Ist das Deutsche Rote Kreuz seriös?

11 Antworten

Ich finde da muss man ganz klar unterscheiden.

Der Ortsverband vor Ort der im Erweiterten Rettungsdienst und Katastrophenschutz tätig ist macht seine Arbeit nicht gewinn orientiert und den halte ich für seriös.

Anders sehe ich es bei den Landes- und Bundesverbände, die sind ja größtenteils Gewinn orientiert und die finde ich nicht grade seriös.

Von Experten Udavu und rotesand bestätigt

Hi,

Ist das Deutsche Rote Kreuz seriös?

Naja. An für sich ist es schon seriös.

Das DRK leidet aber an den typischen Problemen einer Großorganisation. Es leidet auch an seiner Organisationsstruktur. Es leidet auch unter der schwammigen Trennung des ideellen und des refinanzierten Bereichs. Und es leidet mitunter auch an seiner Monopolstellung, die es zweifellos innehat.

"Das DRK" als solches gibt es einfach nicht - jeder Ortsverein, jeder Kreisverband und jeder Landesverband sind erstmal rechtlich vollkommen eigenständig. Das Motto "viele Köche verderben den Brei" trifft sinngemäß durchaus zu.

Und in Entscheidungen höherer Ebenen werden durch die darunter liegenden durchaus beeinflusst - egal, ob sie sie im Einzelfall betreffen oder nicht.

Und dann sind da eben diejenigen, die sich bereichern wollen (und es auch versuchen bzw. tun) - die gibt es im DRK natürlich genauso, wo anderswo.

Ob das gezeichnete Bild in der Form der Realität entspricht - zumindest mal nicht flächendeckend (aus eigener Erfahrung). Aber "good news" bringen halt keine Zuschauer und damit keine Werbeeinnahmen...

Rettungswagen missbraucht werden für Krankenfahrten

Das kommt je nach Region tatsächlich vor. Das Problem hierbei ist: mancherorts gibt es schlicht keine Anbieter für "unqualifizierte Krankenfahrten".

Wenn die Kapazitäten des Krankentransports erschöpft sind, aber dennoch zwanzig Fahrten offen, muss der Disponent eben die Entscheidung treffen.

Das Vorhaltesoll der Rettungsmittel wird im übrigen durch die zuständige Behörde in Einvernehmen mit den Kostenträgern festgelegt - nicht durch das DRK. Also schon mal die falsche Stelle, um hier anzuklopfen.

Mitarbeiter der Kleiderkammer Sachen einbehalten, für sich reservieren und unbrauchbare Kleidung zu Geld gemacht wird

Siehe oben - schwarze Schafe gibt es überall.

Ungeschulte Mitarbeiter bei der Rettungsstelle Telefonanrufe entgegen nehmen und auch zu den Leuten fahren, diese z. T. nicht richtig versorgen können etc.

In Rettungsleitstellen (oder integrierten Leitstellen) gibt es schlicht und ergreifend landesrechtliche Qualifikationsvorschriften. Da kann das DRK nichts drehen und nichts wenden - da wird allerdings auch kein "Unqualifizierter" eingesetzt.

Bei den Hausnotrufzentralen sieht es anders aus: hier gibt es schlicht keine Vorschriften. Weder für das Personal der Zentrale, noch für das, das im Einsatzfall zu den Kunden fährt.

In letzterem Fall geht es auch schlichtweg um die Feststellung, ob professionelle Hilfe erforderlich ist, und um grundlegende EH-Maßnahmen. Die abschließende medizinische Versorgung ist schlicht und ergreifend gar nicht angedacht (und auch nicht notwendig).

Typischerweise wird aber auch hier eine entsprechende Vorbildung gefordert.

Gehälter der "Oberen" nicht preisgegeben werden

Nun, alle Positionen, die im Tarifvertrag geregelt sind, können problemlos öffentlich nachgelesen werden.

