Kann man als Deutscher so gut Englisch sprechen, dass keiner merken würde dass es nicht deine Muttersprache ist?

14 Antworten

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Hallo,

es heißt, dass ein Mensch nach dem 7. Lebensjahr eine fremde Sprache nicht mehr 100% akzentfrei sprechen lernt, weil sich die Sprechmuskulatur bis zu diesem Alter bereits ausgeprägt hat.

Man hört es vielleicht nicht, wenn jemand, der absolut fließend Englisch spricht, doch einen Akzent hat, aber es ist so. Bekannte Beispiele: Marlene Dietrich und Henry Kissinger mit ihrem deutschen und Arnold Schwarzenegger mit seinem österreichischen Akzent.

Es ist sehr schwierig, den Akzent der eigenen Muttersprache (egal, wie ausgeprägt er ist oder nicht) zu verlieren, und die Wenigsten schaffen es komplett.

Außerdem kann man eine amerikanische oder auch britische Aussprache, einen amerikanischen oder auch britischen Dialekt nur erlernen, wenn man bei einem native speaker lernt bzw. durch einen mehrjährigen Aufenthalt im Land.

Und selbst das ist keine Garantie dafür, dass es klappt.

Darüber hinaus braucht es auch unglaublich und individuell unterschiedlich lang, und ist von verschiedenen Faktoren abhängig -

u.a. auch vom Sprachgehör, Sprachgefühl und Sprachtalent - den Akzent seiner Muttersprache völlig zu verlieren.

Eine gute Freundin von mir hat 5 Jahre am Stück in Manchester gelebt. Wenn sie Englisch spricht, hört man keinerlei deutschen Akzent.

Meine Tante wurde nach mehr als 60 Jahren in England hin und wieder noch immer an ihrem Akzent als Deutsche enttarnt.

Man kann es durchaus in einer Fremdsprache auf native speaker Niveau bringen - wie gut das funktioniert und wie schnell das geht, hängt von verschiedenen Faktoren ab (s. o.) - das letzte Quentchen (ich weiß, gemäß der Rechtschreibreform schreibt man Quäntchen) fehlt aber meist, vor allem auch in Stresssituationen.

Weitere Tipps:

https://www.youtube.com/watch?v=ChZJ1Q3GSuI

3 tips for sounding like a native speaker

https://www.youtube.com/watch?v=sezrHctwOJ0

How to sound like a native speaker: The Secret

https://www.youtube.com/watch?v=nigdf69TSNE

How to understand native speakers

AstridDerPu

RanbooLive  15.11.2020, 13:52

Ich lerne seit dem 3. Lebensjahr Englisch-Britisch, und keiner hat gemerkt das ich tatsächlich deutsche bin.

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Jepp, das geht. Wenn man nicht so geübt ist, kommt natürlich ein deutscher Akzent raus.

Wenn man schon geübter ist, wird man z. B. in Amerika gerne mal als Engländer mit dem in den Schulen üblichen Oxford-Akzent einsortiert.

Sofern man aber z. B. einen Abschluss als Übersetzer/Dolmetscher hat, ist man im Grunde nahezu 'muttersprachlich' unterwegs. Auch einige Fremdsprachenkorrespondenten kriegen es mit Übung hin.

Was sicherlich hilfreich ist: viel englische Literatur lesen, englisches Radio- und TV-Programm hören, in Englisch denken und in englischsprachige Länder zu reisen.

Mir ging es oft so, dass ich nach einer kurzen Weile in englischsprachigen Ländern sogar in der englischen Sprache (oder anderweitig in französischer Sprache) träumte und in Gedanken sprach ;)

Fazit: yes, it's possible :)

LG

earnest  02.05.2020, 06:45

Meine Erfahrungen auch mit Fremdsprachenkorrespondenten und Übersetzern sind ein wenig anders. Ich höre da oft noch Spuren eines deutschen Akzents. Diese Profis sind durchaus auf muttersprachlichem Niveau unterwegs und können wahrscheinlich besser Englisch als 95% der "natives" - das schließt aber nicht automatisch ein, dass sie Englisch auch völlig akzentfrei sprechen.

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Das ist als Fremdsprachenlerner quasi nicht möglich und auch überhaupt nicht das, was man im 21. Jahrhundert von Fremdsprachensprechern verlangt. Es ist vollkommen ausreichend, wenn man sich im akademischem, beruflichen und/oder privatem Bereich (je nach dem, was für die eigenen Zwecke sinnvoll und notwendig ist) sicher in der Sprache bewegen kann und zudem eine Aussprache hat, die ungestörte Kommunikation ermöglicht und mit der man ernst genommen werden kann.

Ganz davon abgesehen: Ein muttersprachliches Sprachniveau hat nicht bloß mit der Aussprache zu tun; das ist nur ein ganz kleiner Teil. Man muss wissen, wie Muttersprachler einer Sprache ihre Kommunikation strukturieren, vielleicht muss man auch das ein oder andere Kinderlied singen können, so als wäre man damit aufgewachsen, etc. Gerade der Bereich der Privatgespräche ist schwierig und wenn man nicht seit Geburt in dem entsprechenden Land lebt und dort aufgewachsen ist, dann ist das nur noch schwer aufzuholen. Mindestens einige intensive Jahre sollte man also schon in dem Land leben, wenn man zumindest in den meisten Situationen mithalten können will. Und selbst dann wird es täglich Situationen geben, in denen man eben nicht so reagieren kann, wie ein Muttersprachler und spätestens dann fliegt man auf. ; )

Kuestenflieger  02.05.2020, 13:25

im gastland leben und mit den einheimischen arbeiten , dann ist man nach drei jahren mittedrin im pub .

