Haltet Ihr Greta Thunbergs jüngste Äußerungen über den Krieg im Nahen Osten für antisemitisch oder nicht?

Das Ergebnis basiert auf 54 Abstimmungen

Ja, sowas geht gar nicht. 50%
Anderes 24%
Nein, sie hat sich nur ungeschickt ausgedrückt. 15%
Sie steht gern im Rampenlicht. Anstand kennt sie nicht. 11%

12 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Ja, sowas geht gar nicht.

Würde sie tatsächlich nicht hinter dieser antisemitischen Äußerung stehen, dann hätte sie alles getan um sich davon zu distanzieren, bis hin zum Bruch mit der gesamten Bewegung. Da ist aber kaum was gekommen und das was kam, reicht nicht aus um solche Aussagen wieder gut zu machen. Es ist abstoßend, auf Israel hinzutreten und gleichzeitig kein explizites Wort über das jüngste Massaker der Hamas zu verlieren. Das zeigt für mich ihren wahren Kern. Ich kann mich natürlich irren, aber für mich ist Greta Thunberg erst mal entweder Antisemitin oder extrem dumm: Gerade für letzteres hielte ich sie nie...

Ich finde es geht gar nicht, sich mit jemandem zu solidarisieren, von dem Gewalt ausgeht. Egal ob Israel Hamas oder sonst wer. Wer Gewalt ausübt, hat die Kontrolle verloren.

Und das Recht auf Selbstverteidigung schließt meines Erachtens nur ein, sich selbst zu verteidigen das heißt Angriffe abzuwehren.

Ich glaube, dass im Vorfeld schon Fehler gemacht wurden, ansonsten wären die Terrororganisationen nicht so schlagkräftig geworden.

Claphamroad  28.10.2023, 17:32

Hat Israel lange gemacht: Angriffe abgewehrt. Deren Luftabwehrsysthem hat nur Raketen aus Gasa abgeschossen, es wurde kaum zurück geschossen: auf die Positionen, von denen Raketen abgeschossen wurden. Weil immer zu viele Zivilisten um diese Stellungen herum. Was hat Israel davon? Ein Massaker.

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Singuli  28.10.2023, 17:54
@Claphamroad

Ja ist kompliziert die Lage. Ohne jetzt genau die Hintergründe zu kennen hätte ich als Israel den Gazastreifen schon längst besetzt und wäre gegen die Terroristen vorgegangen.

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Anderes
Ich kenne den Wortlaut von Thunbergs Äußerungen nicht.
Gemäß der folgenden Mail von Spiegel online geht es um Folgendes:

"Auf Instagram veröffentlichte Thunberg ein Foto, das sie gemeinsam mit drei weiteren Aktivistinnen zeigt. Der aktuelle Freitagsstreik sei der »Solidarität mit Palästina und Gaza« gewidmet, schreibt Thunberg. »Die Welt muss ihre Stimme erheben und sich für eine sofortige Feuerpause, Freiheit und Gerechtigkeit für die Palästinenser und alle Zivilisten einsetzen«, heißt es im Post. Dann empfiehlt sie Accounts und Organisationen, die mehr Informationen zur Sache lieferten und die man unterstützen könne.

In den Kommentaren lobten viele Nutzerinnen und Nutzer Thunbergs Appell für Frieden – viele andere kritisierten aber, dass sie kein Wort über den Hamas-Terrorismus verlor, der von Gaza ausgeht. Auch in früheren Einlassungen zur aktuellen Krise lassen sich weder auf Instagram noch auf dem X-Profil von Thunberg Inhalte finden, die auf die israelische Seite eingehen würden."

Wenn Thunberg "Freiheit und Gerechtigkeit für die Palästinenser und alle Zivilisten" fordert, fordert sie zumindest diesem Wortlaut nach die Freilassung der Geiseln, die die Hamas genommen hat.

Die Forderung nach Freilassung der israelischen Geiseln kann ich nicht als antisemitisch bewerten.

Antisemitische Äußerungen finden sich allerdings auf einem Account, das sich FFF International nennt, das aber keinerlei Autorisierung durch Greta Thunberg und die weltweite FFF genießt.

Sehr zu Recht hat sich FFF Deutschland von diesen Äußerungen mit folgendem Wortlaut distanziert:

»Das Existenzrecht Israels ist nicht verhandelbar. Humanitäres Völkerrecht gilt für alle. Menschenrechte gelten für alle«

Wenn es eine Äußerung von Thunberg gibt, die verdächtig ist, antisemitisch zu sein, dann habe ich sie nicht gefunden.

Fontanefan  29.10.2023, 12:21

Was sich an diesem Beispiel zeigt, ist Folgendes:

Eigentlich besteht Einigkeit über die Haupteinschätzungen. Der Angriff der Hamas auf die israelische Bevölkerung mit den Morden und Geiselnahmen ist barbarisch und wäre deshalb ein Kriegsverbrechen, wenn wenigstens zuvor der Krieg erklärt worden wäre. Es ist selbstverständlich, dass dem Angegriffenen ein Recht auf Selbstverteidigung zusteht. Das Infame ist, dass die Hamas die wehrlose Bevölkerung des Gaza-Streifens als Schutzschild benutzt.