Ansonsten: es ist keine Leitungskraft dazu verpflichtet, öffentlich sein Gehalt preiszugeben. Vollkommen egal, ob es der Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes, des mittelständigen Schreinerbetriebs oder der Privatbank ist.

Von daher ein aus meiner Sicht ziemlich leeres Argument.

Dass die Politik und DRK eine innige Beziehung haben

Das stimmt durchaus. Das ist allerdings auch bei jedem zweiten größeren Mittelstandsunternehmen und bei praktisch jedem Großbetrieb der Fall.

Dass das DRK einen Konkurrenten schädigen wollte (Oktoberfest) indem sie angewiesen haben, dass Mitarbeiter nicht dort anfangen zu arbeiten und Lieferanten gedroht haben, wenn sie dahin liefern gibt vom DRK keine Aufträge mehr...

Das ist ein imageschädigender Fauxpax, die sich die entsprechenden Leitungskräfte durchaus selbst zuzuschreiben haben.

Fazit des Ganzen

Bauernfängerei mit überspitzter Darstellung, um Zuschauer zu kriegen. Eben "RTL-Niveau".

Das ändert allerdings nichts daran, dass es durchaus erwähnenswerte Probleme in der sozialen Wohlfahrt gibt - diese hat allerdings keineswegs das DRK alleine gepachtet.

LG

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Notfallsanitäter, Blogger, Medizinstudent

Udavu  21.10.2020, 19:21

Team Wallraff/DRK gesehen ?

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SaniOnTheRoad  21.10.2020, 20:36
@Udavu

Ja, habe ich. Vor allem bin ich seit Jahren für den "Verein" tätig (Haupt- und Ehrenamt) und behaupte tatsächlich, so das ein oder andere Problem zu kennen ;-)

Der Punkt ist: nichts davon ist wirklich neu - Krankentransporte mit dem RTW? Hatte der SWR bereits vor ein oder zwei (?) Jahren mehr als ausführlich berichtet.

Ansonsten lieferte der Beitrag eben genau das, was er versprochen hatte: Drama. Über den Erkenntnisgewinn und die Schwere der Argumente kann man natürlich vortrefflich diskutieren...

Persönliche Meinung

Um die Probleme des DRK (oder des sozialen Sektors im Allgemeinen) herauszufinden, braucht es keinen überspitzten Pseudo-Investigativjournalismus à la RTL, da reicht schlicht ein Gespräch mit denjenigen, die in dem Bereich tätig sind.

Und Missstände werden angeprangert. Seit Ewigkeiten. Interessiert halt den Großteil nicht, wenn es nicht mittels polemischen Framing häppchenweise durch ausgiebige Werbepausen unterbrochen durch RTL serviert wird...

Ehrlich - Missstände gibt's. Im DRK wie in anderen Hilfsorganisationen wie im Schrebergartenverein. Und an diesen muss man arbeiten.

Ob ein solcher Beitrag, der in erster Linie mal den Helfern an der Front auf die Füße fällt, der Behebung der Missstände dienlich ist, halte ich für fraglich.

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Udavu  22.10.2020, 06:14
@SaniOnTheRoad

Versorgungsposten für Seiters,Simones und CO;da stinkt der Fisch vom Kopf her !

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Du hast bei deiner DRK-Arbeit verdreckte Lebensmittellieferungen angenommen? Kein Wunder, dass darüber und über ähnliche Machenschaften wie deine kritisch berichtet wird.


