Haben Vogelspinnen die im Terrarium leben Giftzähne?

8 Antworten

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Ich halte selbst 3 Vogelspinnen in Terrarien. Die Aussage, sie hätten "Giftzähne" ist nur teilweise richtig.

Sie haben Mundwerkzeuge zum Beutefang, diese nennt man "Cheliceren", sie bestehen aus Chitin.

Ein Zahn ist ein hartes Gebilde aus Hydroxylapatit in der Mundhöhle von Wirbeltieren. Eine Spinne ist kein Wirbeltier sondern gehört zu den Wirbellosen, kann also nicht über Zähne verfügen!

Ihre Cheliceren dienen in erster Linie zum Beutefang. Das Beutetier wird damit gepackt (perforiert) und Verdauungssekret und das jeweilige Spinnengift injiziert. Anschließend wird es mit den Cheliceren zerkaut (außerhalb des Körpers). Das Beutetier verflüssigt sich und wird mittels des Saugmagen aufgenommen.

Die Verdauung findet somit überwiegend außerhalb des Spinnenkörpers statt.

Die Cheliceren dienen jedoch auch zur Verteidigung. Bei Bedrohung oder wenn die Spinne sich angegriffen oder bedrängt fühlt, beißt sie zu. Hierbei wird das Gleiche injiziert, wie in das Beutetier.

Je nach Spinnenart sind die Gifte auf unterschiedliche Weise toxisch. Im günstigsten Fall ähnelt der Biß einem Wespenstich, kann jedoch immer, wie bei einem Insektenstich auch, eine allergische Reaktion auslösen.

Die meisten bodenbewohnenden Vogelspinnen sind eher nicht aggressiv und auch nicht sehr stark giftig. Jeder Spinnenbesitzer sollte über die Gefährlichkeit und den Charakter seines Tieres Bescheid wissen. Es gibt sehr friedliche Exemplare, die sich bei Störung eher verstecken, und es gibt aggressive Artgenossen, die sofort an der Scheibe hängen, wenn man nur Wasser einfüllt.

Der verantwortungsbewußte Spinnenbesitzer wird sein Tier im eingefahrenen Habitat in Ruhe lassen und nicht auf die Hand nehmen. Das ist Quälerei und Stress für die Spinne.

Falls noch Fragen sind, beantworte ich sie gerne.


beglo1705 
Fragesteller
 26.11.2015, 12:25

Bist du schon mal gebissen worden? Und ist das recht aufwendig solche Tiere zu halten? Gibt es eine Faustformel, wie groß und wie viele  Tiere im Terrarium gehalten werden sollten oder sind das Einzelgänger? Wie oft muss man sie mit was füttern? Sorry dass ich so doof frag aber ich kann´s mir echt nur schwierig vorstellen, da ich noch nie selber eine Vogelspinne hatte.

Ach, und wie groß und alt können sie werden?

Danke

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TorDerSchatten  26.11.2015, 13:04
@beglo1705

Ich wurde noch nie gebissen, weil ich den Spinnen keine Veranlassung gebe, mich zu beißen. Es sind keine Kuschel- oder Spieltiere.

Ein Terrarium von 30 x 30 x 30 reicht lange aus, für eine adulte Spinne (je nach Art) kann man auch 40 x 40 x 40 nehmen, das ist ausreichend. Sie sind Standorttreue Lauerjäger und benötigen keinen Freilauf wie Herdentiere. Es sind keine Pferde, Antilopen, Delphine, Windhunde, die täglich viele Kilometer Auslauf brauchen. Auch in der Natur hocken sie auf einem Fleck.

Baumvogelspinnen benötigen nach oben mehr Platz. Für sie wäre 30 x 30 x 60 ideal.

Es sind Einzelgänger, die sich gegenseitig fressen würden. Es sind keine sozialen Tiere, die sich gegenseitig brauchen. Ich füttere meine nicht so oft, 1 - 2 Mal im Monat, da ich der Meinung bin, daß die meisten Heimtiere irgendwie überfüttert werden. Man merkt es am Abdomen ob sie wieder was brauchen.

Die Größe variiert je nach Art. weibliche Spinnen können ca. 20 Jahre alt werden, männliche Spinnen nur 3 - 4 Jahre

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beglo1705 
Fragesteller
 26.11.2015, 13:25
@TorDerSchatten

Danke vorab für die ausführliche Info. Das klingt irgendwie total interessant. Hättest du für mich einen Literatur-Tipp? Ich glaube, da möchte ich mehr darüber wissen.