Das hat Greta Thunberg aber so nicht gesagt, weil ihr Hauptanliegen ist, ihr Mitleid mit den Opfern der militärischen Auseinandersetzung in Israel und im Gazastreifen zum Ausdruck zu bringen.

Weil wir vom deutschen Standpunkt aus die Verantwortung fühlen, die Bevölkerung Israels vor jedem existenzbedrohenden Angriff zu schützen, erwarten wir, dass ein deutlicher Unterschied zwischen Angreifern und Verteidigern gemacht wird. Wer nur die leidende Bevölkerung sieht, kann der Bevölkerung des Gazastreifens nicht nachsagen, dass sie angegriffen hätte.

Um deutlich zu machen, wie sehr Israel im Recht ist, sich vor dem Trauma einer Wiederholung des Holocausts zu schützen, fordert man eine scharfe Verurteilung des Angriffs und unterstellt Antisemitismus, wenn die nicht erfolgt. Das aber ruft den Widerspruch derer hervor, die mit einem großen Teil der Bevölkerung Israels der Meinung sind, Netanjahu habe mit seinem Angriff auf den Rechtsstaat und seiner Siedlungspolitik den Bogen überspannt.

Obwohl beide Seiten in der Sache selbst so gut wie einig sind, empören sich beide gegeneinander.

Steffen Mau beschreibt das Problem als Wissenschaftler so:

"Ich befürchte, dass gerade Wasser in das Fundament des Hauses der Demokratie eintropft. Und es ist wahnsinnig aufwendig, das durchnässte Fundament wieder trockenzulegen. Deswegen ist es so gefährlich, wenn Akteure aus der Mitte affektgeladene Diskurspolitik betreiben."

In der Sprache des Versicherungswesens nennt man so etwas einen Allmählichkeitsschaden. Der kann, wenn er lange nicht entdeckt wird, zum Totalschaden führen. Gerade wir Deutschen sollten wissen, was das bedeuten kann.

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Anderes

Der Kommentar dazu gestern in den Tagesthemen war vernichtend.

Ich halte das aber primär für einen typischen Fehler von Polit-Amateuren.

Die Brisanz des Nahost-Konfliktes, der mit maximal vielen Fettnäpfchen gepflastert ist, wurde schon so einigen öffentlichen Personen zum Verhängnis.

Im sog. "Westen" ist man gesellschaftlich schlicht erledigt, wenn man sich nicht pro Israel äußert.

Da ging wohl ihr Gerechtigkeitssinn mit unterpriviligierten Gruppen mit ihr durch und gerade in Deutschland wird sie deshalb jetzt zur Persona non grata erklärt - und gestern in den Tagesthemen die gesamte FFF-Bewegung gleich mit.

Das sich der deutsche Ableger von FFF direkt von diesen Aussagen distanziert hat wurde zwar erwähnt, gleichzeitig trotzdem gesagt das deshalb das Label Fridays for Future komplett verbrannt sei.

In Punkto Israel dreht man in Deutschland halt extrem steil - aus historischen Gründen. In anderen Ländern ist das weniger hysterisch.

Ich sehe es als typischen Amateur-Fehler und hätte ich Greta vorher etwas raten dürfen und können wäre es gewesen: "Schuster bleib bei Deinen Leisten" - sprich: bei der Klimapolitik.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Langjährige Erfahrung in der Parteipolitik und als Reporter
peace87  28.10.2023, 14:20

Nö das macht sie schon gut und richtig so. Ist auch nicht das erste mal das Greta Israel kritisiert. - Muss man auch wenn man sachlich und neutral diesen Konflikt betrachtet. Israel begeht am laufenden Band Kriegsverbrechen und schwere Menschenrechtsverletzungen. Jeder der die Menschenrechte und das humanitäre Völkerrecht achtet, muss kritisch mit Israel sein.

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vanOoijen  28.10.2023, 15:47
@peace87

Wie gesagt ist Greta ja auch Schwedin. Wie das in der dortigen Presse aufgenommen wird habe ich nicht recherchiert.

Die Reaktion hierzulande war aber vorhersehbar.

Das Israel gegen das Völkerrecht verstößt haben die UN in der Vergangenheit ja bereits festgestellt. Das darf man dann wohl auch als Deutscher so sagen - also UN-Resolutionen erwähnen.

Mehr zu sagen ist Glatteis und für öffentliche Personen schlicht nicht ratsam.

Das geht in Deutschland IMMER schief.

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peace87  28.10.2023, 16:22
@vanOoijen

Ich versteh was du meinst. Aber das zeugt dann nicht gerade von einem gesunden Demokratieverständnis der Öffentlichkeit wenn Meinungen, die dazu auch noch faktisch richtig sind unterdrückt werden.

Wie du dir bei meinen Ansichten ja sicher denken kannst, hab ich selber in den letzten Wochen einiges an Hass abbekommen.