Photon00 
Fragesteller
 20.10.2020, 13:16

Musste angenommen werden

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Ich kann gar nicht auf Alles eine Antwort geben. Dass Rettungswagen zum Teil auch für Krankentransporte zum Einsatz kommen, dass ist in manchen Regionen leider der Fall und vom DRK unabhängig, auch andere Hilfsorganisationen, fahren dann Krankentransporte mit den Rettungswagen, wobei die Notfallrettung natürlich nicht gefährdet werden darf. Soetwas kommt zustande, wenn die Krankentransportwagen in dem Gebiet ausgelastet sind aber es notwendig ist, dass Krankentransporte stattfinden, zum Beispiel die Entlassung aus dem Krankenhaus, um dort die Notfallaufnahme wieder für Notfälle freizumachen. Abgerechnet werden darf dann, sofern ein Krankentransport ärztlich verordnet ist aber nur ein Krankentransportwagen, auch wenn der Transport aus Kapazitätsgründen dann mit einem Rettungswagen durchgeführt worden ist. Es gibt aber auch Krankentransporte, wo der behandelnde Arzt einen Rettungswagen als Beförderungsmittel vorgibt, einfach deswegen, weil die Patientin oder der Patient eine fachlich höhere Betreuung und/oder der umfangreicheren notfallmedizinischen Ausstattung eines Rettungswagens bedarf, ein Krankentransportwagen die Beförderung also personell und/oder von seiner Ausstattung her gar nicht fachgerecht leisten kann.

Was das Personal in den Leitstellen anbelangt, so machen die Rettungsdienstgesetze (RDG) der Bundesländer ganz konkrete Vorgaben an die Qualifikation des in den Leitstellen eingesetzten Personals (der Disponenten). Anders ist dies jedoch bei den Hausnotrufzentralen, der Hausnotruf ist aus gesetzlicher Sicht nicht Bestandteil des Rettungsdienstes, somit greifen hier auch nicht die gesetzlichen Vorschriften des Rettungsdienstgesetzes, weswegen hier jeder Anbieter eigene Qualifikationsanforderungen für das Personal in der Hausnotrufzentrale und im Fahrdienst festlegt. Welche Qualifikation dies ist, dass variiert dann nuneinmal, in der Regel, müssen die Personen aber mindestens eine organisationsintern geregelte Sanitätsausbildung (je nach Organisation 48 bis 80 Unterrichtsstunden) aufweisen, der DRK Kreisverband bei mir, verlangt für diese Tätigkeit tatsächlich schon seit etlichen Jahren die Qualifikation als Rettungssanitäter oder mindestens als Rettungshelfer, eine rettungsdienstliche Qualifikation, ist hier also eine Voraussetzung für eine Tätigkeit im Hausnotruf, egal ob Zentrale oder Fahrdienst. Ebenso, ist eine andere medizinisch- pflegerische Ausbildung wie Gesundheits- und Krankenpfleger/in oder Altenpfleger/in möglich, von "unqualifiziertem Personal", ist also zumindest im hiesigen Kreisverband keine Spur.

Was so in der obersten Chefetage abgeht, dass kann ich schlichtweg gar nicht wissen und demnach auch keine Auskünfte dazu erteilen.

Mfg.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Rettungsdienst🚑, sehr großes Interesse an Notfallmedizin.

Ich habe leider Ähnliches miterlebt, was ein ganz schlechtes Licht wirft - und auch persönlich muss ich sagen: Was ich in einer Zeit, in der ich als Gemeinderat und als auf den Dörfern weit rumkommender Außendienstler einer Zeitung, dem man dies und das erklärt hat ganz tiefe Einblicke in die Strukturen meiner Heimat und "feine Leute" hatte, so alles erlebt habe, spottet jeder Beschreibung - auch was Kreisgeschäftsführungen, DRK-Kreisgeschäftsstellen und andere Dinge betrifft, die damit zusammenhängen.

Nur in Kurzform, bis zur Veruntreuung von Geldern und schmutzigsten Gerichtsverhandlungen, gegen die etwa die Juwelengeschichte um René Düe ein Kindergartenausflug war, ist da alles dabei gewesen.

