Nageldesigner werden?

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Allgemeines

Leider ist die Tätigkeit des Nageldesigners kein anerkannter Beruf. Somit gibt es keine geregelte Ausbildung. Leider ist es daher also auch theoretisch möglich ohne jegliches Wissen und Können ein Gewerbe anzumelden. Das ist die traurige Wahrheit.

Somit aber auch nicht verwunderlich hier auf diesem Portal und auch in zahlreichen Gruppen auf FB immer wieder Modellagen zu sehen die äußerst unprofessionell gearbeitet sind und so manche Arbeit schon als Körperverletzung bezeichnet werden muss.

Notwendiges

Das Wichtigeste im Bereich des Nageldesign ist Wissen, Wissen und noch mehr Wissen!

Wozu ich also dringend rate sind Schulungen, Schulungen, Schulungen und ganz viel üben, üben und nochmal üben.

Was die Schulungen angeht, lass Dich bitte nicht täuschen und vergleiche gut die diversen Anbieter. Es dürfte relativ schnell klar werden, das eine 1 Tages Basis Schulunge kaum das theoretische und praktische Wissen vermittelt wie dies vergleichweise bei einem anderen Anbieter über 5 Tage gelernt wird. Darüber hinaus sei gesagt es gibt Schulungen, die man Online machen kann und auch welche die man Online nicht machen sollte.

Rein theoretisches Wissen oder Nailart/Design Schulungen sind online absolut legitim. Was man in vielen Schulunge, egal ob online oder bei einer Vor Ort Schulung nicht lernt... Nicht jedes Material passt zu jedem Naturnagel und auch nicht jede Länge und Form sollte man bei jedem arbeiten.

Bild zum Beitrag

Anhand des obigen Bildes siehst Du was man da alles berücksichtigen muss.

Es gibt aber nunmal Kunden bei denen alles hält aber auch Problemkunden wo eben nicht alles hält und nicht alles was gewünscht wird möglich ist. Problemnägel wie Himmelfahrt, Krallennägel oder die Nägel eines Nagelbeißers benötigen eine andere/besondere Herangehensweise. Sowas wird in einer Basisschulung/ Fortgeschrittenen Schulung meist nicht thematisiert.

Viele stellen sich das leider viel zu einfach vor aber mit ein bissel Gel auf den Nagel lackieren ist dieser Job nicht getan. Wer zufriedene Kunden haben möchte der sollte sich auch seiner Verantwortung den Kunden ggü. bewusst sein. Mit nen bissel Halbwissen an fremden Menschen rumzuexperimentieren und die Nägel halten nur 3 Tage oder man verletzt den Kunden mit dem Fräser weil man noch zu unsicher damit ist sich aber schon an fremden Menschen versucht.

Das erste was an Wissen vermittelt werden sollte ist anatomisches Grundwissen. Nagelplatte, Nagelbett, Nagelwall etc. Meistens wird es allerdings viel zu kurz und oberflächlich behandelt. Produktchemie ist ein Thema welches mintunter sogar ganz unter den Tisch fällt.

Wenn Du hier ein wirklich umfangreiches Wissen erweben möchtest empfehle ich Dir den Komplettkurs von Pauline Feinauer:

Bild zum Beitrag

  • Kapitel 1 - Der Nagelwall
  • Kapitel 2 - Die Matrix
  • Kapitel 3 - Das Nagelbett
  • Kapitel 4 - Das Hyponychium
  • Kapitel 5 - Die Nagelplatte
  • Kapitel 6 - Die Basis der Chemie
  • Kapitel 7 - Die UV Strahlung
  • Kapitel 8 - Kinetic und Statik

https://elopage.com/s/Naildesign-Akademie-Feinauer/theorie-des-nageldesigns-komplett

Dort kannst Du ggf. auch jeweils die einzelnen Kapitel nach und nach buchen. Eine Ratenzahlung für den kompletten Kurs steht auch zur Verfügung.

Schau mal gerne auf ihrer FB Seite da sind auch Ausschnitte zu sehen. Sie hat eine leichte "der, die, das"- Schwäche aber daran gewöhnt man sich.

Wenn Du dann mal viele Schulungen gemacht hast und viel geübt hast. Zuerst an Dir, ner Übungshand, an Freunden/Familie kommt der Tag, wo Du vielleicht an fremden Menschen ebenfalls üben möchtest. Da stellt sich dann häufig die Frage...

