Vokabeln lernt man nicht nach dem Motto "Ich lerne pro Tag 10 neue Vokabeln!" Da gehst du mit dem komplett falschen Gedanken ran. Zudem solltest du Spracherwerb nicht so nach dem Motto "Ich muss jetzt so schnell lernen!" erzwingen. Du bist keine Datenbank, in die man einfach nur Informationen eingibt und abspeichert. Wann genau sich eine Vokabel verfestigt und wie viele pro Tag, kann dir niemand sagen.
Viele siehst du hundert Mal, ohne sie zu lernen. Andere kennst du plötzlich und kannst dich nichtmal dran erinnern, wann du sie gelernt hast. Dann kannst du sie eine Woche später plötzlich wieder vergessen haben ... während du andere plötzlich kannst und dich fragst, wieso die mal solche Probleme machten.
An sich scheinst du aber viel zu viel Energie damit aufzuwenden, einen potentiell perfekten Weg des Vokabelerwerbs zu suchen, den es erstens sowieso nicht gibt und mit dem du zudem die geringste Zeit des Lernens verbringen solltest. Nutz die Zeit und Energie lieber, um einfach Japanisch zu konsumieren. Die besten Lerner der Sprache, die ich kenne, verbringen Stunden damit, sich mit der Sprache zu umgeben. Karteikarten gehen sie hingegen mal 30 Minuten pro Tag maximal durch. Und wie genau die ihre Karten aufbauen, unterscheidet sich extrem. Aufschreiben tut übrigens keiner von denen die Vokabeln. Heißt nicht, dass das nichts bringt, ist aber auch keine Notwendigkeit.
Auch ist ihre Methode nicht pausenlos identisch. Sie variieren einfach immer wieder mal und schauen, wie sie klarkommen. Wenn sie mal nebenbei von was neuen hören, probieren sie es mal aus. Was für sie funktioniert, behalten sie bei, was nicht, verwerfen sie einfach wieder. Dabei machen sie sich aber nicht von anderen abhängig. Sie verbringen aber nicht aktiv Zeit damit, immer neue Methoden zu suchen.
Sprache ist keine exakte Wissenschaft, bei der es darum geht Wörterbücher auswendig zu lernen. Es ist ein organisches Gebilde, dessen Nutzung du dir über Jahre hinweg aneignest. Dass das reine Vokabellernen an sich nicht so viel ausmacht, hat Japan selbst eigentlich recht eindrucksvoll gezeigt. Jahrelanger Englischunterricht in der Schule, aber die Sprachkentnisse bleiben dennoch zurück.
Und genauso gehen die meisten Lerner auch an Japanisch ran. Auch bei den Antworten hier kannst du nicht nachvollziehen, wie effektiv die Methoden der Leute sind, da du ihre Sprachkentnisse nicht überprüfen kannst.
Das wichtigste ist an sich: Nach all den Jahren solltest du genug darüber wissen, wie man lernen kann. Anstatt immer und immer weiter aktiv neue Methoden zu suchen, die dich letztendlich sowieso nicht zufriedenstellen werden, wenn es die bisherigen schon nicht taten, solltest du wirklich anfangen zu lernen und deine Zeit nicht damit verbringen, immer weiter nach dem "Wie" zu fragen.
Du wirst nur vorankommen, wenn du deine Zeit mit Japanisch verbringst. Und du wirst da nicht täglich oder wöchentlich Fortschritte merken. Schon gar nicht nach dem Motto "Gestern kannte ich 100 Vokabeln. Jetzt hab ich 10 neue gelernt und kann 110!" Ganz im Gegenteil. Dass du vorangekommen bist, merkst du erst im Rückblick nach Monaten oder Jahren. Das bedeutet aber nicht, dass du nicht vorankommst. Du merkst es einfach nur nicht.