Man muss jedoch eines sagen -----> Blaulicht lockt seit jeher furchtbare Selbstdarsteller mit gesteigerten Geltungsbedürfnis an, für die dann so etwas eine Spielwiese des Unbills wird und die da teilweise machen, was sie wollen, weil sie in Positionen sind, in denen sie nicht mehr groß kontrolliert werden können oder (was eher zutrifft) von Gleichgesinnten umgeben sind, die selber genauso Dreck am Stecken haben zumal eine Krähe der anderen bekanntlich kein Auge aushackt - am Ende wäre man ja selber noch dran. Das ist vorrangig ein Problem der undurchsichtigen Organisationsstruktur und auch daher, weil jedes Mitglied gerne aufgenommen wird - egal wie der Leumund ist. Kannte allen Ernstes einen bereits vorbestraften Kreisgeschäftsführer, der wiederholt wegen irgendeiner Steuersache aus dem Verkehr gezogen und hernach vom DRK einer neuen Verwendung zugeführt worden war. Und das ist leider kein Einzelfall. Das ist zwar 15-20 Jahre her, aber ... denken wir uns unseren Teil.

Andererseits: Wer suchet, der findet und meine Heimatregion ist diesbezüglich auch ein dunkles Kapitel für sich - da sind teilweise sogar die Cops korrupt, weil man den "Stadtsheriff" über die Vereine kennt und "schmiert" bzw. wo die Cops in der Freizeit Tipps geben, wo man unbehelligt nachts besoffen mit dem Auto heimfahren kann, ohne dass es einer merkt.

Andere Wohltätigkeitsorganisationen, Malteser/Johanniter usw. und auch Feuerwehren sind oft nicht viel besser und ähnliches Pöstchengeschacher Geltungssüchtiger; zum THW kann ich nichts sagen. Es gibt nur eine echte Ausnahme: In der Verkehrswacht bin ich selbst schon lang überzeugtes Mitglied, da ist es besser - und zwar aus dem Grund, weil die im Gegensatz zum DRK/BRK nicht jeden nehmen; die suchen sich ihre Leute raus und achten drauf, dass niemand dem Ruf der Verkehrswacht schadet. Wäre das anders, wäre ich da nicht dabei. Aber Verkehrswacht läuft letztlich eher nicht als Blaulicht - da wirst du auf Empfehlung oder aus Überzeugung Mitglied und nicht, weil du dich da hocharbeiten und sagen willst "ey, ich bin bei der Verkehrswacht" oder so bzw. die Verkehrswacht keinerlei Prestige hat und viele gar nciht wissen, für was die steht.

Aber die Mitgliedschaft im DRK flößt bei den Meisten aber Respekt und Achtung ein - und sobald die Typen Beisitzer sind oder Zeugwart oder Wachdienst im DRK-Bus an Konzerten usw. schieben dürfen obwohl man dort da facto nix macht außer Polizeifunk abhören und rumsitzen, hängt der Kopf noch höher, speziell auf dem Land. Die haben dann "Macht", die ihnen die Häusler verleihen, und entsprechend selbstherrlich agieren sie dann, in Kreisverbandsebenen gerade auf dem Land hängt der Haussegen oft schief - nur kriegt's niemand mit, der es nicht wissen soll/darf, außer es ist so schlimm, dass es durch die lokale Presse geht. Auch das ist in meiner Heimat in Sachen DRK mehrfach geschehen.

Trotzdem stufe ich Fernsehberichte und Zeitungsartikel zu dieser Sache als eher polemisch und wenig sachlich ein - Medienarbeit muss profitabel sein, deswegen wird da bisweilen auch dramatisiert, um Leser und Zuschauer zu unterhalten. Mein Berufsschullehrer sagte damals als Samuel Koch bei Thomas Gottschalk verunglückt, dass die Leute im Grunde genommen genau auf so etwas warten und sich dran ergötzen, danach richten sich die meisten Medien leider.

Ich sage es zusammenfassend mal so: Anhand meiner Erfahrungen weiß ich, dass da vieles im Argen liegt und manches läuft, das der Normalverbraucher nicht erfährt, aber das trifft nicht für alles zu, dass das Rote Kreuz macht - von daher sage ich mal; seriös - generell ja, aber nicht durchgängig.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung