Warum jubeln AFD-Anhänger bei TikTok über den Angriff auf einen SPD-Politiker?

8 Antworten

Von Experte Geraldianer bestätigt

Frust.

Wenn man Demokratie oder unser System nicht verstanden hat und es niemand erklärt, entsteht Frust gegen Entscheidungsträger. Das entlädt sich dann auf solch eine Weise wie Schadenfreude.

Weder hatte Merkel noch hat Scholz die Angewohnheit ihre Politik oder komplizierte Zusammenhänge zu erklären. Auch die Medien haben mittlerweile Bild-Zeitungsniveau erreicht und sind weit weg von investigativem oder aufklärerischem Journalismus. Sie greifen jede noch so schwachsinnige Schlagzeile des Springer-Konzerns ungeprüft auf und schwadronieren fröhlich darauf los, ohne zu hinterfragen zu recherchieren, sondern setzen ihre zweckfreien Kommentare anstelle einer seriösen Berichterstattung.

Da ist es dann kein Wunder, wenn sich einige abwenden und ihr Heil im Internet suchen, wenngleich sie damit vom Regen in die Traufe geraten und in der noch hetzerischen Alu-Hut-Blase landen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Insiderwissen
Von Experte kami1a, UserMod Light bestätigt

Daran sieht man die egoistische und rücksichtslose Denkweise von einigen dieser Wähler. Das passt auch zu meiner These, dass die AfD weitgehend eine "Egoistenpartei" ist. Austeilen können sie (auch verbal), aber einstecken können sie nix (dann wird herumgepienst, notfalls wird wieder die olle Kamelle "aber der Westen hat den Osten doch so schlecht behandelt" herausgeholt - gähn).

Glaubt jemand, dass das ein Zufall war, dass das in Dresden (und nicht in Saarbrücken) passierte?!

BennTheMan  05.05.2024, 16:17
Glaubt jemand, dass das ein Zufall war, dass das in Dresden (und nicht in Saarbrücken) passierte?!

Kaum etwas dürfte ferner liegen (nicht nur geografisch) - im Saarland hat die AfD bei der letzten LTW sogar Stimmen eingebüßt und hat es mit 5,2% gerade so in den Landtag geschafft (in dem die SPD die alleinige Mehrheit hält).

Die AfD steht bei den kommenden Kommunalwahlen in Saarbrücken noch nichtmals auf dem Wahlzettel - die sind hier sowas von lost und zerstritten.

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vanOoijen  05.05.2024, 17:18
@BennTheMan

Bei uns in Aachen habe ich bisher nicht ein einziges Plakat der AfD mehr gesehen.

Die Afd hatte hier kommunal auch nur 5,6% zuletzt.

Deutschland ist zweigeteilt. Die Wiedervereinigung erweist sich als langwierige Problem, auch wenn nicht verschwiegen werden soll dass 70% auch in Sachsen keine AfD-Anhänger sind.

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BennTheMan  05.05.2024, 17:38
@vanOoijen

Der Osten hatte halt von 33-89 keine demokratischen Strukturen - dies sind 3 ganze Generationen, die von Misstrauen und Betrug durch den Staat, der die gesamte Gesellschaft durchsetzt und vergiftet hat, deren Vertrauen nicht mehr zu gewinnen ist.

Auch die Strukturen unserer westlichen Demokratien wurden nicht verstanden - unser Fehler: Aufklärung, wie das mit PR und Lobbyismus läuft, wie Politik und Wirtschaft verflechtet ist und das die Wahrheit nur durch die Vielfalt der Medien zu finden ist, haben wir ihnen verschwiegen.

Warum sonst wollen die, die in der DDR eine extreme Diktatur sahen, nun ähnliche Strukturen zurück?

Das Saarland ist ebenso strukturschwach wie der Osten - nur erkennt man dort die Vorteile die Demokratie- und Europafreundlichkeit für solche Regionen.

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vanOoijen  05.05.2024, 17:42
@BennTheMan

Meine Frage von vor 2 Monaten "Warum wurde Ostdeutschland nie richtig entnazifiziert?" wurde leider von der Moderation gelöscht nachdem sie 50 Minuten online war.

Angeblich wegen Feindseligkeit gegenüber Dritten (in dem Fall wohl den Ostdeutschen).

