Warum wird heute gar kein Wert mehr auf Äußeres gelegt?


12.05.2024, 01:17

Aber auch bei Schaffnern: Neulich trug einer einfach einen Hoodie. Ich hätte ihn beinahe gar nicht als Schaffner erkannt.

7 Antworten

Erstmal: Ich mag schicke Kleidung sehr, und finde es enorm schade dass gerade Männer sich großteils so leger kleiden. Nur dass du weiß was meine Grundeinstellung ist. Denn:

Aber heutzutage kommen ja auch Leute in T-Shirt und kurze Hose auf Geburtstage.

Hier zum Beispiel ist doch kein Problem. Man sollte sich an den Gastgeber anpassen, und in der Regel wollen die sich halt leger anziehen. Warum sollte es denn anders sein? Da gehts halt um was wichtigeres, nämlich dass man Spaß mit Leuten hat. Wieso dann einen Dresscode aufzwingen, den man selbst nicht will?

Abgesehen davon find ich die Abneigung gegen kurze Hosen sehr bizarr. Mit nem hübschen Hemd und passenden Schuhen, vielleicht auch schönen Ledersandalen, kann man auch mit ner kurzen Hose (sofern es halt eine hübsche ist) gut aussehen. Ist halt nicht klassisch schick, aber das muss es ja auch nicht sein.

Dass kein Wert aufs Aussehen gelegt wird ist ohnehin nicht wahr. Der Standard hat sich einfach verschoben. Und es ist einfach nicht wirklich was anderes, ob man jetzt ein Hemd oder nen Hoodie trägt. Essentiell ists das gleiche, der Standard wird dadurch festgelegt was die Masse schön findet. Ich versteh auch generell nicht, was Leute gegen Hoodies haben. Können ebenfalls sehr hübsch sein.

Aber versuch mal einfach so nen Anzug zu tragen, oder ne Krawatte oder Fliege. Vermutlich wirst du zumindest von Leuten die dich kennen drauf angesprochen werden, und genug Leute werden sich zumindest etwas drüber lustig machen, wenn auch ohne dass du es merkst. Es wird also schon noch auf Kleidung geachtet. Der Standard hat sich nur geändert.

Dein Problem ist also nicht, dass niemand mehr auf Kleidung achtet (das tun die meisten eben schon, und der Großteil zieht sich tatsächlich immer noch vernünftig an, ist halt dann ein T-Shirt und ne Jeans oder so, auch nicht tragisch - so oft werden Jogginghosen jetzt auch nicht getragen), sondern dass du einen anderen Geschmack als die Masse hast. Verwechsel das bitte nicht. Ich finds, wie gesagt, sehr schade dass nicht mehr Leute Hemden oder auch mal einfach nen Anzug tragen (wobei in letzter Zeit gerade junge Männer öfter Chinos oder Stoffhosen tragen, auch wenn Jeans immer noch dominant sind). Aber ich will auch nicht nur das sehen. Mir gefällt eine schöne Mischung.

Und ehrlich, der einzige Grund wieso Leute früher schicker angezogen waren ist einfach, dass es halt damals so erwartet wurde (so wie jetzt legere Kleidung erwartet wird). Viele hätten damals schon T-Shirts und Jeans getragen, wenn sie nicht negative Reaktionen erwartet hätten. Man siehts eh an Leuten die immer noch ne Krawatte in der Arbeit tragen müssen, und da halt ein Hemd tragen das drei Nummern zu groß ist. Bringt doch niemandem was.

Also entsprechend vorleben. Wenn mehr Leute schicke Sachen tragen, werden sich auch mehr Leute trauen schicke Sachen zu tragen. Man sieht eh hier auch immer wieder, dass Männer/Jungs sich einfach nicht trauen mal n Hemd anzuziehen. Und dass es auch immer wieder welche gibt, die gern mal einfach so nen Anzug tragen würden. Je öfter das vorgezeigt wird, desto eher trauen sich die dann auch es nachzuahmen.

Als Schaffner, oder in ähnlichen Positionen, sollte man natürlich die Uniform tragen. Einfach um erkannt zu werden. Aber eben nicht unbedingt, nur um schick angezogen zu sein.

Der zum Anlass passende Kleidungsstil hat sich vielleicht auch einfach geändert... wobei das auch nicht in allen Ländern so ist. In Frankreich kleiden sich viele sehr chique

Kontrolleure ohne Berufsbekleidung sind oft von Fremdunternehmen. Es gibt aber auch Kontrolleure mit Uniformen. Diese sind aber festangestellt.

