Eine wirklich interessante Frage, die du hier stellst und für die ich mir gerne Zeit nehme.
Über dieses Thema habe ich schon oft Menschen diskutieren gehört und ja, es ist ja nichts Unwesentliches im Leben. Also dass man sich darüber Gedanken macht.
Zuerst mal: Ich finde, dass du das Wesentliche schon in deiner Frage geschrieben hast , und das sind so ziemlich auch meine Gedanken.
Ich glaube, diese Aussagen mit der biologischen Uhr und den Tipp, "möglichst früh" mit dem Kinder kriegen zu beginnen, machen hauptsächlich Leute, die gern andere belehren. Oder vielleicht noch eher: Die es selbst jung vollbracht haben und nun glauben, sie müssen andere dazu bewegen.
Nichts von all diesen Sachen soll man mit Muss tun. Und doch kenne ich viele , die, im Nachhinein betrachtet (meine Meinung darüber) es im jüngeren Alter gemacht haben, weil sie glaubten, es wäre bald an der Zeit dafür. Weil eben viele Gleichgesinnte, also Freunde, Verwandte, es auch gemacht haben. Also eher bald heiraten und dann mit der Familienplanung beginnen. Ich würde es niemand vorwerfen (dies mit gewissem Druck gemacht zu haben), und die meisten , die ich kenne, haben es mit einem Partner bzw Partnerin gemacht, mit dem (der) sie schon gefühlt recht gut zusammengepasst haben. Aber es ist auch nichts dabei, wenn man einfach ein paar Jahre mal sich keinen Druck macht, ein bisschen Erfahrungen sammelt. Es könnte ja auch immer noch ein besserer Partner kommen. Man weiß es nicht.
Auch ich (mit 27 Vater geworden, meine Frau war 25, und wir waren schon seit wir 18 bzw 16 sind, zusammen) gehöre im Prinzip zu solchen Menschen, die es zu dieser Zeit (90er) eher zeitgleich mit anderen Paaren vollzogen haben. Es war irgendwie klar, dass die meisten heiraten, die schon länger zusammen sind. Und dann eben probiert haben, ob es mit Kindern klappt. Eigentlich waren (sind) wir schon eine Generation, die nicht mehr so schnell geheiratet hat wie unsere Elterngeneration (Nachkriegsgeneration), und einige haben es sein gelassen. Eher später hat sich das dann mit den Hochzeiten vermindert. Oder ist es heute doch wieder so ? Vielleicht sagt das jede Generation, dass sie eben gern anders als die Eltern sein möchte.
Letztendlich haben wir uns immer recht gut verstanden, und haben eine Tochter, die nun 28 ist, einen Freund hat, mit dem und ihr wir uns gut verstehen. Sie wollen laut ihrer Aussage nicht heiraten, aber irgendwann Kinder.
Was letztendlich "richtig" ist, kann man nicht sagen. Hat man mal eine(n) Partner(in) , mit dem(der) man sich gut versteht , für ein paar Jahre, und ist dann Mitte 20, entscheidet man sich eben meist für diesen Weg. Der andere Mensch ist einem vertraut. Gut, wenn mal ein Kind da ist, ändert sich schon viel. Das ist normal so. Manche haben auch nach ein paar Jahren Beziehung (kinderlos) wieder Schluß gemacht, weil sie meinten, es wäre nicht der ganz richtige Partner, und haben nach einiger Zeit jemand anderen gefunden. Wenn man das von Herzen so findet, dann ist es eine gute Entscheidung. Man wird halt pro Beziehung dann jeweils ein paar Jahre älter. Das Ganze gilt natürlich auch dafür, wenn man bspw bis Mitte 20 noch keinen Partner gefunden hat. Dann denkt man vielleicht nach, ob es nun "an der Zeit" wäre. Aber sinnlos wäre es, sich nun irgendwen zu suchen, nur, damit man eben bald den "normalen Weg des Lebens" gehen kann. So etwas habe ich aber bei einigen auch schon erlebt. Sind auch letztendlich keine schlechten Eltern geworden. Letztendlich kann immer alles passieren. In unserem Bekannten- und Verwandtenkreis gibt es quasi alles. Beziehungen, die noch zusammen sind, geschiedene, auch welche, die keine Kinder bekommen konnten, oder welche, die ca 10 Jahre daran "gebastelt" haben. Das Leben ist kompliziert und geht alle möglichen Wege.
Aber, wie gesagt, ich glaube, es ist immer gut, wenn man das Leben seinen Weg gehen läßt. Heutzutage werden Eltern immer älter. Es spielen auch die medizinischen Möglichkeiten, dass eine Mutter heute mit fast 50 noch recht gut ein Kind bekommen kann, mit. Früher sagte man, dass es mit 40 nahezu schon unmöglich wäre, heute gilt 40 als recht normal, auch für das erste Kind. Eine gute Freundin von mir, die ich schon seit Kindertagen kenne, hat mit ihrem zweiten Mann mit 45 eine Tochter bekommen, und alles voll in Ordnung. Das erste Kind hat sie mit 28 bekommen.
Ich persönlich finde zwar, dass der Mensch eher jung Kinder bekommen sollte, weil der Körper eher jünger dies aushält und biologisch dafür gebaut ist, aber der Mensch ist ja auch kein Tier und das psychologische spielt ja auch mit. Für Männer gilt es eher als"normal", wenn sie älter sind, bei Frauen sieht man es "gern" anders. Aber Frauen sollen ja auch ihr Leben haben. Ich weiß, so wie du es auch in der Frage schreibst, ist es in anderen Kulturen so, dass Fraeun quasi jung Kinder bekommen "müssen" und auch die Wahl zum Partner nicht da ist. Ich finde das (ohne Religionen kritisieren zu wollen) menschlich überhaupt nicht gut.
Ich kann mich erinnern, ich wollte auch, dass meine Eltern zu einer recht guten Zeit Großeltern werden. Letztendlich hat meine Mutter meine Tochter, also ihr Enkelkind, nur bis zum Alter von 13 erlebt. Ihre beiden Neffen, also die Söhne meines Bruders, der sich wesentlich länger mit Kindern Zeit gelassen hat, nie kennengelernt. Aber solche Gedanken sollten natürlich auch kein Grund sein, nun etwas mit Druck machen zu wollen. Aber ich weiß, dass du ja sicher so nicht denkst.
Also, den richtigen Weg gibt es nicht. Das Leben trifft manchmal gefühlt selbst Entscheidungen. Aber ganz wichtig finde ich, dass man stets das tut, wobei man sich gut fühlt. Mit dem Zusatz, dass man das selbst auch oft nicht genau weiß. Aber eben so circa. Ich hoffe, dass ich meine Gedanken zu diesem Thema recht gut rüberbringen konnte.