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BennTheMan  05.05.2024, 20:25
@vanOoijen

ab 89 wurden viele Fehler gemacht - vor allem politisch motivierte, aufgrund von Wahlterminen und Forderungen der westlichen Wirtschaft.

Im Osten waren viele der Ansicht, daß Helmut jeden einzeln an die Hand nimmt und ihn ins Wunderland führt - aber dieses Wunderland gab es halt nie.

Dies wusste die CDU, aber anstatt die Erwartungshaltung zu dämpfen, wurde sie sogar noch gepusht.

Alles abseits davon wurde ignoriert - egal welche Alternativen und egal, ob sie von Wessis oder Ossis kamen.

Kanzlerkandidat Lafontaine (damals tickte der noch sauber - persönliche Meinung) wollte einen Osten, der sich aus eigener Kraft reorganisiert und entwickelt - um dann zu einem späteren Zeitpunkt eine Vereinigung auf Augenhöhe zu erreichen. Das wollte aber niemand hören.

Stattdessen wurde der Osten einfach überrannt und die Wirtschaft filetiert - ein riesiger Blankoscheck für die westdeutsche Wirtschaft.

Mit überlegterem Handeln und weniger verarsche hätten wir diese Probleme heute nicht - als Ossi wäre ich mir auch verarscht vorgekommen, aber auch wegen meiner Naivität (hätte man auch selbst drauf kommen können, wenn alle Wünsche nicht nur erfüllt, sondern auch noch potenziert erfüllt werden sollen...).

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BennTheMan  05.05.2024, 20:57
@vanOoijen
Ich weiß.

Davon bin ich ausgegangen - liegt eher daran, daß wenn ich alle paar Wochen mal was kiffe, mich manchmal selbst gerne reden höre. Ist jetzt aber geregelt, habe mich an die Schokolade erinnert, die ich gestern gekauft habe😉

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Gerechtigkeit2  05.05.2024, 17:55

Schön festgestellt, dass sich in Parteien ausschließlich Egoisten tummeln. Das würde die AFD nur gleicher machen mit allen anderen Parteien.

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guenterhalt  09.05.2024, 21:25
notfalls wird wieder die olle Kamelle "aber der Westen hat den Osten doch so schlecht behandelt" herausgeholt

ganz so abwegig ist das nicht. Es gab eben nach 1990 so viele Änderungen im Leben der Ostdeutschen bei denen viele Erwartung und Realität nicht zusammen passten. Dabei muss die Realität materiell nicht mal schlechter sein bzw. gewesen sein. Für welchen Ostdeutschen hat sich das Umfeld auf Arbeit nicht geändert? In der DDR hatte man kurze Wege zur Arbeit, wie viele mussten Arbeitsstellen in den alten Bundesländern annehmen?
Diese "Erfahrung" wird über Generationen weitergegeben. Ist das nicht ein Ansatzpunkt, für eine Alternative?
Sie (die AFD) können das nicht zurückrollen, auch nicht Ändern, sie finden aber Gehör, weil sie alles versprechen können.

"Hier wird ein Bürgersteig entstehen" Geht zwar nicht, die Straße ist nicht breit genug, wie viele Wähler erkennen das vor der Stimmabgabe?

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OlliBjoern  09.05.2024, 23:09
@guenterhalt

Ja natürlich gab es viele Änderungen, und es ist auch einiges schief gelaufen. Auch von Seiten des Westens sind Fehler gemacht worden. Das bezweifle ich gar nicht. Ich meine nur, dass es konstruktive Reaktionen darauf gibt und solche, die nicht konstruktiv sind (sondern destruktiv).

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Hallo! Ich hoffe mal, dass auch in der AFD nur eine Minderheit so reagiert

Dass zumindest ein Teil der AFD eine andere Republik will, ist bekannt. Es wird mit Populismus gearbeitet - muss man hinnehmen

Aber wen jetzt noch Gewalt dazu kommt, läuten die Alarmglocken

Schönen Sonntag

vanOoijen  05.05.2024, 16:46

Ich finde auch, dass due rote Linie damit endgültig überrschritten ist.

Das sind Zustände wie in der Weimarer Republik 1930.

