Sollte die klassische Leistungsbeurteilung überdacht werden?

5 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Allgemein finde ich das Punktesystem am Gymnasium die detailliertere und fairere Benotung und bin der Meinung, dass auch Realschüler nach diesem Schema benotet werden sollten. Warum dieses Punktesystem nur ein Privileg der gymnasialen Oberstufe ist, bleibt mir etwas rätselhaft.
Die Noten 1 bis 6 sind halt nur bedingt aussagekräftig, da sie im Zeugnis nur gerundet auftauchen. Man sieht einem „gut“ nicht an, ob das nun eine 1,6 oder 2,4 ist und das ist eben doch wieder fast eine ganze Note Unterschied!

Bei Sport bin ich zwiegespalten. Einerseits werden die Noten da sehr subjektiv und oft nach Sympathie vergeben, Mädchen oft auch nachgiebiger beurteilt als Jungs. Andererseits kann ich das Argument nachvollziehen, dass der relativ unwichtige Sportunterricht ganz ohne Noten von vielen Schülern komplett boykottiert werden könnte.
Von daher wäre ich für den Kompromiss: Benoten ja, aber aus der Zeugniswertung herausnehmen und nur am Rand notieren — etwa so, wie bei diesen Noten für Verhalten und Mitarbeit.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

theaterfan1997 
Fragesteller
 11.06.2022, 14:55

Die Frage beim Sport ist natürlich auch eine der Motivation. Kürzlich auf Social Media gelesen: Ein Mädchen hat beim 60sec Seilspringen 73 Drehungen geschafft. Sie war eigentlich zufrieden damit. Aber das war nur eine 3 in Deutschland. Motivieren solche strengen Bewertungen wirklich? Sollte es im Sport solche Noten - tw. auch 4 oder 5 - überhaupt geben? Sollte der Sportunterricht nicht viel mehr Freude an Bewegung fördern?

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schwarzerkicker  11.06.2022, 15:37
@theaterfan1997

Ich finde ja, man sollte sich im Schulsport loslösen von diesen strikten Notentabellen und stattdessen mehr die tatsächliche Leistung des Schülers bewerten. Dann würde die Notengebung für die Jugendlichen auch verständlicher. Zum Beispiel sollte ein übergewichtiger Schüler, der genauso viel Seilsprünge schafft wie ein zierlich gebauter, eine bessere Note bekommen, denn seine körperliche/physikalische Leistung ist dann auch besser. Oder wenn man das Dribbeln mit dem Ball erklärt, gehört benotet, inwieweit ein Schüler das verstanden hat und umsetzen kann — und nicht nach dem System: Ball im Tor Note 1, Ball daneben Note 6, Pfostentreffer Note 3.
Aber viele Jugendlichen geben sich schon deshalb keine Mühe mehr, weil sie sagen „5 Meter im Weitsprung für eine Note 2 schaffe ich eh nicht.“ Das ist legitim, aber genau deshalb ist die jetzige Notengebung nicht sinnvoll.

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Was sollte sich bei der Beurteilung ändern? Oder passt es, wie es aktuell gehandhabt wird?

Also für mich passt es und ich bin nicht der Ansicht, dass sich etwas ändern sollte. Das Notensystem, das es aktuell gibt, ist eine leicht verständliche EIngruppierung der Gesamtleistung in ein festes, allseits bekanntes Schema, aus der sich ohne weiteres die Güte der Leistung erschließen lässt. Passt doch.

Speziell: Sollten Fächer wie Sport (in denen es zweifelsohne vor allem um Talent geht) beurteilt werden?

Also erstmal: Nein, in Sport geht es nicht 'zweifelsohne vor allem um Talent'. In Sport kann man auch ohne Talent durch genügend Training und EInsatz sehr gute Noten bekommen. Allerdings stimme ich dir insoweit zu als die Noten im Sportunterricht sehr genormt sind und nicht auf individuelle anatomische Unterschiede Rücksicht nehmen. Man sollte fairerweise sagen, dass andere Fächer auch keine Rücksicht auf z.B. Interessen nehmen, doch in diesem Falle sehe ich den ganzen Prozess der Notenbildung und auch der Bewertung der Leistung an sich als Problematisch an.

Welche positiven Erfahrungen kennt ihr aus anderen Ländern?

Alle positiven Erfahrungen die mir bekannt wären hängen mit einem entsprechenden Notensystem zusammen. Ob das jetzt 1-6, 6-1 oder A-D u. F ist ist in meinen Augen ziemlich egal.

Ich finde müdliche Noten sollen verschwinden. Klassenarbeiten beruhen auf Fakten und nicht auf der subjektiven Wahrnehmung von einem Schüler. Sehr extrovertierte oder introvertierte haben dabei auch immer wieder Nachteile, da nicht ihr Kenntnissstand bewertet wird, sondern oft eher die Persöhnlichkeit.

Ich habe es auch oft erlebt das Lehrer einen Geschlecht eher gute oder schlechte Noten geben. Z.B. in Mathe hatten einige Mädchen in jeder Arbeit eine 1 und dennoch hatten am Ende alle nur eine 3 auf dem Zeugnis. Auch hatte eine Lehrerin einen Schüler mal systematisch gemobbt und ihn immer drangenommen hat, obwohl er nur selten was wusste und sich natürlich nie gemeldet.

Emotionen und subjektive Wahrnehmung sollten bei Lernen keine Rolle spielen. Bei dem Verzicht auf die Noten würde es eher in die andere Richtung gehen.

Beim Sport geht es ums Mitmachen und nicht um die beste Leistung.

Bestenfalls bei den Bundesjugendspielen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

theaterfan1997 
Fragesteller
 11.06.2022, 16:34

Bei der Beurteilung im Zeugnis geht es schon v.a. um Leistung.

Siehe Kommentar auf eine andere Antwort:

Die Frage beim Sport ist natürlich auch eine der Motivation. Kürzlich auf Social Media gelesen: Ein Mädchen hat beim 60sec Seilspringen 73 Drehungen geschafft. Sie war eigentlich zufrieden damit. Aber das war nur eine 3 in Deutschland. Motivieren solche strengen Bewertungen wirklich? Sollte es im Sport solche Noten - tw. auch 4 oder 5 - überhaupt geben? Sollte der Sportunterricht nicht viel mehr Freude an Bewegung fördern?
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Wir bleiben bei den Ziffernoten.

Oft diskutiert, letztendlich bleibt es, wie es immer war.


theaterfan1997 
Fragesteller
 10.06.2022, 20:11

Das "wir" dabei bleiben werden, ist sehr wahrscheinlich. Aber man kann es ja trotzdem kritisch beurteilen und diskutieren.

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