Und finde es wahrlich mehr als besorgniserregend wie die deutsche Gesellschaft gerade mit Meinungen umspringt die nicht konform mit dem Meinungsbild sind, welches gerade medial und politisch erzeugt wird.

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vanOoijen  28.10.2023, 17:07
@peace87

Mein Demokratieverständnis ist durchaus sehr gesund.

Lies zwischen den Zeilen.

Ich habe nicht umsonst in meiner Antwort geschrieben, dass ich den Umgang von deutscher Presse und Politik bzgl. Israel hysterisch finde.

"Speichelleckerisch" würde man mir dagegen schon wieder als antisemitisch und verschwörungsgläubig auslegen können.

Mehr sag ich nicht...

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peace87  28.10.2023, 17:09
@vanOoijen
Mein Demokratieverständnis ist durchaus sehr gesund.

Das war nicht auf dich bezogen. Sondern auf die deutsche Öffentlichkeit / die dt. Gesellschaft allgemein.

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peace87  28.10.2023, 17:24
@vanOoijen

Naja du bist einer derjenigen hier mit denen man sich normal auf sachebene unterhalten kann auch wenn die Meinungen auseinander gehen. Ohne dabei auf die persönliche Ebene zu gehen.

Das ist ein gesundes Demokratieverständnis für mich.

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vanOoijen  28.10.2023, 18:05
@peace87

Ich habe 2003 ja auch ein Praktikum im Landtag NRW absolviert, das (laut Bescheinigung) nicht nur "das Ziel hatte die Arbeit eines Abgeordneten hautnah mitzuerleben, sondern auch das Demokratieverständnis zu stärken". 😁

Vielleicht war ich auch deshalb etwas verwundert aufgrund des Missverständnisses das ausgerechnet mein Demokratieverständnis krank sein, aber das meintest Du ja nicht.

Aber nochmal ganz ernst: Ich finde es sehr schade, dass nicht nur im Internet sondern auch im öffentlichen politischen Diskurs immer mehr Hysterie herrscht.

Das ist auch nicht erst seit zwanzig Jahren so.

Wenn man sich Fernsehinterviews aus den 60er Jahren ansieht, sprachen die Politiker langsamer und ihnen wurde auch noch Sprechdenken erlaubt. Man erwartete keine griffigen 30 Sekunden-Statements.

Den Hass zwischen Links und Rechts gab es immer.

Aber es wurden noch Debatten geführt und es gab kaum Begriffsverbote wie heute.

Sobald sich jemand ungeschickt oder altmodisch ausdrückt packen ihn heutzutage bestimmte Kreise sofort in eine Ecke (meist Nazi/Antisemit/Rassist/homophob) und das geschieht natürlich bewusst um die abweichende Meinung mundtot zu machen.

Das ist tatsächlich demokratiefeindlich.

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peace87  28.10.2023, 18:41
@vanOoijen

Nein dich hatte ich damit natürlich nicht gemeint.

Und für den Rest Zustimmung. Genau das fällt mir auch auf. Aber auch das immer mehr Leute so sind. Deshalb besorgniserregend diese Entwicklung...

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vanOoijen  28.10.2023, 19:42
@peace87

Aber nochmal back to topic aus aktuellem Anlass:

https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/israel-kritik-deutschland-un-resolution-100.html

Mehr Beweise braucht es ja wohl kaum, dass Deutschland in der internationalen Staatengemeinschaft im Bezug auf Israel eine Sonderrolle einnimmt.

Gleichzeitig sei auch gesagt, dass es hier in Aachen heute tatsächlich eine genehmigte und friedliche Pro-Palästina Demo gab:

POL-AC: Versammlungen der "Pro-Palästina-Bewegung" in Aachen - https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/11559/5636692

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Von Experte peace87 bestätigt
Nein, sie hat sich nur ungeschickt ausgedrückt.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass die entsprechenden Aussagen nicht judenfeindlich gemeint waren (und sind) sondern sich schon auf die aktuellen Aktivitäten Israels beziehen. Wenn man diese Aktivitäten, also ein Teil der Staatshandlungen, nicht mehr kritisieren kann, ohne sofort als antisemitisch bezeichnet zu werden, ist es mit der Meinungsfreiheit nicht mehr weit her.

Mir scheint das hier von unserer Regierung her ein extrem digitales Gut/Böse Sichtweise&Verhalten vermittelt werden soll.

Weil; Es wird zwar oft kritisiert, dass niemand (hierzulande), die genauen Hintergründe wüsste und deshalb antisemitisch (ausnutzbar) wird. Aber es findet sich auch keine differenzierte, wenigstens halbwissenschaftlich gemachten Sendungen (mehr) dazu in diesen kritisierenden Medien. Also sprich, die, die hier kritisieren, hätten die Möglichkeit dieses selbst zu ändern, vermeiden es aber ziemlich konsequent. Dann doch lieber Krimis, Shows, Natursendungen usw.

Dafür werden Palästinenser medial auch gleich mal in den selben Topf wie die Terrorgruppe Hamas, geworfen.