Gegen diese Schlägertrupps in Dresden muss der Rechtsstaat jetzt die Glacéhandschuhe ausziehen. Und auch mit den dortigen rechtsextremen Strukturen innerhalb der Polizei aufräumen, um die Täter effektiv zu verfolgen und abzuurteilen.

Darein müssen nun alle Kapazitäten investiert werden. Der Rechtsstaat und die Demokratie müssen sich jetzt spätestens von ihrer wehrhaften Seite zeigen.

Was in Dresden passiert ist politischer Terrorismus.

Und als Terroristen müssen die dortigen Schlägertrupps verfolgt werden.

Und wenn Verbindungen zur AfD bestehen muss endlich ernsthaft das Verbotsverfahren vorbereitet werden.

Es reicht!

Demonstrieren kann man vorher.

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Gerechtigkeit2  05.05.2024, 17:57
@vanOoijen

Dann sperr halt den 17 Jährigen ein, der möglicherweise ein psychisches Problem hat.

Das darf im übringen nicht mal die Polizei, weil der erst 17 ist, und damit noch nicht ganz ausgewachsen - oder anders gesagt - der ist noch nicht ganz dicht.

Man kann aufbauend auf einem psycho-Versagen eines Unmündigen gar kein rationales Handeln ableiten. Außer zum Artzt schicken.

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vanOoijen  07.05.2024, 15:15
@Cosmos136

Und diese Verharmlosung von wegen 17 und 18jährige könnten keine Terroristen sein verstehe ich auch nicht.

Diese Heranwachsenden müssen die volle Härte des Rechtsstaates zu spüren bekommen um die antidemokratische Einstellung in ihren Köpfen eventuell wieder zu brechen, wenn es das Elternhaus nicht geschafft, oder sogar noch gefördert, hat. Auch das kann der Erziehungsauftrag des Jugendstrafrechts sein.

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Cosmos136  07.05.2024, 15:34
@vanOoijen

Zumindestens wenn es um Gewalttaten gegen Leute geht. Jeder hat das Recht von mir aus alles zu machen, solange keine andere Person davon zu Schaden kommt. Jeder mag auch Sachen so sehen, wie er sie will, solange er sie einem Anderen nicht gewaltvoll aufdrücken möchte. Ich bin eigentlich extrem libertär. Libertär heisst aber auch, dem Anderen nichts anzutuen nur für seine Einstellung. Und natürlich sind viele Leute gereizt und haben Probleme, was aber keine Entschuldigung von Gewalttaten sein soll.

Ich finde, es sollte auch ein zusätzlicher Test gemacht werden, um die Reife einer Person festzustellen, zumindestens, wenn diese schon bekannt für solche Vergehen ist.

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vanOoijen  07.05.2024, 17:58
@Cosmos136

Ich bin im Alter von 22 Jahren auch zusammengetreten worden und hatte ganz ähnliche Verletzungen wie Ecke. Danach auch jahrelang Prozess über 3 Instanzen gegen die Täter.

Jedenfalls habe ich absolut kein Mitleid wenn jemand 17 oder 18 ist. Die halten die JVA besser aus als 50jährige.

Also warum nicht einfach mal 2 Jahre einsperren?

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Du wirst bei jedem Angriff auf einen Politiker einer Partei irgendwelche Trottel finden, welche das total abfeiern.

Das heißt keineswegs, dass auch nur im Ansatz ein signifikanter Anteil an AfD-Anhängern diesen Angriff gut heißen oder es begrüßen.

Kirschen pickend durch die Kommentarsektionen von Twitter, Youtube, Tictoc oder irgendwelchen Zeitungen ziehen und ein paar Trottel dort als Vertreter einer Personengruppen von mehreren Millionen Menschen darzustellen ist komplett dämlich.

Das liegt vielmehr in der Natur der Plattform Tiktok. Reife und besonnene Menschen sind dort absolute Minderheit und es ist klar, dass ein AfD-Sympathisant dort nicht den Durchschnittsanhänger oder gar Repräsentanten widerspiegelt. Selbstredend ist es noch immer widerlich, Gewalt zu verherrlichen, aber eine Partei kann beim besten Willen nichts dafür, dass sich in ihrer Anhängerschaft brutale und infantile Narren befinden.