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Mich überrascht die große Zahl derer, die das - relativ "easy" - für möglich halten. Das sehe ich nämlich ganz anders. Jedenfalls für Deutsche, die nicht zweisprachig aufgewachsen sind.

Ich habe sehr feine Ohren für Akzente, und ich habe unzählige Deutsche Englisch sprechen gehört. In meinem ganzen Leben habe ich nur zwei oder drei Deutsche kennengelernt, die als nicht zweitsprachlich Aufgewachsene in der Lage waren, völlig akzentfrei Englisch zu sprechen. Dafür braucht es etwas, was ich eine Gabe nennen möchte.

Ein Gegenbeispiel: Ich habe lange in den USA gelebt und spreche gut Englisch. Aber selbst wenn ich in Bestform bin, "merkt man etwas". Dann halten mich U.S-Amerikaner oft für einen Briten, und Briten halten mich dann oft für einen U.S.-Amerikaner. Zwischen beiden Akzenten kann ich innerhalb gewisser Grenzen wechseln, aber eben nicht ganz. Irgendetwas bleibt, vielleicht ein "Mid-Atlantic accent"?

Nach meiner Erfahrung geht es vielen Deutschen, die auch gut Englisch sprechen und einen ähnlichen background haben, recht ähnlich. Und die Sprachgenies und Leute mit "der Gabe" sind sehr dünn gesät.

Mich hat neulich sehr überrascht, wie viele Nutzer sich bei einer Umfrage als hervorragende Könner der deutschen Sprache sahen - überrascht angesichts des hier bei GF jeden Tag sichtbaren Niveaus. Deswegen meine Vermutung: Es könnte sein, dass mancher Nutzer, der hier meint, es sei recht problemlos möglich, den deutschen Akzent zu verlieren, nicht in der Lage ist, Spuren eines deutschen Akzents zu erkennen.

Gruß, earnest

earnest  02.05.2020, 13:27

Upps: nicht zweisprachig Aufgewachsene

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Kuestenflieger  02.05.2020, 13:28

du schreibst vom oxfort english , nicht von der britischen sprachenvielfalt .

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earnest  02.05.2020, 13:31
@Kuestenflieger

Ich habe mit keinem Wort von "Oxford English" geschrieben, auch deswegen nicht, weil dieser Begriff in GB nicht üblich ist.

Du solltest genauer lesen.

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Ja, das geht! Und wenn ich die Kommentare hier lese, muss ich zu dem Schluß kommen, dass ich eine besondere "Gabe" dafür habe. 😂

Dabei habe ich nur angefangen, mit 15/16 bei englischen Songs genau hinzuhören und die Texte aufzuschreiben. Habe auch angefangen, englische Bücher zu lesen und englische Filme zu schauen. Mit 18 bin ich dann in die USA, habe mich aber nicht getraut, den Mund aufzumachen, sondern nur zugehört. Nach 6 Monaten habe ich mich dann per Anhalter auf den Weg zur Westküste gemacht, musste dann natürlich sprechen und hatte keinen Akzent. Ein oder zweimal ist es mir passiert, dass jemand in California dachte, ich sei von der Ostküste und in Florida dachte jemand, ich sei von der Westküste. Als ich dann nach Jahren wieder nach Deutschland kam, hatte ich aber einen amerikanischen Akzent! Und als ich noch in der Großstadt wohnte und indische Freunde hatte, sprach ich englisch mit indischem Akzent. Das kam ganz automatisch.

earnest  02.05.2020, 12:48

Ein interessanter Beitrag! Schade, dass wir dich nicht hören können.

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5Leonarda  02.05.2020, 12:55
@earnest

Ich war länger als 8 Jahre in den USA und nach 10 Jahren Deutschland bin ich wieder rüber. Die ersten 4 Tage war es noch etwas holprig, aber dann war ich wieder voll drin. Ich denke dann natürlich auch in englisch.

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earnest  02.05.2020, 12:57
@5Leonarda

Ich zweifle nicht an deinen credentials. Ich hätte dich wirklich gern gehört...

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5Leonarda  03.05.2020, 06:59
@earnest

Moin! Wie würdest du den Satz übersetzen: My get up and go got up and went 😂

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earnest  03.05.2020, 07:02
@5Leonarda

Ach, du willst ein kleines Sprachspielchen? Jetzt, noch vor dem Kaffee? Da muss sich mein get up and go aber erst einmal berappeln.

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5Leonarda  03.05.2020, 07:10
@earnest

Es ist ja ein lustiges Sprachspielchen. Mir fällt leider keine Möglichkeit ein, das so zu übersetzen, dass das Witzige an der Sache rüberkommt. 🥞

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earnest  03.05.2020, 07:14
@5Leonarda

Ja, sehr schwierig. Diese taciteische Kürze...

Wenn man das als bleischweren Morgen eines arbeitenden Menschen sieht, wäre vielleicht dies eine (deutlich schwächere) Alternative:

-"Die Arbeit kommt. Ich gehe."

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5Leonarda  03.05.2020, 07:19
@earnest

Wie wäre es mit: Mein Beweggrund hat sich verkrümelt

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earnest  03.05.2020, 07:26
@5Leonarda

"Beweggrund" ist sehr gut, weil doppelbödig; "verkrümelt" find ich nicht so toll.

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5Leonarda  03.05.2020, 07:30
@earnest

In Beweggrund und verkrümelt kommt jeweils die "Bewegung" rüber. Man kann natürlich auch sagen: Mein Beweggrund hat mich verlassen oder meine Motivation hat mich verlassen. "Verkrümelt" fand ich nun wiitziger, weil es sich ja doch um ein Wortspiel handelt.

Ich glaube, ich entscheide mich für: Meine Motivation hat sich verkrümelt.

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