Hast Du "Freunde" verloren, als Du angefangen hast, in Deinem Leben klare Grenzen zu setzen?

Ja, viele!!!!! Aber ist mir recht so. Waren nie wirklich Freunde, eher fake Freunde, zu spät teilweise gemerkt bzw manche auch lange angeguckt. Lasse auch kaum noch Leute in mein Leben. Bin es leid.

Ja anfangs dieses Jahres. Ich habe viele Freunde verloren. Auch Gute Freunde, die nicht ganz verstanden haben was ich meinte bzw. meine Grenzen sind. Ich bin froh, da sich es gemacht habe. Ich hätte das früher machen sollte um meine Zeit besser einzusetzen. Anfangs war ich mir unsicher und es war auch etwas schwer für mich.

Jedoch ist das Jahr bald vorbei und ich weiß das es eine gute Entscheidung war. Denn ich fühle mich dadurch besser. Und konnte auch mit andere neue Leute meine kostbare Zeit genießen.

Nicht aus meinem engeren Freundeskreis. Allerdings habe ich zu einem nicht so engen "Freund" den Kontakt abgebrochen, nachdem meine Grenzen mehrmals nicht respektiert hat.

Ja, sogar einige - aber das waren im Nachhinein und mit einem zeitlichem Abstand betrachtet keine "Freunde", sondern bestenfalls "Typen, die halt da waren". Ich muss dazu an dieser Stelle jetzt mal von Anfang bis Ende ausführen ... tut mir leid, aber da muss man wahrscheinlich die ganze Geschichte kennen die dem zugrunde liegt & mir tut's grad auch gut dadrüber zu schreiben -----> Stichwort "Erlebtes und Erlittenes", es ist für mich ein Stück weit Vergangenheitsbewältigung.

Ich war in meiner Heimatstadt fast ein Promi und zählte für viele zu den großen Nachwuchshoffnungen. Über Ehrenämter, Gemeinderat und Co. sowie meine damalige Arbeitsstelle war ich so bekannt, dass mich in meiner Freizeit oder allgemein auch Leute ansprachen, die ich gar nicht kannte. Manche waren besonders dreist und fingen gleich per Du an oder wanzten sich immer so offensichtlich an, dass es mir auffiel. Es gab eine Frau, die mich anhimmelte (in meinem Alter) aber wo ich wusste, normalerweise wäre ich auch für sie ein Typ gewesen, bei dem sie so tut, als wäre er ihr unbekannt.

Reingerutscht bin ich da übers Jugendhaus und das Ehrenamt. Eines Tages sprach mich ein älterer Herr an, ob ich nicht Lust hätte, der CDU beizutreten und Gemeinderat zu werden, das würde sicher klappen; er meinte ich sei wegen des Jugendhauses und einem Vereinsehrenamt bekannter als andere Jugendliche und "seriös genug" für die Öffentlichkeit und schon war ich dabei.

Ab Ende 2017 habe ich mehr und mehr gemerkt, dass das nicht meine Welt ist. Ich habe in den Vereinen nicht weiter gemacht, nicht mehr für den Gemeinderat kandidiert (da waren ausgerechnet diejenigen sehr enttäuscht und traurig, die mir vorher am meisten Gegenwind ins Gesicht geblasen und mich am meisten geärgert haben), 2019 sind wir dann auch umgezogen und haben und von den Allermeisten bewusst NICHT abgemeldet.

Jetzt traf zu, was ich ab 2017 immer mehr gemerkt hatte: Echte Freunde wird man als "Promi" kaum haben. Die Mehrheit setzt sich aus Beifallklatschern, Auchdabeiseinwollern und Neidern zusammen und wenn man politisch wo mitschafft, läuft das nach dem Motto "Feind, Erzfeind, Parteifreund" ab. Hätte ich nicht meine alten Freunde, die mit mir seit der Schulzeit durch Dick und Dünn gehen und die Familie sowie ein paar neue Freunde und meine Arbeitskollegen, die ein super Team sind, wäre ich heute ziemlich isoliert.

Das alles merkte ich, als ich so Anfang-Mitte 2018 erstmals offen redete und sagte - nö, ihr lieben Leute, mit ihr könnt ihr langfristig nicht mehr rechnen, ich hab andere Pläne und da kommt ihr halt nicht vor, kauft euch was und erzählt's euerm Friseur. So locker habe ich das nicht formuliert, aber sinngemäß traf das zu. Von da an ging's los: Die Leute, die von mir immer so ganz viel erhofft hatten und mich unterstützten, immer so auf Freundschaft machten und immer so anbiedernd gewesen sind, bei denen meine Frau und ich zum Kaffee eingeladen gewesen sind, waren sehr beleidigt und gekränkt, als ich das Image nicht mehr erfüllt habe und einfach aufhörte, nicht mehr kandidierte, den tollen einflussreichen Job kündigte und weggezogen bin.

Das ist total ambivalent und steht im Kontrast zu dem was die Leute da von sich behaupten, aber egal, es gibt ja den Ablasshandel und den Pornoladen und so weiter. Mir geht da heute noch die Galle hoch. Ich denke mir diesen ganzen Mist ja nicht aus. Zum Glück habe ich das Ganze rechtzeitig beendet.

Aber wie gesagt, dann ging's erst richtig los: Die Leute, die von mir viel erhofft hatten und mich unterstützten in CDU, Kolpingverein, KAB und Beruf waren sehr beleidigt und gekränkt, als ich das Image nicht mehr erfüllt habe und einfach aufhörte, hier und da nicht mehr kandidierte, den Job kündigte und weggezogen bin. Es gab jede Menge böse Anfeindungen bis hoch zur Morddrohung, dazu Diffamierungen, Mails, Anrufe, sonst was. Teilweise ging das auch gegen meine Freundin, die Nachstellungen, geschmacklose Gerüchte und Ausspähungen erlitt. Leute wandten sich ab, die immer ach so nett waren und so christlich und herzlich ... nee!

Der einzige, der mir aus der Zeit erhalten blieb, ist der Mann von der Verkehrswacht, der ich auch als Mitglied erhalten blieb, weil der Mann es ehrlich meint, weil er es verstand und der einzige gewesen ist, der mich hinterher noch auf der Straße kannte und weiterhin ohne Vorbehalte freundlich mit mir sprach. Wir mailen öfters oder telefonieren, der Kontakt ist herzlich und er kann meinen Entschluss nachvollziehen.

Ja und das war auch gut so. Ich habe da sehr viele Menschen aussortiert bzw. hinter mir gelassen, die mir sowieso nicht gut tun.