Schlechte Abiturnote bei falscher Deutungshypothese in Deutsch?
Hallo, ich habe heute im Deutsch Lk meine Abiturklausur geschrieben und die Vorschläge waren eigentlich auch alle recht einfach. Ich habe dann das Gedicht von Oskar Loerke ,,die gespiegelte Stadt“ genommen und man sollte es hinsichtlich des literaturgeschichtlichen Hintergrundes interpretieren. Da das Entstehungsjahr 1916 war, dachte ich direkt an den Krieg und konnte auch meiner Meinung nach gute Verknüpfungen herstellen. 1-2h später ist mir dann eingefallen, dass Expressionisten in Berlin ja eher über das Individuum in der Großstadt, die Verstädterung, Urbanisierung etc. geschrieben haben, da Berlin im 1. WK garnicht zerbombt wurde. Meine Deutungshypothese und auch die gesamte Interpretation drehen sich allerdings darum… Jetzt habe ich unglaublich Angst, dass es eine schlechte Note wird. Ich habe zwar alles gut belegen können, jedoch ust es faktisch ja nicht richtig. Kann die Klausur dann immer noch mindestens gut oder befriedigend sein, wenn ich den Inhalt nicht richtig gedeutet habe???
5 Antworten
Hallöchen, hab auch heute geschrieben und das gleiche Gedicht genommen. Selbst hab ich den Krieg nur kurz erwähnt, aber habe von anderen gehört, dass sie diesen als Thematik auch noch weiter ausgeführt und als Hauptaspekt der Interpretation genommen haben.
Du musst verstehen das die ganze Aufgabe nicht nur an der transzendenten Interpretation am Ende hängt, sondern an Einleitung, Inhaltsangabe, Analyse etc.
Hör auf dich jetzt so fertig zu machen, weil du denkst, dass du einen Fehler gemacht haben könntest. Auch wenn es nicht im Aufgaben horizont gefragt ist, ist es dennoch eine plausible Einbringung.
Außerdem, ändern kannst du es nun so oder so nicht. Ein Unterkurs wird es auch auf jeden Fall nicht, da bin ich sicher. In ein paar Jahren interessiert es wirklich niemanden mehr welchen Schnitt du im Abitur hattest, geschweige welche Note du in Deutsch geschrieben hast, also entspann dich und konzentrier dich auf die anderen Prüfungen die du noch vor dir hast. Du schaffst das!
Vielen lieben Dank, das hat mich auf jeden Fall aufgemuntert… Ich hoffe, dass am Ende einfach alles gut wird. Dir wünsche ich übrigens auch noch viel Gelingen für die weiteren Prüfungen 💗
waren ja auch viele Natur Aspekte drinne… hast du das auch irgendwie gedeutet ?
Schlimmer als meine Klausur kann sie kaum gewesen sein. Ich habe geschrieben, dass es sich um die Epoche Realismus handelt… Epochen waren noch nie so mein ding. Aber zum Rest habe ich geschrieben dass es sich viel um Zerstörung, Trauer und vor allem auch den Tod von Menschen handelt, die keinen Krieg führen wollten. Ich habe zum Schluss auch Interpretiert, dass er selbst am Ende gestorben sein könnte, da er etwas in der Ferne gehört hat und der letzte Vers war, dass etwas auf ihn zurollt oder so. Habe es nicht mehr ganz vor Augen aber ändern kann man jetzt eh nichts mehr…
Also so in der Art habe ich das auch, habe nur die Epoche nicht erwähnt. Du hast Recht, letztendlich kann man nichts mehr ändern. Aber ich hoffe, dass du dennoch ein gutes Ergebnis bekommst und bin eigentlich optimistisch, denn wenn du es gut belegt hast, dann sollte es eigentlich klappen .. Habe mal so drüber nachgedacht & eigentlich können die ja nicht so wirklich voraussetzen, dass man bei einem Gedicht um 1916, welches eine pessimistische Grundstimmung hat 0,0% Bezug auf Krieg nimmt.. Außerdem weiß nicht jeder, dass Berlin im 1. Wk nicht zerstört worden ist, habe da auch mal rumgefragt gehabt..
Ich wünsche dir viel Gelingen und vielen dank für deine Antwort 🫶🏼
Das Gedicht ist ja hier zu finden
http://www.berneburg.de/berlinlyrik/content/2-gedichte/G-weltende.htm
kannst du mal kurz sagen, welche der Strophen dran kamen. Denn das Gedicht ist ja für eine normale Klausur zu lang. Ich kannte das Gedicht bisher nicht, kenne mich aber ziemlich gut mit Interpretationsspielraum aus. Von daher könnte ich mal sehen, welche Möglichkeiten da bestehen.
Wir haben gestern bei einem anderen Gedicht im Abitur festgestellt, dass man da tatsächlich unterschiedliche Interpretationen vertreten kann.
huhu, habe das gedicht auch gestern genommen. es kamen wirklich alle strophen ran!
