Schach als Unterrichtsfach?

10 Antworten

In der östlichen Welt hat man erfolgreich Schach in der Schule unterrichtet.

Nun gut, ob man besser oder schlechter Schach spielt, ist dabei nicht so entscheidend. Aber man lernt dabei wichtige Schlüsselqualifikationen: Du übernimmst Verantwortung für Deine Entscheidungen, Du musst Ressourcen maßvoll einsetzen, nach einer angemessenen Bedenkzeit dann eine Entscheidung treffen und den Zug ausführen. Und Du lernst, dass Dein Handeln Nebenwirkungen mit sich bringt und das Verfolgen eines Ziels andere Ziele vernachlässigt. Und natürlich lernst Du, strategisch zu denken.

Wenn man hie und da Manager hört, die Leute rauswerfern und damit Kosten sparen und auf sich auf einmal die Augen reiben, dass Know-How weg ist und die Projekte nicht mehr fehlerfrei abgewickelt werden und das richtig teuer wird - denen hätte eine Partie Schach im Vorfeld vermutlich geholfen.

Unbedingt ab der ersten Klasse! Je früher Kinder das Schachspiel lernen, desto besser lernen sie es.

Es wird wohl eher an den mangelhaft ausgebildeten Lehrern und Eltern scheitern, die befürchten, ihr Nachwuchs würde zu clever. Die würden aber zugleich eines lernen: Wissen kann man nie genug haben, nur muss man es nicht überall anbringen!

Dass ein Ex-Zellenforscher Präsident eines Vereins werden darf, ist ja viel wichtiger!

Nein, weil Schach nicht jedermanns Sache ist, und im Leben auch nicht unbedingt notwendig ist. Nicht für die Schule, für das Leben lernen wir. Als Wahlfach gerne, gibt es bei uns an der Schule, aber nicht als reguläres Unterrichtsfach. Dazu ist auch die Kapazität an verfügbaren Lehrerstunden zu gering und der nicht gerade unbedenkliche Unterrichtsausfall ist ein Argument dagegen.


DedeM  20.04.2017, 20:36

Moin,

obwohl ich grundsätzlich deiner Meinung bin, dass Schach nicht unbedingt ein reguläres Schulfach sein muss, möchte ich dennoch zu bedenken geben, dass deine Argumentation in zweierlei Hinsicht möglicherweise etwas kurz gedacht sein könnte.

Auf der einen Seite tue ich mich schwer mit dem Argument, dass Schach nicht Jedermanns Sache sei. Das gilt gewiss für so manch anderes Schulfach auch, ohne dass dieses deshalb gleich aus dem Fächerkanon fliegt.

Gerade weil man (angeblich) nicht für die Schule, sondern fürs Leben lernen soll, könnte Schach als Schulfach eine interessante Idee sein. Natürlich nur, wenn man dabei nicht nur freie Partien spielt. Aus vielen Antworten hier schließe ich, dass aber genau diese Vorstellung zugrunde zu liegen scheint, wenn man Schach als Schulfach ablehnt. Aber Schach als Schulfach müsste natürlich viel, viel mehr vermitteln, als die bloßen Spielregeln, um dann gemütlich ein paar freie Partien zu spielen oder als Klassenarbeit ein paar Kombis zu lösen.
Schach könnte - richtig vermittelt - sehr viel Nützliches fürs Leben vermitteln. Das Akzeptieren und Einhalten von Regeln, logisches Denken, Schulung von räumlicher Vorstellungskraft, das Erlernen von Strategien zur Problemlösung, mit eigenen Fehlern umgehen lernen, Entscheidungsfindungsprozesse, Fair-play, um nur ein paar Dinge zu nennen, sind Felder, die durch eine gründliche Vermittlung im Zuge dieses Spiels geschult werden könnten. Und das (auch) noch dazu auf spielerischem Wege.
Darüber hinaus kann Schach die Phantasie beflügeln, eine künstlerische Ästhetik vermitteln und ein beglücktes Lächeln auf die Gesichter von Kindern zaubern.
Nicht unerwähnt lassen möchte ich auch die Möglichkeit, über das Schachspiel geschichtliche Aspekte oder den Zusammenhang zwischen Spielentwicklung und Kultureinflüssen zu untersuchen. Wenn man die weltweit vorhandenen Schachvariationen wie Shogi (Japan), Xiang-Chi (China), Jiang-Ghi (Korea), Sittuyin (Myanmar), Makruk (Thailand)... hinzunimmt, könnte man sogar ein Plädoyer für Völkerverständigung durch kulturelle Erkenntnisse und gegenseitigen Respekt ins Feld führen.
Und ganz zum Schluss macht Schach vielleicht nicht allen, aber doch einigen Spaß. Und warum sollte man beim Lernen nicht auch etwas Spaß haben?

