Warum verzichten Buddhisten auf so viele Dinge?

7 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich bin Soto-Zen-Buddhist und möchte mich dazu äußern.

Lehre

Es gibt keine buddhistische Lehre, die es pauschal verbietet, Reichtum und Luxus anzusammeln, in Nachtclubs zu gehen, Alkohol zu trinken, oder zwanglosen Sex zu haben.

Diese Beschränkungen gelten lediglich für einige buddhistische Mönche und Nonnen, deren persönlicher Besitz auf das allernotwendigste reduziert.

Anhaftung

Entscheidend ist allerdings, nicht an diesen Dingen zu haften, also nicht die eigene Zufriedenheit und den inneren Frieden davon abhängig zu machen.

Wenn ich also nur noch glücklich sein kann, wenn es mein spezielles Lieblings-Eis im Supermarkt gibt und andernfalls mein Tag emotional im Eimer ist, weil ich meinen Wunsch nach diesem Ding nicht befriedigen kann, habe ich ein Problem.

Das gilt auch für Sex, Smartphones, Anerkennung, oder woraus wir sonst unsere persönliche Befriedigung ziehen.

Leiden

Außerdem sind Buddhisten dazu angehalten, ein Verhalten zu vermeiden, dass bei uns und anderen Weisen vermeidbares Leiden verursacht.

Wenn man also unverbindlichen Sex hat und nicht daran haftet, ist das grundsätzlich völlig in Ordnung.

Wenn man aber Menschen falsche Gefühle vorspielt, sie mit Alkohol abfüllt, oder zum Fremdgehen animiert, dann verursacht man damit vermeidbares Leiden.

Persönliches

Ich selbst lebe weitgehend minimalistisch und verzichte beispielsweise ganz bewusst auf Mobilgeräte wie Smartphones, Tablets usw. - einfach weil ich sie nicht benötige und daher kein Bedürfnis danach habe.

Mein PC, an dem ich gerade schreibe, ist dagegen ein nützlicher Gebrauchsgegenstand, dessen Luxus ich zu schätzen weiß.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit etwa 40 Jahren praktizierender Buddhist

Enzylexikon  17.05.2024, 18:02

Vielen Dank für den Stern. :-)

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Wie kommst du darauf, dass Buddhisten auf so viele Dinge verzichten?

Einerseits gibt es „die“ Buddhisten gar nicht, sondern nur etliche Konfessionen und Richtungen, die sich auf Buddha berufen. Und zum anderen steht auch Buddhisten frei, das zu sammeln und zu horten, was andere Menschen auch haben. Eine Ausnahme bilden Mönche einiger buddhistischer Orden. Aber. Die meisten Mitglieder religiöser Orden sollen besitzlos sein – das gilt auch für christliche Mönche.

Der Buddhismus lehrt allerdings, das Anhaften an Dinge loszulassen. Es kommt also nicht darauf an, ob du etwas hast, sondern wie wichtig dir diese Gegenstände sind.Und. Tatsächlich sind die meisten Gegenstände überflüssig bis nutzlos. Ihr Erwerb und manchmal auch der Besitz bringen Freude. Aber diese Freude lässt bald nach. Dauerhaftes Glück lässt sich so nicht erwerben. Solch ein Glück ist völlig unabhängig von materiellen Dingen und kommt von innen.
Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – 30 Jahre Belehrungen tibetischer Buddhismus; Zen

Weil diese schlicht völlig nutzlos sind für wahre Zufriedenheit und Glückseligkeit. Im Gegenteil. Vieles von dem wir glauben das es uns freier und glücklicher macht engt uns in Wirklichkeit massiv ein und treibt uns eher ins Unglück. Denn im Grunde genommen sind die meisten Menschen in der sogenannten "zivilisierten" Welt nichts anderes als Sklaven ihrer völlig wertlosen Bedürfnisse und Ansprüche. Wir besitzen eine Unmenge von absolut irrelevanten Dingen die nichts als Schall und Rauch sind, und meistens nur der Aufrechterhaltung eines von der Gesellschaft künstlich erschaffenen Status quo dienen. Dafür sind wir jedoch bereit einen Großteil unserer Zeit und Lebensenergie zu opfern. Und das in einem Maß, das für etwas wie Zufriedenheit und Glück überhaupt kein Spielraum bleibt. Was uns dann immer weiter treibt in der Spirale uns dies künstlich zu erzeugen und nach immer noch mehr wertlosem Besitz gieren lässt.


MyEvolveJourney 
Fragesteller
 12.05.2024, 20:02

Wie stehst du denn dann zum Internet, Handy, Fernsehen und Laptop? Die meisten sehen es als Bereicherung und könnten ohne diese Dinge nicht leben.

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Wandkosmetiker  12.05.2024, 20:10
@MyEvolveJourney

Können sie schon. Wollen sie nur nicht. Ich habe den größten Teil meines Lebens ohne Internet, Handy oder ähnlichem gelebt, weil es diese Dinge schlicht noch nicht gegeben hat. Und ich hatte deshalb kein unterpivligiertes, unglückliches Leben.

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Man soll sich nach meinem Verständnis nicht allzusehr in weltlichen Dingen verlieren. Wer nichts verlangt und wünscht, der ist mit nichts zufrieden. Oder mit wenig. Schöne Einstellung.

Diejenigen, die es tun,möchten sich wohl von "Anhaftungen" an irdische Dinge lösen.

Das ist aber nicht bei allen buddhistischen Richtungen üblich.