Antwort von mir die Kommentatorin damit meint, ist mir mehr als klar. Allerdings fände ich es angebracht, wenn man mit derlei Anspielungen bei der Wahrheit bleiben und mir nicht die Worte verdrehen würde. Dass es Beweise gäbe, wie eine sexuelle Orientierung entsteht, habe ich NIE behauptet! Ich sprach von Hinweisen! Hinweise sind keine Beweise!

Liebe Grüße.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Experte bzgl. Grau- & Asexualität; Ende 2012 eigenes Outing.

Mayahuel  11.05.2024, 12:53
sehe ich daher vollkommen anders.

das ist wenig überraschend, wenn man weiß, dass du zB Pädophilie als sexuelle Orientierung bezeichnest.

nichtmenschliche Individuen/Objekte oder Darstellungen von Handlungen erregt.

In Fachliteratur können Asexuelle kinky sein und Fetische haben:

This research aimed to explore how kinks and fetishes are conceptualised, experienced, and negotiated by asexual individuals.

https://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/19419899.2019.1679866

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Religionskritik  11.05.2024, 19:10
@Mayahuel
wenn man weiß, dass du zB Pädophilie als sexuelle Orientierung bezeichnest.

Ja und?

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Mayahuel  11.05.2024, 19:19
@Religionskritik
Ja und?

Zum einen ist es eine ungewöhnliche Definition. Und zum anderen bringt sie eine Menge Probleme mit. Dann gibt es plötzlich eine sexuelle Orientierung, die illegal ist und therapiert wird und die andere nicht.

Und alles, was irgendwie mit Sex zu tun, kommt in den gleichen Topf. High Heels Fetisch: sexuelle Orientierung. BDSM: sexuelle Orientierung. Vielweiberei: sexuelle Orientierung.

Völlig egal, welche Ursachen es dafür gibt. Und dann behaupten, dass es Beweise gibt, dass sexuelle Orientierung durch ein Trauma entsteht oder durch Konditionierung.

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Manche Asexuelle masturbieren, andere nicht.

Asexuelle (im Sinne von sexueller Orientierung) haben bloß kein sexuelles Interesse an Personen, können aber durchaus ein sexuelles Leben durch Masturbation, Porn oder Kinks (Fetisch) führen.

Und können romantische Beziehungen mit anderen Menschen haben. Falls sie das nicht mögen, sind sie nicht nur asexuell, sondern auch aromantisch.

Unter dem Begriff asexuell sammelt sich alles Mögliche, zB Libidoverlust (das hat aber nichts mit sexueller Orientierung zu tun):

Asexualität sollte auch nicht mit dem Fehlen einer Libido im Sinne des spontanen Auftretens von sexueller Erregung oder dem Bedürfnis nach Masturbation verwechselt werden.
Diese allgemeine Libido kann bei Asexuellen wie bei jedem anderen Menschen stark oder schwach ausgeprägt sein.

https://de.wikipedia.org/wiki/Asexualit%C3%A4t