Wo kauften normale Menschen in früheren Zeiten (17./18. Jahrhundert) ihre Kleidung?
In der Vergangenheit (16., 17., 18. Jahrhundert) ließen sich reiche Menschen ihre Kleidung natürlich vom Schneider anfertigen. Aber wie machten das ärmere Leute oder der damalige "Mittelstand"?
Kaufte man Stoffe und nähte selbst? Falls ja: wahrscheinlich von Hand, mit Nadel und Faden, oder? Oder wie lief das?
Boutiquen oder Bekleidungsläden, wo man Kleidung "von der Stange" kaufen konnte, gab es ja vermutlich nicht. Kleidung war damals somit auch viel wertvoller als heute, man hatte nicht so viele Sachen, weil sie ja mühsam selbst hergestellt werden mussten. Vermute ich mal. Habe ich da Recht?
9 Antworten
Im Gegensatz zu den meisten anderen Antworten mal keine Spekulationen:
1. Man hatte deutlich weniger Kleidung als heute, die sehr lange halten musste. Kleidung war so eine langfristige Anschaffung, modische Strömungen entwickelten sich in Jahren, nicht Wochen.
2. Während sich die Mittelschicht (die gab entgegen anderer Behauptungen hier durchaus!) Kleidung durchaus anfertigen ließ, waren für die Unterschicht gebrauchte Kleider ein wichtiger Faktor. Selbst hergestellt, d.h genäht würde v.a. Unter- und Nachtwäsche.
Früher hat man auch seine Wolle selber gesponnen...
Meine Großmutter hat selbst gehnäht - gut, sie war Baujahr 1915, aber sie hatte schließlich auch Mutter und Großmutter, von der sie dies lernte.
Nähmaschinen gab es zu dieser Zeit aber meine ich schon. Natürlich nichts mit Beleuchtung oder elektrisch betrieben mit verschiedenen Stichvarianten, sondern mit Fußpedal zum treten und rein zum geradeausnähen.
Nein, die ersten Nähmaschinen für die breite Masse gibt es erst im 19. Jh., und auch dann müsste man sich die erstmal leisten können.
Bei einfachen Leute haben die Frauen die Kleidung für alle Familienmitglieder meistens selbst genäht. Eine Frau die nicht nähen konnte, war damals undenkbar. Sogar in sehr wohlhabenden Häusern galt das Nähen als eine Tugend. Auch wenn man dort nur aus purer Langeweile Taschentücher bestickte.
War man aus einem Kleidungsstück heraus gewachsen oder hatte man zu viele Pfunde zugelegt, dann wurde es verkauft. Wirklich arme Leute trugen nur selten neue Kleidung. Sie begnügten sich mit den abgelegten Sachen Anderer. Aus dieser Zeit stammt auch der Begriff "Flohmarkt", weil die Tierchen im Preis mit eingeschlossen waren.
Ja, du hast Recht. Die ärmere Bevölkerung machte seine Kleidung selber (stellte teils sogar die Stoffe selber her) und es wurde peinlich genau darauf geachtet, die Kleider nicht zu zerstören. Sie wurden, wenn kaputt, dann aufwendig und immer wieder geflickt. Reichere Menschen ließen sich die Kleider schneidern. Von der Stange gab es damals nichts, nein.