Erstmal zwei Sachen grundsätzlich:
jedoch denke ich, dass es motivierend wäre, wenn ich weiß, dass ich nicht alleine bin
Wenn du dich im Leben auf Motivation stützt, wirst du nicht weit kommen. Motivation ist schnell vergänglich. Worauf es ankommt, ist Disziplin – und die fängt dort an, wo Motivation aufhört.
So, dass sich das Geld was man am Ende verdienen will unrealistisch anfühlt?
Es ging mir bei dem, was ich gleich sage, nie um das Geld. Das Geld ist zwar am Ende gekommen – mein Fokus war das aber nie. Ich wollte ungebunden und frei sein und nachhaltig Dinge anpacken, die einen Impact haben. Ich bin der festen Überzeugung, dass jemand, der nur dem Geld hinterher rennt, genau dieses nie erreichen wird. Wenn du keinen höheren Sinn in dem, was du tust, hast, kannst du's auch gleich sein lassen. Geld sollte nur Mittel zum Zweck sein.
Aber zur eigentlichen Frage / Bitte: Ich habe mich mit 18 direkt mit der Volljährigkeit selbständig gemacht und seitdem eine Mehrzahl an Unternehmen im Agentur-, SaaS- und E-Commerce-Bereich gegründet und nebenher als Freelancer gearbeitet. Das war zu einer Zeit, wo Unternehmensgründung noch keine Trenderscheinung bei Jugendlichen war und du eher "komisch" warst, wenn du vom Standardweg abgewichen bist. Jede einzelne meiner Tätigkeiten hat mich über einen längeren Zeitraum entweder viel Geld gekostet oder mich nur gerade so über Wasser gehalten – was für die Leute, die mir immer dazu geraten haben, doch einfach mein Studium fertig zu machen oder eine Ausbildung zu machen, nur als Bestätigung gedient hat.
"Gerade so über Wasser gehalten" ist dabei auch das Stichwort – ich war regelmäßig am Punkt angelangt, an dem die rationale Entscheidung die Privatinsolvenz gewesen wäre. Ich stand mit hohen fünfstelligen Summen in den Schulden und mein Leben hat gerade erst mal begonnen. Ich habe zwei Studien abgebrochen, da ich mich trotz meiner Fehlschläge immer wieder dazu entschieden habe, an meiner Selbständigkeit und dem Unternehmertum festzuhalten und habe mich daher an den Punkten, wo ich nicht mehr für beides Zeit aufbringen konnte, in beiden Fällen für meine Unternehmen statt mein Studium entschieden. Ein unselbständiger Arbeitsweg hätte für mich keinen Sinn gemacht, da ich selbst keine Autorität akzeptieren kann und mir meine örtliche und zeitliche Freiheit unheimlich wichtig ist. Ich hatte in dieser Phase daher jedoch mehrere Burnouts und war hochdepressiv.
Inzwischen sieht das – Gott sei Dank – sehr viel anders aus. Ich bin immer noch als Unternehmer tätig, habe eine gut laufende Agentur als Kerngeschäft und baue nebenher – so wie "früher" – weitere Unternehmen und Tätigkeiten, insbesondere im Software-Bereich, einfach aus Lust und Laune heraus auf. Nur mit dem guten Gewissen, dass mich Fehlschläge nicht wieder direkt in den finanziellen Ruin treiben können, sondern von dem funktionierenden Kerngeschäft abgefedert werden können. Meinem Instinkt und nicht der Rationalität zu folgen war am Ende für mich persönlich die richtige Entscheidung. Das birgt aber eben auch enorme Risiken – Risiken, mit denen meiner Meinung nach nicht jeder umgehen kann.