Darf ich Materialkosten/Geld einnehmen ohne Gewerbe?

Wenn Du Dich dann an fremde Menschen wagen willst und offiziell "Übungsmodelle" suchst, sollte Dir klar sein das Du kein Geld verlangen darfst ohne das Du ein angemeldetes Gewerbe hast. Anzeigen auf Ebay Kleinanzeigen zur Modellsuche als Privatperson werden von Ebay meist gelöscht da nur von gewerblichen Anbieteraccounts erlaubt. Das mal am Rande .

Viele meinen ein Trinkgeldschwein aufzustellen sei eine gute Möglichkeit...

Aber: Trinkgeld ist nach meinen Recherchen definitionsgemäß eine Folgeeinnahme einer vorangegangenen regulär bezahlten Dienst/Arbeitsleistung!

Wer also kein Gewerbe angemeldet hat sollte sowas besser nicht stehen haben

Wenn, dann stell eine Dose mit der Aufschrift "Spende" oder "Obolus" hin im Sinne einer remuneratorischen Schenkung. Diese definiert der Bundesgerichtshof als Rechtsgeschäft, durch das der Schenker dem Beschenkten für eine von diesem erbrachte Leistung eine rechtlich nicht geschuldete Belohnung gewährt.

Die jeweiligen Freibeträge stehen im Erbschaftsteuer- und Schenkungssteuergesetz (ErbStG). Diese Freibeträge gelten für einen Zeitraum von zehn Jahren: Alle innerhalb dieser zehn Jahre durch Schenkungen und/oder Erbschaften eingenommenen Beträge werden zusammengerechnet!

Sobald Du feste Summen verlangst musst Du ein Kassenbuch führen um dem Finanzamt ggf. nachweisen zu können ob und wieviel Gewinn Du erzielst. Liegt der Gewinn, also die Einnahmen abzüglich aller Kosten, unter 410 Euro jährlich (bitte selbst erkundigen ob diese Summe noch zutreffend ist), gehen einige Finanzämter in der Regel von Liebhaberei aus. Dazu musst Du aber das Kassenbuch führen um nachweisen zu können, ob und wieviel Gewinn Du erzielst.

Und da bei sehr vielen Behörden wie Gewerbeämter, Finanzämtern etc regional teilweise erhebliche Unterschiede vorhanden sind, muss sich JEDER in SEINEM Wohnort bestmöglich selbst informieren. Und auf rein mündliche Aussagen von Behörden Mitarbeitern würde ich mich da auch nie verlassen, sondern mir alles schriftlich bestätigen lassen, selbst von einem Steuerberater. Auch Dinge wie Krankenversicherung sind einnahmenabhängig und wer über eine bestimmte Summe kommt muss sich ggf. auch dann selbst krankenversichern.

Ein weiterer Punkt ist die Berufshaftpflichtversicherung. Ohne Gewerbe wirst Du kaum eine solche abschließen können und wenn ein Modell Dich auf Schmerzensgeld verklagt weil Du sie mit dem Fräser verletzt hast o.ä. haftest Du mit deinem Privatvermögen! So märchenhaft wie das manchmal mit einem Gewerbe dargestellt wird ist es nicht. Da gibt es wahnsinnig viel zu beachten.

Aus meiner vergleichsweise laienhaften Sicht fährt man besser damit keinen festen Betrag zu "verlangen", sondern eine Spendendose hinzustellen. Da braucht man keine Buchführung und nach meinem Verständnis sind die Freibeträge für Spenden auch höher 

Während der Übungszeit Zuhause ohne Gewerbe...

In einer Mietwohnung aber sollte man auch nicht täglich 3 oder mehr Leute abfertigen, denn das könnte man dir als Schwarzarbeit ankreiden, selbst wenn Du kein Geld dafür bekommst. Denn ich könnte mir vorstellen das eine gewisse Anzahl solcher Zweckbesuche bereits eine gewerbliche Tätigkeit darstellen, die Du dann ohne angemeldetem Gewerbe und womöglich auch ohne Erlaubnis des Vermieters betreibst. Das wird sich Vater Staat auch nicht gefallen lassen und nicht jeder ist mit lieben Nachbarn gesegnet, sondern vielleicht auch welchen von der Sorte, die sich beim Vermieter über die Lärmbelästigung durch Fräser und Staubabsaugung etc. beschweren.

