Warum ist Mathematik so schwer?
Beim Blick auf deutsche Schulen und meine eigenen Schuljahre habe ich festgestellt, dass viele Menschen Schwierigkeiten mit dem Fach Mathematik haben. Viele Schülerinnen und Schüler empfinden Angst oder erzielen schlechte Leistungen in diesem Fach, und die Durchfallquoten in mathematischen Studiengängen sind hoch. Zum Beispiel brechen 70 bis 80 Prozent der Studierenden ihr Mathematikstudium ab. Selbst Abiturienten kämpfen oft mit Mathematik. Warum ist dieses Fach so herausfordernd? Liegt es daran, dass die meisten Menschen nicht ausreichend begabt sind? Oder liegt es an ineffektiven Lehrmethoden oder vielleicht nur an den deutschen Bildungssystemen? Wie sieht es im internationalen Vergleich aus? Warum ist Mathematik trotz angemessenen Lernens so schwierig? Es wäre ungerecht anzunehmen, dass alle Studierenden, die in Mathematik durchfallen, einfach nicht genug gelernt haben. Doch was läuft hier schief?
6 Antworten
Mathematik ist nicht schwer. Sie ist logisch.
Da uns keine Strukturen für logisches Denken angeboren werden, müssen wir die durch Training entwickeln. Im Prinzip genauso wie mit dem Löffel essen oder laufen.
Die meisten Menschen üben aber zu wenig. Lehrer dürfen keine Hausaufgaben aufgeben, Mathebücher kommen scheinbar ohne viele Übungsaufgaben aus im Gegensatz zu früher.
Das geht schon damit los, dass die meisten Schüler heutzutage nicht mal mehr einfache Kopfrechenaufgaben lösen könne. Und ich meine hier so Sachen wie 3x1/4 oder 30:2.
Nun ist Rechnen nicht Mathematik. Aber es ist die Grundlage dessen. Und wenn die schon fehlt, wo soll der Rest herkommen?
Hier im Pott wird an den Gymnasien der Lambacher-Schweizer genutzt. Und da sind nicht viele Aufgaben drin.
Wir haben sehr viele Schüler, die unser Archiv an Aufgaben ausgiebig nutzen.
Lambach Schweizer ist doch das tolle Konzept wo man Übungshefte zusätzlich zum Buch kaufen kann oder eben auch nicht, oder? Eine pure Geldmacherei :-(
Haben wir alle da.
Chef meint, die seien auch nicht sooo überzeugend.
Aber du hast schon recht. Was soll das, dass man zusätzliche Übungshefte für nicht wenig Geld erwerben muss?
Meiner Ansicht nach liegt dies an vielen verschiedenen Dingen. Ein grundlegendes Problem ist dass es bei vielen Menschen geradezu als Ritterschlag gilt in Mathe schlecht gewesen zu sein:
https://www.amazon.de/Mathe-immer-schlecht-Mathematikern-Verst%C3%A4ndlichkeit/dp/3834807745
„Ganz furchtbar ist es mit den Politikern. Wenn ein Landrat oder ein Minister eine Mathematiktagung eröffnet, kokettiert er richtig damit, dass er schon in der Schule in Mathematik schlecht war und von unserer Wissenschaft rein gar nichts versteht. Ein Skandal! So ein Mann würde sich doch nie trauen, bei der Eröffnung eines Anglistenkongresses zuzugeben, dass er kein Englisch kann.“
Mathematik wird als mühselig empfunden, da bei vielen Themen keine konkrete Anwendbarkeit im Alltag der Schülerinnen und Schüler sichtbar ist. Dies ist nicht neu und vielen Didaktikern auch bekannt. Ihre Idee war nun statt zu viel Theorie im Unterricht zu haben statt dessen krampfhaft auf Anwendungen zu setzten. Dies hat meiner Meinung nach die Sache nicht verbessert, sondern verschlimmert. Ohne fundierte theoretische Kenntnisse sind die Anwendungsaufgaben kaum zu bewältigen und zusätzlich wirken sie aufgesetzt. Tatsächlich ist meiner Meinung nach in den ersten zehn Jahren ein immer wieder Üben der mathematischen Methoden sinnvoller, um wesentliche Grundlagen zu legen.