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Das Gift der meisten Vogelspinnen lässt sich in der Stärke mit dem von Wespen vergleichen. Es gibt ein paar wenige Ausnahmen, bei denen die Symptome stärker sein können, tödlich ist es aber nicht. Ausnahmen sind Allergiker, das Gift der Vogelspinnen ähnelt in der Zusammensetzung dem von Bienen und Wespen, dementsprechend sind natürlich auch heftige Reaktionen bis hin zum allergischen Schock möglich. Das kann aber auch durch eine Wespe am Kaffeetisch passieren und hat nichts mit der Gefährlichkeit von Vogelspinnen zu tun. Der  Biss einer Vogelspinnen ist aber, nach allem was ich gelesen habe, ich würde noch nie gebissen, schmerzhafter, als ein Wespenstich, einfach, weil die Giftzähne größer sind als ein Wespenstachel. Grundsätzlich ist im Umgang mit Vogelspinnen der Respekt vor dem Tier das wichtigste. Meine "Frau Schmidt" eine Rotknievogelspinne, lebt seit gut acht Jahren bei mir und es kam noch nie zu einer Situation, in der sie mich hätte beißen können/wollen. Die Tiere beißen nur im äußersten Notfall und bei heftiger Bedrängnis. Vorher werden erst ein paar Brennhaare abgestreift (jucken furchtbar) und dann heftig gedroht. Im Normalfall flüchten sie einfach, in ihre Höhle und gut ist. Wer ihnen dann folgt ist selbst schuld. Ich nehme meine Spinne aber auch, wenn es nicht unbedingt sein muss(Reinigung, medizinische Probleme), nicht aus dem Terrarium, einfach, weil das Stress ohne Ende für sie ist, das muss nicht sein. Also, keine Sorge,  die Haltung von Vogelspinnen ist, wenn man kein Allergiker ist, nicht gefährlich. 


beglo1705 
Fragesteller
 26.11.2015, 13:35

Brennen denn diese Haare auch, wenn man z.B. deine "Frau Schmidt" aus dem Terrarium nimmt, wenn man sauber macht oder ist das nur, wenn sie dann grantig ist?

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lamantis  21.12.2015, 11:55
@beglo1705

Sorry, hab die Frage gerade erst gesehen. Die Spinnen verlieren auch Brennhaare und kleiden gelegentlich auch Gespinste damit aus. Die Brennhaare fusseln also im ganzen Terrarium herum und machen keinen Unterschied ob sie nun abgefallen sind oder die grantige Spinne sie abgeworfen hat . Es ist immer ratsam, bei der Reinigung eines Spinnenterrariums Handschuhe zu tragen ich nehme da die einfachen Einmalhandschuhe, das reicht. Aber die Brennhaare sind (zumindest bei den meisten Arten) nicht so schlimm, es juckt halt.

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Soweit ich weiß hat jede Spinne Giftzähne. Das Gift einer Vogelspinne ist aber nicht allzu gefährlich für den Menschen. Wenn jemand von einer Vogelspinne gebissen wird soll es auch nur so viel wie ein Wespenstich weh tun.

Zitat von dieser Webseite

Giftigkeit der Vogelspinne : Um die Vogelspinne ranken sich viele Mythen und Horrorgeschichten. Am weitesten verbreitet ist der Irrglaube von ihrer extremen Giftigkeit. Getreu der Annahme: ‘große Spinne = besonders giftig’ hält sich hartnäckig das Vorurteil, Vogelspinnen könnten mit ihrem Gift einen Menschen töten. 

Trotz relativ kleiner Giftmenge ist der Biss einer Vogelspinne giftig, auch für den Menschen. Der Biss der meisten Vogelspinnenarten weist ähnliche Symptome auf wie zum Beispiel ein Bienen- oder Wespenstich: Schmerz, Rötung und Schwellung der Bissstelle. Und ähnlich einem Bienenstich ist der Biss der Vogelspinne für den Menschen in der Regel schmerzhaft, aber nicht gefährlich. Es sei denn, es treten allergische Reaktionen auf. Diese können bis hin zu einem anaphylaktischen Schock führen und tödlich enden.

Durch den Biss werden zahlreiche Bakterien und Krankheitserreger von den Giftzähnen in den menschlichen Organismus übertragen und können dort zu schweren Infektionen bis hin zu einer Blutvergiftung führen. Daher sollte der Biss einer Vogelspinne stets gründlich gereinigt, desinfiziert und anschließend von einem Arzt weiterbehandelt werden. Mehr dazu , siehe Link > http://tarantula-collectors.de.tl/Umgang-mit-Vogelspinnen.htm

Die meisten Vogelspinnen sind für den Menschen ungefährlich, da das Gift schwach ist und meist nur an der Bissstelle Entzündungen bzw. Schmerzen auftreten. Einige wenige Arten sind etwas heftiger und können Muskelschmerzen in der Extremität auslösen. Stärkere Wirkungen hängen mit einer erhöhten Sensibilität ggü. dem Gift zusammen (Allergie). Diese Spinnen sollten im Terrarium bleiben und gegen Ausbruch gesichert sein. Wenn man sie vorsichtig auf die Hand nimmt, beißen sie meist nicht, wenn sie sich ruhig verhält. Wenn man sie fassen will, und die Spinne will das nicht, macht sie das durch unmissverständliches Abwehrverhalten klar (Aufstellen des Vorderteils/Vorderbeine, Zeigen der Klauen).