Themenspecial 24. April 2024
Essstörungen
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Stationäre Therapie bei Anorexie ineffizient?

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Die Einzeltherapie ist gut um herauszufinden woher die Essstörung kommt/was ihre Funktion ist.

Nebenbei hat man viele Gruppentherapien, da gehts dann mehr darum was ist meine Essstörung und was will ich wirklich; wovor hab ich angst und was kann ich dagegen tun; generell Austausch und gegenseiteige Hilfe und unterstützung von betroffenen die ähnliche Erfahrungen gemacht haben; und einfach auch sich selbst und die Essstörung zu verstehen. Dadurch lernst du dann auch wie du sie "los" wirst. Was fast noch wertvoller ist, als die Einzeltherapie.

Die Behandlungen dauern dadurch nicht länger. Es ist einfach ein Prozess den du dir selbst in den Kopf bringen musst. Wenn du 10,20,30 jahre mit der Essstörung gelebt hast, kannst du nicht davon ausgehen dass sie innerhalb von 4 Wochen "geheilt" werden kann. Ob nun Einzel oder gruppentherapie ist egal, es wird immer ein längerer Prozess bleiben. Zumal du ja auch wieder auf ein gesundes Gewicht kommen musst. Gerade bei stark untergewichtigen braucht das halt logischerweise zeit.

Hallo,

stationäre Klinikaufenthalte haben häufig als erstes Ziel, den/die Patient*in überhaupt erst mal wieder auf ein gesundes Gewicht zu bekommen, um dann auch sinnvoll Psychotherapie machen zu können. Im starken Untergewicht sind die geistigen Fähigkeiten häufig derart eingeschränkt, dass man gar nicht zu viel machen kann, weil das überfordern würde.

Zudem ist die Einzeltherapie nur ein Baustein, neben z.B. Gruppentherapie, Kunsttherapie, Genussgruppen, ...
4 Stunden Psychotherapie am Stück würde auch derart erschlagen, dass wahrscheinlich wenig sinnvolles dabei raus kommt. Unter Therapeut*innen gibt es den Spruch: "Therapie ist was zwischen den Sitzungen stattfindet." Soll heißen, die Zeit in der Sitzung gibt Anregungen und Impulse, die dann im Alltag umgesetzt werden müssen. Wenn ich jemanden zu sehr mit Therapie vollknalle, dann fehlt diese wertvolle Zeit, in der Dinge reifen und sich entwickeln können.

Und zuletzt, die Klinik ist häufig erst der erste Schritt in einer relativ langen Behandlungskette. Es ist eher die Regel, dass man nach der Klinik in eine weitere therapeutische Einrichtung geht, weil die alleinige Behandlung dort nicht ausreicht.

Also, um die Frage konkret zu beantworten. Einzeltherapie ist wirksam, aber es braucht noch mehr drumherum und es braucht Zeit.

Grüße, Sabine

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Päd. Fachkraft aus dem Projekt ANAD Digital Streetwork