Dazu kommt, das Mathematik nicht nach dem Schema "Lernen, prüfen, vergessen" funkioniert. Das kleine Einmaleins und das Rechen mit negativen Zahlen, das Manipulieren von Termen, das Ausmultiplizieren und Ausklammern, das Bruchrechnen, die Potenz- und Logarithmusregeln, all dies benötigt man immer und immer wieder. Wenn eines dieser Themen nicht wirklich sitzt kann man dem Stoff in weiterführenden Schulstunden praktisch nicht mehr folgen. Man kann sich da auch nicht wie z.B. in Deutsch mit vielen schönen Worten irgendwie rausschwurbeln, man versteht lediglich Bahnhof. Gerade deshalb ist noch mal mein Appell: Grundlagen lernen, immer und immer wieder. Als meine Tochter mit ihrer Lerngruppe aus der 11. Klasse zu einem Power-Lerntag bei mir saß habe ich zum Einstieg ein Übungsblatt für das kleine Einmaleins ausgeteilt, danach eines zum Termrechnen. Die Ergebnisse waren ... nicht gut.
Schlußendlich ist Mathematik lernen auch eine neue Sprache lernen. Und diese mathematische Sprache, die vollständig abstrakt ist, ist sicher nicht einfach. Sie erfordert eine Einlassungsbereitschaft, die leider nicht jeder und jede mit sich bringt. Lieber wird dann "In Mathe war ich immer schlecht" in Kauf genommen.
Weil es die abstrakte Sprache der Naturwissenschaften ist und die Beziehungen der Teilchen und Dinge untereinander sind eben so komplex, dass wir sie nur mit der Mathematik beschreiben und verstehen können. Ohne das wäre niemals ein Flaschenzug erfunden worden, geschweige denn Fernsehgeräte, Radios, Raumfahrt oder nur Deine Klospülung mit Fallrohr und Abwasserkanal.
Viele Menschen sind nicht ausreichend begabt dafür. Ausserdem baut alles Schritt für Schritt auf und viele sind irgendwo nicht mitgekommen. Ansonsten ist Fleiss sehr wichtig in diesem Fach!
Mathematik hat nichts mit Begabung zu tun. Jeder und jede der oder die nur die Verfahren übt kann in Mathematik eine 4 oder eine 3 erreichen. Mit ein wenig mehr Arbeit und Einlassungsbereitschaft für die mathematische Denkweise ist auch eine 2 möglich. Wichtig ist lediglich, und daran scheitert es oft, das gelernte dann nicht zu vergessen, denn in einem halben Jahr braucht man es wieder. Eine 1 in Mathematik zu schaffen ist tatsächlich schwer und das ist auch mir in den seltensten Fällen gelungen. Und trotzdem habe ich erfolgreich Mathematik studiert.
Mathematik ist nicht schwer. Zum einen sind die Lehrer inkompetent, den Stoff angemessen zu vermitteln, zum anderen werden die Schüler einfach immer dümmer.
Mathematisches Denken IST schwer. Du scheinst von Lehrerinnen und Lehrern wenig Ahnung zu haben. Schülerinnen und Schüler sind heute nicht dümmer als früher.
Wie lernt man mathematisch Denken? Ist das trainierbar?
Mathematisches Denken IST schwer.
Ich habe viele Jahre lang Nachhilfe in Mathematik gegeben. Resultat: Es ist eine Frage des Zugangs, den man als Lehrer dem Schüler bereitet.
Du scheinst von Lehrerinnen und Lehrern wenig Ahnung zu haben.
Zum einen war ich selbst jahrelang Schüler, saß also direkt im Unterricht, zum anderen habe ich durch die eben erwähnten Nachhilfestunden mitbekommen, wie der Unterricht auf diejenigen wirkt, die Probleme mit dem Fach hatten.
Schülerinnen und Schüler sind heute nicht dümmer als früher.
Die Gesellschaft im Allgemeinen ist wesentlich dümmer als früher.
Zum einen war ich selbst jahrelang Schüler, saß also direkt im Unterricht, zum anderen habe ich durch die eben erwähnten Nachhilfestunden mitbekommen, wie der Unterricht auf diejenigen wirkt, die Probleme mit dem Fach hatten.
