Gibt es Redewendungen zu den verschiedenen deutschen Dialekten?

4 Antworten

Im Plattdeutschen gibt es eine Menge von Redensarten und lustigen Vergleichen. Manches, was im Hochdeutschen als unfein gelten würde, kann man auf Plattdeutsch sagen, z.B.

Pup äs, wenn kien Äs häs. 'Furz mal, wenn du keinen Hintern hast'

im Hochdeutschen etwa: Haben in Gewehr!

Laot'n Buuk ut't Water un't Water ut'n Buuk.

'Lass den Bauch aus'm Wasser und das Wasser aus'm Bauch.'

soll heißen: Weniger baden und schwimmen und statt Wasser lieber "Kräftiges" trinken. :-))

Slao kieneen sine Kinner daut. 'Es schlage keiner seine Kinder tot.'

soll heißen: Man soll die Erwartungen in einen Menschen nicht zu früh aufgeben.

En Mülken treckt mehr äs tein Piärde. 'Ein Küsschen zieht mehr als 10 Pferde.'

über die Macht der Frauen über die Männer :-))


Quaeror  07.04.2018, 11:04

Pup äs, wenn kien Äs häs. die Berliner Entsprechung: Kiek ausm Fensta, wenn de keen Kopp hast!

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Saarland (z.B. Saarbrücken):

Koschd das ebbes, oder kann ma das aach so kriehn?
Kostet das etwas, oder kann man das auch umsonst bekommen?

Hängen eisch uff!
Hängt Euch auf!
gemeint ist: Hängt eure Kleider bitte an der Garderobe auf.

Zieh mich mol ab!
Zieh mich mal ab!
gemeint ist: Die Rechnung bitte!

Awei is zabbeduschder! 
Jetzt ist zapfenduster!
gemeint ist: Jetzt ist aber Schluss!

Der hat seins* verwitscht, wie's näwe naus gang is.
Der hat seine erwischt, als sie "neben raus" gegangen ist.
gemeint ist: Er hat seine Frau beim Seitensprung erwischt.

Es* is jo aach immer arisch plackisch aan.
Sie ist ja auch immer arg plackisch** an.
gemeint ist: Sie ist ja auch immer ziemlich leicht bekleidet.

* im Saarland werden Frauen mit einem neutralen Pronomen
umschrieben "es", "es Marianne", "seins" = seine Frau usw.
im Nordsaarland hört man "dat Fraaminsch lo" = diese Frau dort
(wörtl. "das Frauenmensch dort")

** "plackisch" ist verwandt mit dem Kölschen "bläck",
zum Beispiel "bläck fööss" = nackte Füße


OlliBjoern  07.04.2018, 11:12

Dat es quant! = Das ist prima. (Trier)

D'Zalot schwätzt mat mir. = "Der Salat spricht mit mir" (Luxemburg)
gemeint ist: Dein Gerede interessiert mich nicht. 

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andreasolar  07.04.2018, 13:16

Das "es" für weibliche Wesen wird auch im Westerwald verwendet ("es Luwiese"= Luise), "lo" (mit offenem "o") als Ortsangabe ebenfalls ("lo hinne" = dort hinten).

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Das Kölsche Grundgesetz

Artikel 1: Et es wie et es.

(„Es ist, wie es ist.“)

Sieh den Tatsachen ins Auge, du kannst eh nichts ändern.

Artikel 2: Et kütt wie et kütt.

(„Es kommt, wie es kommt.“)

Füge dich in das Unabwendbare; du kannst ohnehin nichts am Lauf der Dinge ändern.

Artikel 3: Et hätt noch emmer joot jejange.

(„Es ist bisher noch immer gut gegangen.“)

Was gestern gut gegangen ist, wird auch morgen funktionieren.

Situationsabhängig auch: Wir wissen es ist Murks, aber es wird schon gut gehen.

Artikel 4: Wat fott es, es fott.

(„Was fort ist, ist fort.“)

Jammer den Dingen nicht nach und trauere nicht um längst vergessene Dinge.

Artikel 5: Et bliev nix wie et wor.

(„Es bleibt nichts wie es war.“)

Sei offen für Neuerungen.

Artikel 6: Kenne mer nit, bruche mer nit, fott domet.

(„Kennen wir nicht, brauchen wir nicht, fort damit.“)

Sei kritisch, wenn Neuerungen überhandnehmen.

Artikel 7: Wat wells de maache?

(„Was willst du machen?“)

Füg dich in dein Schicksal.

Artikel 8: Maach et joot, ävver nit zo off.

(„Mach es gut, aber nicht zu oft.“)

Qualität über Quantität.

Artikel 9: Wat soll dä Kwatsch?

(„Was soll das sinnlose Gerede?“)

Stell immer die Universalfrage.

Artikel 10: Drinks de ejne met?

(„Trinkst du einen mit?“)

Komm dem Gebot der Gastfreundschaft nach.

Artikel 11: Do laachs de disch kapott.

(„Da lachst du dich kaputt.“)

Bewahre dir eine gesunde Einstellung zum Humor.

 “HuiWäller?” – “Allemol,. ist der bekannteste Gruß[,] den jeder Westerwälder kennt. Auch nach über 100 Jahren ist er immer noch lebendig und zum Erkennungsruf und Gruß der Westerwälder geworden, vor allem zur Kirmeszeit im Westerwald.

http://www.westerwald-blog.de/2014/10/westerwaelder-mundart-hui-waeller-allemol/


OlliBjoern  07.04.2018, 11:26

Danke. Das Wäller Platt gehört ja noch zum Moselfränkischen, ist also entfernt verwandt mit dem Dialekt im nördlichen Saarland (oder im Raum Trier).

Beim Durchlesen der Wörter fallen mir immer Ähnlichkeiten auf. Wir haben z.B. auch immer "Plümmo" statt Bettdecke gesagt und "lo" statt da/dort. Meine Oma hatte immer "Bouwen" statt Jungen gesagt.

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andreasolar  07.04.2018, 12:51
@OlliBjoern

Bei den Wällern gibt es natürlich noch regionale Dialekte, die sich von einem Ort zum anderen deutlich voneinander unterscheiden.

Das "Plümmo" kenne ich auch, außerdem ging "dat Kend offm Trottowa". (Ich bin nämlich "zweisprachig" aufgewachsen ;-). Mein Mann ist als Flüchtlingskind im Saarland aufgewachsen - St. Wendel - und kann durchaus mit dem Becker Heinz mithalten, wenn er's drauf anlegt...)

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