Keine Trauer bei Todesfall?

14 Antworten

Ich muss ehrlich gestehen, dass ich damals froh war, als meine Oma gestorben ist. Das hing aber damit zusammen, dass mein Verhältnis zu ihr ziemlich kalt war. Sie hat mich immer verprügelt, als ich noch ein Kindergartenkind war.

Ich finde es gut, dass du deine Oma so sehr lieben konntest, dass du jetzt einen Grund zum trauern hast und auch dass du dir deinen Kummer von der Seele reden konntest. Der Tod gehört halt zum Leben dazu. Man kann sich nicht aussuchen, wer wann gehen darf. Oft sterben die Lieblingsmenschen viel zu früh.

Ich denke aber auch an das Positive daran. Als ich damals meine Frau kennengelernt hab, hat ihr Opa noch gelebt. Er war schon sehr alt, konnte nicht mehr alleine gehen, konnte kaum noch sehen, man hat ihn fast nicht verstanden und er konnte nicht mehr alleine essen und trinken. Das ist im Laufe der Monate immer schlimmer geworden, bis er irgendwann dement wurde, nicht mehr richtig schlucken konnte und dann eines Nachts an seinem eigenen Speichel erstickt ist. Meine Frau erzählt mir immer wieder, wie schön ihre Kindheit war, als ihre Großeltern noch fit waren. Er muss wirklich ein toller Mann gewesen sein, aber ich war trotzdem froh drum, als ich gehört habe, dass er nicht mehr lebt. Einfach weil die letzten Monate seines Lebens so leidvoll und meiner Meinung nach menschenunwürdig waren, dass ich froh drum war, als er endlich erlöst war. Ich hoffe mal, dass meine noch lebenden Großeltern nicht so leiden müssen, wenn es mal so weit ist.

Kurz gesagt: Es ist nicht deine Pflicht, tagelang zu weinen. Denk auch an das positive. Klar ist es schade, dass die guten Zeiten vorbei sind, aber die Person, die du so sehr liebst, muss nun auch nicht mehr leiden.


Jessicatonndorf 
Fragesteller
 12.09.2018, 09:32

Das sehe ich auch so, lieber an die schönen Zeiten und die Erleichterung der Schmerzen meiner Oma denken als an den Verlust.

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Jeder Mensch trauert anders!

Alles was und wie du fühlst, ist normal. Mach dir keine Gedanken! Am Tag der Beerdigung wird es noch einmal schwer...

Jeder bewältigt Trauer auf eine besondere Weise. Dabei spielt es auch eine Rolle, wie eng die Beziehung zur verstorbenen Person war.

Je weniger dich der Tod belastet, desto besser kannst du damit umgehen - das hat absolut nichts damit zu tun, dass du die Oma nicht genau so gemocht hast wie die anderen Trauernden

Erstmal mein Beileid

Als meine Großeltern (väterlicherseits) gestorben sind war ich 9 und 12 und ich habe da überhaupt nicht geweint auch wenn ich zumindest meine Oma noch Tod in der Klinik gesehen habe.

Meine Oma mütterlichseits ist paar Jahre später gestorben und da sie im Ausland gelebt hat, hatte ich überhaupt keinen Bezug zu ihr. Da hab ich auch nicht geweint... mir war es fast egal.

Als mein Vater gestorben ist habe ich an dem Tag ziemlich geweint, aber dann nicht mehr. Selbst als ich ihn nochmal Nachts Tod in der Klinik gesehen habe, konnte ich nicht weinen. Wahrscheinlich weil ich stark für meine Mutter sein musste. Bei der Beerdigung haben alle geweint und ich hatte überhaupt keine einzige Träne in den Augen.

Es kam erst paar Wochen später als alle andere ruhiger wurden und ich anfing Fotos anzuschauen. Hab da dann tagelang durchgeheult.

Was ich dir damit sagen möchte... jeder Mensch ist anders und es kann sein, dass dich die Trauer erst Wochen heimsucht. Es ist nicht schlimm, dass du aktuell anders fühlst und auch lachst. Ich war sogar 1 Tag nach dem Tod von meinem Vater mit einer Freundin shoppen.

Falls dir irgendwann nach weinen zu mute ist dann lasse es aber zu und unterdrücke es nicht.

Alles Gute euch


Jeder geht mit dem Tod eines Angehörigen anders um. Da ist jeder anders. Du reagierst eben so. Das ist normal.