Leugnete Marx die Metaphysik?

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Marx hat sich kritisch zur Religion geäußert, die über metaphysische Ideen wie Gott, Seele und Leben nach dem Tod etc. handelt, dass sie Opium für das Volk sei:

"[378] [...] Das Fundament der irreligiösen Kritik ist: Der Mensch macht die Religion, die Religion macht nicht den Menschen. Und zwar ist die Religion das Selbstbewußtsein und das Selbstgefühl des Menschen, der sich selbst entweder noch nicht erworben oder schon wieder verloren hat. Aber der Mensch, das ist kein abstraktes, außer der Welt hockendes Wesen. Der Mensch, das ist die Welt des Menschen, Staat, Sozietät. Dieser Staat, diese Sozietät produzieren die Religion, ein verkehrtes Weltbewußtsein, weil sie eine verkehrte Welt sind. Die Religion ist die allgemeine Theorie dieser Welt, ihr enzyklopädisches Kompendium, ihre Logik in populärer Form, ihr spiritualistischer Point-d'honneur |Ehrenpunkt|, ihr Enthusiasmus, ihre moralische Sanktion, ihre feierliche Ergänzung, ihr allgemeiner Trost- und Rechtfertigungsgrund. Sie ist die phantastische Verwirklichung des menschlichen Wesens, weil das menschliche Wesen keine wahre Wirklichkeit besitzt. Der Kampf gegen die Religion ist also mittelbar der Kampf gegen jene Welt, deren geistiges Aroma die Religion ist.
Das religiöse Elend ist in einem der Ausdruck des wirklichen Elendes und in einem die Protestation gegen das wirkliche Elend. Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volkes.
|379|Die Aufhebung der Religion als des illusorischen Glücks des Volkes ist die Forderung seines wirklichen Glücks. Die Forderung, die Illusionen über seinen Zustand aufzugeben, ist die Forderung, einen Zustand aufzugeben, der der Illusionen bedarf. Die Kritik der Religion ist also im Keim die Kritik des Jammertales, dessen Heiligenschein die Religion ist.

http://www.mlwerke.de/me/me01/me01_378.htm

Ich glaube, dafür gibt es keine Zitate.

Marx war eben Realist mit einem idealistischen Ziel der Gesellschaftsveränderung. Ihn störte ja das ewige Weltinterpretieren der philosophischen Metaphysiker, weil es die damalige Arbeitssklavenhaltergesellschaft nicht vernichtete.

Manche sprechen von seinem christlichen Sozialismus, weil er Gut und Böse erkannte, manche denken an seine Umsetzung der Kantianischen Aufklärung "Sapere aude!" - "Wage weise zu sein, über Gut und Böse nachzudenken!".

Manche denken sofort an den gewaltvoll revolutionären Leninismus, wenn sie "Marxismus" oder "Kommunismus" hören - und heute denkt man an den antiprivaten Staatskapitalismus der Pseudodemokratie zum Beispiel Chinas und Russlands mit all seinen mafiösen Oligarchen.

Der pure Materialismus fast überall! Und Metaphysik? Wohl völlig egal, ob es sie gibt oder nicht.