Schau dir das mal an, wenn es dich noch interessiert
https://schnell-durchblicken.de/schnell-check-des-gedichtes-die-gespiegelte-stadt-von-oskar-loerke
Hey, also das war tatsächlich das ganze Gedicht für die Abitur Klausur. Aber es war auch nur eine Aufgabe, wir mussten es im Hinblick auf den literaturgeschichtlichen Hintergrund interpretieren. Sonst gibt es ja oftmals einen Vergleich, aber den gab es diesmal nicht.
Würde mich sehr interessieren, was du da so reininterpretieren würdest :)
Ich habe es genau so gedeutet wie du. 1Wk -> Zerstörung, und das der „Regen“ ab Strophe 7 im übertragenen Sinne Bomben darstellen könnte… im Endeffekt sind es ja immer nur Deutungen und es geht darum wie du es interpretierst. Wenn wir es gut belegen konnten, sollte es dafür kein falsch geben. Krieg war ja trotzdem nur eben keine gezielten Bombenangriffe auf Berlin. Hoffe auch das beste, jetzt hab ich bisschen mehr Angst haha.
Das ist echt sehr erleichternd zu hören 🙈 Und mach du dir keinen Kopf, ich glaube, dass ich gestern vielleicht auch übertrieben habe. Ich hatte so hohe Anforderungen an mich und dachte dann direkt, dass es komplett falsch sei usw. Aber es erleichtert mich zu hören, dass nicht nur ich den Krieg rauslesen konnte. Hatte nämlich Angst, dass es so sein würde. Evtl. ist es ja eine Möglichkeit im Erwartungshorizont & man kann ja auch vom Erwartungshorizont abweichen und dennoch eine gute Note haben..
Viel Gelingen dir und hoffe, dass ich dir nicht zuviel Angst eingejagt habe 😅🫶🏼
im Endeffekt sind es ja immer nur Deutungen und es geht darum wie du es interpretierst
Wer auf historische Ereignisse aufbaut, die es nie gegeben hat, der schießt mit solchen Interpretationen ins Leere... das kann man in der Regel auch nicht aus dem Text ziehen ohne massiv überzuinterpretieren
Naja, also ohne eine Randbemerkung zu dem Gedicht oder so ist das schon möglich. Es ist wirklich sehr pessimistisch und es gibt auch viele Motive bzw. Symbole, die man dementsprechend im Zusammenhang mit Krieg setzen kann. Es haben ja nicht ohne Grund mehrere Leute es so gedeutet.
Musst du abwarten. Es kommt sehr drauf an wie genau du das interpretiert hast, was du ggf. noch mit reingebracht hast.
Aber wenn du halt in jedem Vers die zerstörte Stadt siehst und auch alles in diese Richtung deutest und halt wirklich rein in Richtung dieser Kriegsgeschichte gehst, dann gehe ich offen gestanden auch eher davon aus, dass du einiges 'überinterpretiert' hast.
Denn natürlich... 'das im Felde unbesiegte deutsche Heer' musste sich nicht mit Angriffen auf Berlin im 1. WK rumschlagen... die Schlachtfelder lagen ganz woanders...
Hm okay, verstehe ich. 😕 Von welcher Note gehst du denn grob aus? Noch im ausreichenden Bereich oder eher mangelhaft..??
Du, ich hab keine Ahnung. Ich hab mir das Gedicht grade angeschaut... und ich muss ehrlich sagen, dass ich eher die Tristesse und Hoffnungslosigkeit dieser typischen Großstadt-Motivik sehe als tatsächlich eine Kriegs-Dynamik oder auch eine zerstörte Stadt...
Es kommt jetzt drauf an, wie du das umgesetzt hast und wie du deine These stützen konntest... Form des Gedichts wird ja sicher auch noch ein paar Pünktchen bringen. Letztlich hängt es von der Korrektur ab. Zweier-Bereich sehe ich aber offen gestanden nicht mehr, wenn das wirklich die EINZIGE Aufgabe war.
Diesen Tristesse Aspekt wirst du ja vermutlich auch herausgearbeitet haben, ist halt die Frage wie das dann bewertet wird...
Ganz wichtig ist die Unterscheidung zwischen Analyse, wo man noch im Bereich dessen bleibt, was wirklich im Gedicht steht. Und dann gibt es eben die Interpretation Spielräume. Bei denen kommt es darauf an, wie gut man sie begründet und damit nachvollziehbar macht. Das ist das ganze Geheimnis. Und dann braucht man nur noch korrigierende Lehrkräfte, die wissen, dass die Deutung eines Kunstwerkes immer beim Betrachter bleibt, er muss nur vom konkreten Text ausgehen.
Historische Ereignisse aus dem Hut zu ziehen, die es nie gab und die damals auch nicht im kollektiven Denken vertreten waren kann man eigentlich kaum nachvollziehbar reininterpretieren.
Ich verstehe nicht so ganz, worauf sich dieser Kommentar bezieht. Wo wurden historische Ereignisse aus dem Hut gezaubert, die es nie gab? Man möchte ja gerne klüger werden.
Auf was hast du dich bezogen ?