Auf deine Frage. Wahrscheinlich gibt es weniger Tradition. Diese Leute bleiben nicht mehr 40 Jahre im Job, sondern nur 2-3 Jahre. Es gibt keine Wertschätzung mehr für den Beruf.


Ich87309  12.05.2024, 02:11

Wahrscheinlich, weil das Personal auch keine Wertschätzung bekommt.

Weil die Gesellschaft sich immer mehr zu einem pöbelnden Volk entwickelt. Die Leute gehen mit Stichwaffen aus dem Haus. Die Polizisten werden bestraft, wenn sie durchgreifen. Überall wird an Personal eingespart, weil sich die Bosse lieber die Kohle in die eigene Tasche stecken. Pflegekräfte, Sanitäter, Handwerker, Pädagogen,... Wer wird denn noch von der Politik wertgeschätzt? Wenn ich Fachkräftemangel, ANÜ und Niedriglohnsektor höre, könnt ich nur noch kotzen.

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CarkbilO  12.05.2024, 02:13
@Ich87309
Leute gehen mit Stichwaffen aus dem Haus

Leute wie dich kann ich nicht ernst nehmen. Ich denke immer mehr, ihr seid nur irgendwelche Bots.

Sag mir etwas, was ein Bot nicht sagen könnte, aber auf Niederdeutsch.

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FelixSH  12.05.2024, 15:02
@Ich87309

Du redest einfach von extremen Ausnahmen. Bei weitem die meisten Leute haben keine Stichwaffen bei sich. So ein Unsinn.

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Irgendwie ist alles schonmal da gewesen.

Ein Punk provoziert heute niemanden mehr. Da muss man schon im Tierkostüm kommen.

Auf den Dresscode nichts mehr zu geben begann in den 80er Jahren beim Publikum von Oper und Theater. Da kamen die Ersten mit Jeans und T-Shirt. Vorher war es undenkbar dort ohne Anzug und Krawatte hinzugehen.

Spielcasinos haben diesen Dresscode mittlerweile auch aufgegeben. Besonders die Krawatte als Zeichen von Bürgerlichkeit verschwindet immer mehr.

Dienstmützen bei Schaffnern bzw. Zugbegleitern habe ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Langjährige Erfahrung in der Parteipolitik und als Reporter

Naja, ich denke es hat mehrere Gründe.

Schicke Kleidung war früher teuer. Erst mit der Industrialisierung wurde es auch für Normalos erschwinglich. Damals war ein gut sitzender Anzug noch ein Zeichen für Erfolg. Dementsprechend ist es plausibel, dass die Nachfrage zunächst stieg. Mittlerweile hat die Menschheit erkannt, dass schicke formelle Kleidung nicht automatisch Erfolg bedeutet. Z.B. Steve Jobs, Mark Zuckerberg oder Jeff Bezoz sind modisch eher weniger talentiert.

Die Situation mit einer Besatzung ist anders. Oft ist es in Unternehmen so, dass Uniformen wie ein Markenzeichen sind. Man denke da an McDonald's Polos. Nichts besonderes, aber eben eine Uniform. Warum einige Unternehmen sich trotzdem gegen eine Uniform entscheiden, obwohl es schöner ist, liegt wahrscheinlich daran, dass man sich die Kosten sparen will. Eine Uniform muss ja nicht zwingend Krawatte sein, sondern kann auch ein einheitlicher Hoodie sein, aber trotzdem muss sie bereit gestellt werden.

Warum schicke/formelle Kleidung in der Gesellschaft allgemein an Wert verliert, liegt vermutlich daran, dass die Menschen keine Lust mehr haben, irgendwelche moralische Normen zu erfüllen, wenn sie sowieso nichts aussagen. Ich denke da an den Auftritt von Madonna bei MTV aus den 80er, wo sie mit einem Brautkleid auf der Bühne und einer dezent perversen Show einen Skandal verursachte.

Jetzt mit der kommenden Gen Z, die Freiheitsdenker sind, ist die Entwicklung umso spannender. Allerdings muss man aber auch dazu sagen, dass diese Entwicklung nur in Deutschland so präsent ist. In anderen Ländern (Frankreich, Spanien, Italien, Asien, ... ) hat formelle Kleidung immer noch einen hohen Stellenwert.

Die deutsche Mode ist schon immer einen Schritt voraus gewesen. Birkenstock mit Socken, um mal ein Beispiel zu nennen. Erst belächelt, dann ein globaler Trend.