Ich weiß das viele Erwachsene denken, sie wären die besseren Lehrer oder Lehrerinnen. Mich hat eine Lehrerin meines Sohnes mal auf den Boden geholt, indem sie mir klar gemacht hat das mein mathematisches Fachwissen nichts damit zu tun hat wie Kinder und Jugendliche sich Mathematik erarbeiten. Ein wenig mehr diesbezügliche Bodenhaftung würde dir auch gut tun. Wenn du denkst ich hätte keine Erfahrung mit Mathenachhilfe und ich wäre nie Schüler gewesen bist du leicht im Irrtum.
Die Gesellschaft im Allgemeinen ist wesentlich dümmer als früher.
Das halte ich für Unfug.
Nach einigen neueren Untersuchungen sind Schülerinnen und Schüler heute sehr wohl dümmer als früher, lies z.B. https://www.focus.de/gesundheit/werden-menschen-duemmer-umwelthormone-eine-gefahr-fuer-das-menschliche-gehirn_id_7847170.html
Ich weiß das viele Erwachsene denken, sie wären die besseren Lehrer oder Lehrerinnen.
Beileibe, das denke ich nicht.
Wenn du denkst ich hätte keine Erfahrung mit Mathenachhilfe und ich wäre nie Schüler gewesen bist du leicht im Irrtum.
Derlei zu denken wäre absurd.
Das halte ich für Unfug.
So sei es.
Oder aber die Gründe für ein schlechteres Abschneiden im Intelligenztest (der nichts mit "Dummheit" zu tun hat) sind andere
https://www.deutschlandfunknova.de/beitrag/flynn-effekt-iq-nimmt-ab-und-wir-werden-duemmer
https://www.spektrum.de/news/warum-die-intelligenz-nicht-weiter-steigt/1612044
nämlich z.B. das von mir in meiner Antwort beklagte Absinken der Abstraktionsfähigkeit.
die gemessene Intelligenz ist aber (immer schon) eine Vorhersage für den Schulerfolg. Falls die Tests heute schlechter ausfallen, dann impliziert das ein schlechteres Abschneiden in der Schule, so wurden diese Tests konstruiert. Die Schülerinnen und Schüler sind also meinetwegen nicht dümmer geworden, aber halt schlechter in der Schule.
die gemessene Intelligenz ist aber (immer schon) eine Vorhersage für den Schulerfolg
Nein. Wenn du dir die verlinkten Artikel durch liest wirst du feststellen dass sich das Messkriterium für die Intelligenz in den letzten Jahrzehnten massiv geändert hat. Nun erleben wir eine Korrektur oder ein Arbeiten auf ein Gleichgewicht. Man darf nicht vergessen dass der IQ und seine Messung ein relativ junges Thema sind. Alles was passiert dient letztlich dem Abgleich und der Kalibrierung des IQ. In einigen Jahrzehnten mag der IQ dann tatsächlich ein guter Prognosewert sein.
Naja, das ganze Konzept des IQ wurde vor über 100 Jahren entwickelt, führend durch Prof. Charles Spearman von der Uni London. Diese Entwicklung stand ganz am Anfang der modernen naturwissenschaftlichen Psychologie, und das primäre Ziel war die Vorhersage der Schulabschlussleistung durch Tests am Anfang der Beschulung. Es ist KEIN relativ junges Thema, eher das älteste was es in der modernen Psychologie gibt.
Was Du meinst dürften neumodische Alternativtheorien sein, die nun versuchen den längst etablierten Begriff Intelligenz und IQ für andere Zwecke in Beschlag zu nehmen; die sollten sich besser einen neuen anderen Namen suchen.
Du hattest aber gemeint es läge daran, dass die Schüler immer dÜmmer würden. Aber schon mein Vater hatte 1947 von seinem Mathelehrer zu hören bekommen "Was sind Sie blos für ein Dummkopf"
Die Schüler werden immer dümmer, da die Gesellschaft immer dümmer wird.
Mathebücher stecken auch heute noch voller Übungsaufgaben. Aber diese stellen meist Anwendungen von Mathematik auf konkrete Probleme dar. Und wenn man die Theorie nie wirklich gelernt hat kann man diese auch nicht auf die Praxis anwenden. Wir haben uns über das Thema "Pisa-Orientierung" ja schon unterhalten.