Es gibt vieles zu bedenken/beachten, wenn man auf der sicheren Seite sein will. Man muss sich bei all seinen Behörden im Wohnort informieren, denn Unwissenheit schützt vor Strafe nicht.

Zum Thema Zuhause arbeiten mit Gewerbe

Grundsätzlich musst Du als aller erstes mal Deinen Vermieter um Erlaubnis fragen wenn Du ganz offiziell ein Gewerbe betreiben möchtest.

Solltest Du in einem reinen Wohngebiet wohnen muss der Vermieter/Wihnungseigentümer ggf. eine Nutzungsänderung beantragen, was Kosten bedeutet. Ohne Zustimmung des Vermieter/Eigentümers kannst Du diesen Traum also an den "Nagel" hängen.

Sollte Dein Vermieter zustimmen beachte bitte bei der eigentlichen Gewerbeanmeldung was Du anmeldest. Vile Melden ein "Nagelstudio" an und müssen dann Kundeprakplätze, separates Wc und und und vorweisen. Also wenn dann bitte "Nageldesign" angeben und wenn Du vorhast auch Produkte wie Nagelöl, Feilen, HAndcrem usw. zu verkaufen muss auch der Verkauf mit in die Gewerbeanmeldung mit aufgenommen werden !
Sinnvoll ist es in jedem Fall sich vor der Gewerbeanmeldung schlau zu machen was für Auflagen hier gefordert werden. In einigen Bundesländern muss nichtmal ein eigener Raum dafür vorhanden sein da darf gelinde gesagt noch am Küchentisch gearbeitet werden, andere Bundeländer sind da deutlich strenger. Da muss es ein eigener Raum sein, der abschließbar ist. Da darf kein Teppich drinliegen usw usw. Also informieren, informieren, informieren.

Datenschutzverordnung

Hier musst Du Dich ebenfalls erkundigen, denn mal eben den Kunden per Whatsapp an seinen Termin erninnern ist nicht ohne weiteres erlaubt. Kundenkarteien müssen unter Verschluss gelagert werden und dürfen für Dritte nicht zugänglich sein. Das gilt es sich gut zu informieren und den Kunden ein entsprechendes Formular unterschreiben zu lassen.

Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB´s)

Gleiches gilt für Deine Geschäftsbedingungen. Diese sollte jeder Neukunde lesen und unterschreiben, sowie ausgehändigt bekommen. Darüber hinaus sollten diese auch in Deinem Studio ausgehängt sein. Da solltest Du auch eindeutig reinformulieren womit der Kunde rechnen muss wenn er einen Termin nicht oder nicht rechtzeitig absagt und zu seinem Termin nicht erscheint

Preiskalkulation

Wichtig ist dann auch sich zu überlegen welche Preise man von regulären Kunden verlangt. Hier gucken viele nur was Studios drumherum verlangen und orientieren sich dann an den Preisen der Konkurrenz.

Das ist leider der falsche Weg. Das Asia-Massenabfertigungsstudio hat womöglich 6 Nageldesignerinen sitzen, die im Akkord in etwa 1 Stunde Modellagen hinzimmern. Das heißt in einer Stunde werden 6 Kunden abgefertigt. Du brauchst für eine Kundin aber vielleicht 2 Stunden. dann ist hier schonmal der erste gravierende Unterschied wenn es um die Preiskalkulation geht. Gut Du hast keine Ladenmiete zu zahlen aber Strom, Heizung, Versicherungen Materialkosten, Abschreibungen etc. müssen einkalkuliert werden. Also bitte auch hier informieren wie soetwas funktioniert.

Ralf Bartsch hat dazu z.B. ein Buch geschrieben:

Bild zum Beitrag

Leider ist es nicht mehr käuflich erhältlich, da er dieses Thema jetzt als Online Seminar anbietet. Zu finden unter: https://ralf-bartsch.com/betriebsfuehrung-nagelstudio/

Kosmetikverordnung

Viele wissen leider nicht, das Modellageprodukte nicht unendlich lange an Kunden benutz werden dürfen und des Produkte aus Nicht-EU Länder in Deutschland ggf. nicht an Kunden verwendet werden dürfen.

Hier sollte man auch bei der Preiskalkulation bedenken das es wenig sinnvoll ist 200 Farbgele/Gellacke und 50 verschiedene Arbeitsgele zu haben. Auf jedem Tiegel steht drauf wie lange ein Gel nach der Erstöffnung benutzt werden darf.

