Wieso sprechen die Menschen in Andalusien so undeutlich Spanisch? Woher kommt das?

7 Antworten

Das ist überhaupt nicht undeutlich, sondern eine regionale Variante. Es ähnelt mehr dem kanarischen und dem mittel-/südamerikanischen und karibischen Spanisch, das viel, viel mehr Menschen sprechen als das Halbinsel-Spanisch, das man hier in der Schule lernt. Ich finde es viel verständlicher als das der madrileños.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Sprachdienstleister

Einefrageja 
Fragesteller
 07.08.2020, 21:49

Echt? Dann hast du das vielleicht anders gelernt als ich.

Ich hab das argentinische/mexikanische gelernt.

Das versteh ich viel besser und hört sich auch viel besser an finde ich.

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languagewizard  07.08.2020, 21:54
@Einefrageja

Mexikanisch finde ich nun wieder abgefahren. Aber es ist einfach eine andere Variante, an die ich nicht gewöhnt bin. Das ist mit der anderen Aussprache unter den mittel-/südamerikanischen Varianten für mich eine Ausnahme. Argentinisch finde ich nicht so schwer, aber da hilft Italienisch auch viel beim Vokabular, wegen der vielen italienischstämmigen Einwohner.

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Das liegt an dem entsprechenden Regiolekt bzw. Dialekt. Das kennt man hierzulande vom Ostdialekt wie zum Beispiel dem sächsischen oder auch Süddeutschen wie dem bayrischen Dialekt. Auch das saarländische ist oft nicht sofort einfach zu verstehen. Ein Hochdeutschsprechender hat gelegentlich Schwierigkeiten genau zu verstehen was gemeint ist.

Denn zu dem eigentlichen Dialekt kommt oft noch der Regiolekt hinzu. Das kennt man verstärkt vom Regiolekt aus dem Ruhrpott der dort auch Ruhrdeutsch genannt wird, oder auch vom sauerländischen Regiolekt. Darunter versteht man das es regional für einige Dinge, Gegenstände, Personen usw.. andere Bezeichnungen gibt als im Hochdeutschen.

Das gilt logischerweise auch anders herum und auch nur für den Fall das wirklich sehr stark im Dialekt gesprochen wird. Generell hat man das in jedem Land der Erde. Im englischen von London ausgehend zum Beispiel in richtung Norden. Je nördlicher es wird, je unverständlicher wird es für diejenigen die es nicht Sprechen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Wie fast überall gibt es auch in Spanien Dialekte.

Wer nur Hochdeutsch gelernt hat, wird auch denken, dass ein Bayer "undeutlich" spricht. Wer Schwedisch gelernt hat, wird auch denken, dass jemand aus Schonen "undeutlich" spricht.

Das sind nun mal regionale Varianten.

Spanische Varianten unterscheiden sich u.a. in den  Bereichen des Yeísmo und des Seseo. (also wie ll und c gesprochen werden)  

Vermutlich sprechen sie nicht "undeutlich", sondern einen Dialekt. Wie auch in Deutschland eher wenig richtig hochdeutsch gesprochen wird.

Die sprechen nicht undeutlich, sondern eben eine eigene (von drei) Variantes. Wie du ja festgestellt hast, spricht man in Argentinien auch wieder ein komplett anderes Spanisch: Sho sha shegué a Sevisha y preparé posho con reposho, y vos?

In Mexiko sprechen sie dagegen weitgehend ein Spanisch, wie es auch in Kastilien gesprochen wird. Also eigentliches Hochspanisch.

In Andalusien werden dagegen c, s und z vereinfacht (wie in ganz Lateinamerika und auf den Kanaren, weil andalusischer Einfluss) und Vokale betont, Konsonanten geschwächt. Dadurch fallen weitere Vokale zusammen (z. B. -ado zu ao, para acá zu pa'cá), was über die Wortgrenze hinweg nach allgemeingültigen Regeln des Spanischen eben zu Diphthongen (Silbenverschmelzungen) führt. Nur eben auf das Hörbare angewandt.

Hör mal Reggaetón, irgendwelche Musik aus dem Karibikraum, vor allem Kuba, der Dom. Republik, Venezuela etc. Und du wirst feststellen, dass man dort sehr ähnlich wie in Andlausien spricht: herzlicher, dynamischer, vokalbetonter.

Dagegen spricht man im Hochland (Anden, Hochebene Mexikos) monotoner, gleichmäßiger konsonantbetonter, wie eben in Madrid auch, weil das lateinamerikansiche Hochland erst viel später von den Spaniern entdeckt wurden und zunächst die Besiedelung Amerikas von Andalusien aus geschah. Und Andalusien bzw. Sevilla war damals das Maß aller Dinge. Dagegen war Madrid ein Dorf.

Was Mexiko betrifft spricht man Spanisch ja ganz im Süden oder im Karibikraum auch wieder anders. Das kommt dann wieder eher ans Andalusische hin, was manche Eigenschaften betrifft.

Und in Argentinien eben grundsätzlich anders, weil dort ein Galicischer, allgemein nordwestspanischer, aber auch italienischer Einfluss herrscht. Dort nennt man Spanier auch allgemein Gallegos.