Wie gesagt, ich finde nicht, dass man Schach zum Schulfach machen muss, aber es aus unreflektierten pauschalen Gründen abzulehnen, halte ich auch nicht für richtig.

LG von der Waterkant.

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ichbinich2000  20.04.2017, 21:35
@DedeM

Okay, ich gebe dir in vielem Recht in deiner Argumentation. Ich selbst spiele gerne Schach, aber gerade deshalb sehe ich, dass es lange dauert, bis man Schach lernt. Von daher ist eine Benotung in einem Schulfach "Schach" rech schwierig. Denn am Anfang wird jeder, der Schach gerade neu lernt, in einer Prüfung eine 4 oder schlechter bekommen, weil man am Anfang eben nicht das macht, was einen Schachspieler doch ausmacht: Das Vorausplanen seiner Züge, die Erarbeitung seiner eigenen Strategie und das Hineinversetzen in den Gegner. Dabei kommt man zum nächsten Thema: Wie will man eine Prüfung durchführen? Den Schüler vor ein bestehendes Szenario setzen und lösen lassen? Da es in den allermeisten Fällen mehrere Möglichkeiten zu ziehen gibt, kann man nicht sagen, welcher Zug besonders gut und besonders schlecht ist. Und zum Schach gehören immer zwei, der zweite muss aber auch in jeder Situation individuell und auf seine eigene Art spielen, somit wären für die Note eines Schülers zwei Menschen verantwortlich. Das wäre nicht fair.

Ich gebe dir Recht, dass man in der Geschichte des Schachspiels viel lernen kann, aber man sollte es nicht übertreiben. Würde man Schach als Schulfach einführen, müssten entweder ein oder mehrere andere Fächer Stunden (und damit Unterrichtszeit) einbüßen, was nicht verantwortbar wäre, oder die Freizeit der Schüler noch mehr dran glauben. Das geht auch nicht. Schach ist ein Hobby und man sollte niemanden dazu zwingen, statt im Fußballverein sich auszutoben, in einem Raum zu hocken und ein Brettspiel zu spielen. Bewegungsmangel führt auch zu Konzentrationsschwäche, die im Schach aber ziemlich hinderlich ist. Die Kinder sitzen heutzutage schon viel genug herum.

Schach ist ein Spiel, das zu spielen man nicht immer in der Lage ist. Wenn man schon einen Schultag mit 6 Stunden hinter sich hat und dann noch Schach spielen soll, würde das zu verständlichem Unmut unter den Schülern führen. Wenn jemand Schach nicht spielen kann und dann auch noch durch Erschöpfung in seinem Widerwillen, das Spiel zu spielen gestärkt wird, wird er es auch nie lernen. Denn was der Mensch nicht mag, lernt er nicht gerne.

Du wirst mir sicher Recht geben, wenn ich sage, dass die bisher unterrichteten Fächer sinnvoll fürs Leben sind, sinnvoller als Schach jedenfalls. Ich sehe es zurzeit bei mir in der Schule. Man muss Prioritäten setzen. Und nur weil es einigen aus einer Klasse gefällt... der Rest wird es doch wohl eher als Bestrafung sehen.

Guten Abend

ichbinich2000

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DedeM  21.04.2017, 13:24
@ichbinich2000

Moin,

jaaa! Genau das meinte ich. Ich war und bin ja deiner Meinung und habe ja auch in meinem Kommentar damit angefangen, dass auch ich gute Gründe sehe, Schach nicht als verbindliches Schulfach einzurichten. Alles, was ich wollte, ist, dass man aber nicht verkürzt und relativ unreflektiert etwas ablehnt und mit entsprechend oberflächlichen Gemeinplätzen (das bezieht sich weniger auf deine Antwort als auf andere Antworten hier) abkanzelt. Deshalb habe ich stellvertretend bei dir den "Advocatus diaboli" gespielt und versucht, Gegenargumente aufzuzählen (gegen die man selbst auch wieder argumentieren kann). Was du jetzt im Kommentar geschrieben hast, sind gute Gründe für deine Ablehnung. Sie bieten eine gesunde Grundlage, um sich damit auseinandersetzen zu können. Und das ist gut! Mehr wollte ich nicht erreichen.

LG von der Waterkant.

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Nein, auf keinen Fall. Es gibt viel wichtigere Wissenslücken, als Schach, die nicht im Lehrplan stehen.

Es wird nicht sein. Aber bei uns wurde es lange zeit als zusatzfach angeboten. Ich finde ein, zwei jahre grundkurs könnte man schon nehmen. Nur gibt es schon einige schachspieler und jeder bräuchte dem unterricht auf seinem niveau