Bild zum Beitrag

Das PAO (Perior After Opening) Symbol und die Angabe "12 M" sagen z. B. aus, dass dieses Produkt nach der Öffnung für die erste Anwendung noch 12 Monaten lang gefahrlos angewendet werden kann. Je nach Produkt variiert die Angabe des Zeitraums.

Wer hobbymäßig nur sich die Nägel macht kann seine Gele praktisch ewig benutzen (solange sich diese nicht in Konsistenz, Farbe, Geruch etc) verändern.

Als Gewerbetreibender ist man allerdings verpflichtet nach Ablauf der Zeit seine Gele zu entsorgen/nicht mehr am Kunden zu verwenden. 100-200 Farbgele nach 6 bis 12 Monaten mal eben wegwerfen und neu kaufen geht ins Geld und schmälert den Gewinn.

Es empfiehlt sich also sich die Öffnung der Gele zu notieren und darüber Buch zu führen und insbesondere bei Farbgelen sein Angebot überschaubar zu halten bzw. auf die Nachfrage der Kunden, nicht auf eigene persönliche Vorlieben auszurichten. Wenn eine Kontrolle vom Gesundheitsamt kommt muss man dies ggf. auch nachweisen können.

Zudem macht es sinn nur Unifarben anzuschaffen und diese mit verschiedenen Top Coats zu "verwandeln" So kann man mit verschiedenen Mitteln aus einer Farbe 5 verschiedene Looks herausholen.

Hygiene

Ja auch hier gibt es einiges zu beachten und man sollte genau wissen wie im eigenen Bundeslang die entsprechenden Infektionsschutzgesetze aussehen und was die Hygieneverordnung für Nagelstudios vorsieht. Man muss sich auch hier informieren wie Instrumente zu reinigen und aufzubereiten sind damit sie am nächsten Kunden erneut benutzt werden dürfen. So ist z.B. auch nicht jedes Desinfektionsmittel für die Anwendung im Nageldesign zugelassen. Da auch hier ggf. Kontrollen des Gesundheitsamtes durchgeführt werden können wird empfohlen, einen Hygieneplan aufzustellen. Dieser sollte Angaben zu den erforderlichen Maßnahmen zur Reinigung, Desinfektion und ggf. Sterilisation enthalten. Falls eine Berufskleidung getragen wird, sind auch hierzu Angaben zur Reinigung und Häufigkeit des Wechsels (zum Beispiel zweimal pro Woche) zu machen.

Also auch hier gibt es einiges zu tun

So, ich glaube jetzt bist Du ein wenig mit Infos erschlagen und merkst vielleicht auch erstmals das es nicht so einfach ist, wie man sich das zunächst vorstellt.

Man muss sich hier sehr gut informieren und seit Corona sollte man sich dreimal überlegen ob man sich das derzeit antun sollte. Wenn Du heute ein Studio eröffnest kann es passieren das der verrückte Klabautermann doch wieder Lockdowns herbeiruft, die schon so viele Nageldesignerin und andere Selbständigen gezwungen haben ihre Studios/Betriebe aufzugeben.
Wenn Du gerade noch am Anfang des ganzen Nägelmachen stehst vielleicht gut die nächsten Jahre in Ausbildung und Übung zu investieren bevor Du Dich ins Gewerbe stürzt.

Ich mache seit nunmehr über 8 Jahren Nägel ohne Gewerbe. Habe mal der einen oder anderen Freundin die Nägel gemacht (nur eine kam regelmäßig über mehrere Jahre), eine zeitlang meiner Mama Gellack Maniküre und ansonsten nur meine Nägel. Ich habe diverse Schulungen gemacht und könnte mich wohl theoretisch selbständig machen. Allerdings ist es mir zu anstrengend mit den ganzen behördlichen Erledigungen und gerade die DSGVO war nen zusätzlicher Abtörner. Zuhause will es mein Mann auch nicht, obwohl ich hier auch in nem separaten Raum sitze mit Tisch, mit Staubabsaugung, zwei Led UV Lampen, Nagelfräser und etlichen Gellacken :-D
Also habe ich nie unsere Wohnungseigentümerin gefragt und mache halt weiterhin meine Nägel und neuerdings die Nägel von der Freundin meines Sohnes.

LG Trinity

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Betreibe seit über 9 Jahren ND + bilde mich ständig weiter
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