Wie konnten Christliche Nationalsozialisten die Vernichtung im Holocaust rechrfertigen?

5 Antworten

Zuerst einmal haben nicht alle Christen so gedacht. Die "Bekennende Kirche", ein Drittel aller evangelischen Geistlichen, haben sich offen gegen die Verfolgung der Juden durch die Nazis ausgesprochen.

Sonst ist deine Frage völlig berechtigt. Zu viele, auch gläubige Christen, haben die Verbindung von Juden (dem Volk Gottes gemäss Neuem Testament) und dem Juden Jesus, negiert.

Der Hass auf Juden war anfänglich in der breiten Bevölkerung nicht da. Zu gute Erfahrungen hatte man mit Aerzten, Künstlern, Musikern... mit jüdischem Glauben gemacht. Erst Josef Goebbels und seine Männer haben durch ihre "hervorragende Propagandaarbeit" einen Wandel erreicht. Wie hinterhältig man selbst bei Kindern vorgegangen ist, zeigt dieses Beispiel:

Die Autorin des Buches „Daniel, mein jüdischer Bruder“ erzählt, dass sie als Schülerin der 1. Klasse in der Schule ein Buch durchnahmen mit dem Titel „Der Giftpilz – ein Stürmerbuch für Jung und Alt“. Darin waren Juden mit betont hässlichen Gesichtern abgebildet. Sie hatten hervorquellende Augen, dicke, krumme Nasen und die Männer trugen struppige Vollbärte. Sie zeigen alle einen hinterhältigen und verschlagenen Gesichtsausdruck. Ihr Körperhaltung waren gekrümmt und einige hatten einen Buckel.

 Im Weiteren erzählt die Autorin, dass die Lehrerin ein grosses Plakat zeigte, auf der ein angeblicher Judenjunge dargestellt war. Der Junge hatte ein hässliches Gesicht, schmuddelige Kleider und struppiges Jahr. Er sei ein Dieb, sagte die Leherin, und würde aufrührerische Reden gegen gute, „arische“ Menschen führen. So wie er seien alle Judenkinder, man müsse sich vor ihnen in Acht nehmen. Die Schülerin wagte gegen eine solche Darstellung zu protestieren. Sie sagte, die Juden, die sie kenne, die würden diesem Bild nicht entsprechen. Darauf bekamen sie und ihre Eltern ziemliche Probleme.

Irgendwie muss die Gehirnwäsche, wie ich oben ein Beispiel gezeigt habe, auch bei den Christen hängen geblieben sein. Ganz verstehen kann ich deren Haltung trotzdem nicht.

Viele Nazis lehnten das Christentum wegen seines jüdischen Ursprungs komplett ab.

Zahlreiche Nationalsozialisten traten aus der Kirche aus und bezeichneten sich als gottgläubig. Beispielsweise gehörten drei Viertel der Abgeordneten des Großdeutschen Reichstages von 1943 keiner christlichen Kirche mehr an.

https://de.wikipedia.org/wiki/Gottgl%C3%A4ubig

Andere versuchten das Christentum zu "germanisieren", stritten die jüdischen Wurzeln des Christentums ab und versuchten, Jesus von Nazareth als Arier auszugeben. Zu denen gehörten die sogenannten "Deutschen Christen". Die hatten sich auch entsprechende Theorien zurechtgelegt, um das zu rechtfertigen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Christen

Der Unterschied zwischen Christen (Anhänger Jesu) und Juden ist, das die Christen Schwerpunkt auf die Lehre Jesu legen (neues Testament) die gerade zur Rettung der Jude führen würde.

Die Juden hingegen sind jene, die dem alten Testament mehr Achtung schenken, was schon Jesu kritisiert hat.

Es war trotzdem nicht im Sinne des Christentums, die Juden als gläubige Menschen, zu bekämpfen.

Wohl war es aber in der NS-Ansicht und volkswirtschaftlich ein Anliegen. Die Juden als Volk wollten auch die Staaten um Deutschland nicht haben, daher kam die "Endlösung" erst ins Spiel. Warum das so war, könnte man sich auch mal fragen.

Wenn man die Bibel liest, und sich die anhaltenden Konflikte in und um Israel anschaut plus die heutige, aktuelle Situation und Einstellung Israels, dann ergibt das ein gewisses Bild.

Aus Sicht des christlichen Glaubens ist das aber weder noch ein Grund, mit Hass oder Tod zu reagieren, was aber auch für die "Feinde" Israels gilt.

Der Grund liegt also in weltlichen Absichten und Tun, sowie volkswirtschaftlicher Aspekte.

Man sollte die beiden Standpunkte nicht verwechseln.

Paulus hetzt nicht nur gegen Ungläubige, sondern auch gegen Juden. In 1 Thess 2,15-16 findet sich der Vorwurf des Prophetenmords, der mit antijüdischen Stereotypen verbunden ist. Auf Seite 42 findet man eine Erläuterung zu dieser Bibelstelle:

Die Juden werden als Mörder Jesu und der Propheten, als Gott nicht Wohlgefällig und als Menschenfeinde dargestellt.

https://www.uni-frankfurt.de/121202629/Antijudaismus_Dietrich_Vollenweider_Luz_M%C3%BCller.pdf?

Das 4. Laterankonzil von 1215 ordnete eine diskriminierende Kleiderordnung für Juden und ihren Ausschluss aus weltlichen Ämtern an. Das markierte sie als Ungläubige und leitete ihre spätere europaweite Ghettoisierung ein.

Dieses Laterankonzil forderte, dass Juden und Sarazenen ein stigmatisierendes Kennzeichen tragen. Und verbietet Juden, Christen als Diener zu haben. Und exkommuniziert Christen, die Juden dienen:

 It prohibits Jews and Saracens from having Christian servants, while any Christian who serves them is to be excommunicated.

https://www.jewishvirtuallibrary.org/lateran-councils-iii-iv

Auch Protestanten wie Martin Luther haben eine große Schuld. Luthers »Judenschriften« wurden von Antisemiten ab 1879 zur Ausgrenzung von Juden verwendet.

Nationalsozialisten und Deutsche Christen (DC) legitimierten damit die staatliche Judenverfolgung, besonders die Novemberpogrome 1938. Große Teile der damaligen Deutschen Evangelischen Kirche (DEK) stimmten dieser Verfolgung zu oder schwiegen dazu.

https://de.wikipedia.org/wiki/Martin_Luther_und_die_Juden


Bodesurry  16.05.2024, 17:39

Auf der anderen Seite war die "Bekennende Kirche", ein Drittel aller protestantischen Geistlichen, die einzige nennenswerte Organisation (christlich und weltlich), die sich offen und klar gegen die Verfolgung der Juden eingesetzt hat. Es ist kein einziger Berufsverband bekannt, der sich für seine jüdischen Mitglieder geäussert hätte.

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Wie alle anderen auch: Indem sie ihr Gewissen (wenn sie überhaupt eines Hatten) abschalteten.