Was heißt denn "Stadtluft macht frei"?

3 Antworten

Dabei geht es um einen Rechtsgrundsatz im Mittelalter. Wenn ein Unfreier Mensch (also jemand der eigentlich einem anderen gehört) es schaffte, ein Jahr in der Stadt zu leben ohne von seinem Herrn gefunden zu werden (dieser musste dann noch mit 7 Zeugen die Leibeigenschaft belegen), wurde er zum Bürger der Stadt und wurde frei.

Sinn dahinter ist das im Mittelalter viele Städte neu gegründet wurden, und man natürlich irgendwie Menschen dort Ansiedeln muss. Deswegen haben verschiedene Adlige Rechte wie dieses gegeben.

Woher ich das weiß:Hobby – Lerne gerne über Geschichte - Insbesondere das Mittelalter

Im Mittelalter begann der Aufstieg der Städte als wirtschaftliche Zentren und damit als politisch bedeutsame Mächte. Das führte zur teilweisen Loslösung von Zumutungen durch den Adel, dem das Landvolk weiterhin unterworfen blieb. Das depressive Zunftsystemin den Städten relativierte allerdings die unternehmerische Freiheit.


DanielWicked  09.12.2019, 14:13

Entschuldigung, was ist denn ein "Depressives System"? ;-D Oder meintest du; "Repressiv"?

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Haiyang  09.12.2019, 17:52
@DanielWicked

Richtig, ich meinte repressiv, und ich habe nicht auf das Autocomplete geachtet. Mal wieder. Entschuldigung !

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Das Sprichwort kommt aus dem Mittelalter. Damals waren vor allem Bauern Leibeigene, sie waren also als Diener dem jeweiligen Adeligen der das Gebiet in dem sie lebten und ihre Felder bewirtschafteten, unterstellt.

Der Adelige konnte an sich beliebig hohe Steuern verlangen und die Bauern mussten oft froh sein nicht verhungern zu müssen während der Großteil ihrer Erträge an den Adeligen gingen. Wenn er die Bauern zum Militärdienst verpflichten wollten, konnten sie sich freistellen lassen indem sie noch mehr ihrer Erträge abgaben, sich also vom Militärdienst freikauften.

In den Städten, die sich teilweise selbst regulierten (Stadtstaaten), gab es solche Systeme nicht.

Schaffte es ein Bauer das Gebiet seines Adeligen zu verlassen und eine solche Stadt zu erreichen, konnte er dort leben und arbeiten und galt nicht mehr als Leibeigener.

Das Leben in Städten, konnte also tatsächlich frei machen.

Daher auch das Sprichwort.


DanielWicked  09.12.2019, 13:47

-allerdings haben viele Bauern dort dann ihr Leben als Tagelöhner fristen müssen.Zudem war die Gefahr von Seuchen in den Städten viel höher als auf dem dünn besiedelten Land. -- Insofern erwartete die ehemaligen Bauern hier selten "ein gutes Leben": Aber sie waren halt zumindest nicht mehr direkt von ihrem ehemaligen Lehnsherrn abhängig.

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Andrastor  09.12.2019, 14:08
@DanielWicked

Jaja, das stimmt schon, aber darum ging es ja in der Frage nicht. Frei waren sie, aber das bedeutet nicht gleichzeitig dass sie glücklicher waren. Sie haben sich sozusagen das aus ihrer Sicht kleinere Übel ausgesucht.

Aber danke für die Ergänzung.

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Arkei  09.12.2019, 14:17

Stimmt so nicht ganz, der Leibeigene musste erst ein Jahr in der Stadt leben ohne von seinem Herrn gefunden zu werden. Dieser musste die Leibeigenschaft allerdings auch mit Zeugen belegen. Das bloße erreichen der Stadt hat noch nicht frei gemacht.

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