Irrt sich der WWF-Klimarechner bei der Schädlichkeit von Flugreisen (Rechenbeispiel)?
Habe kürzlich den Klimarechner des WWF zur Berechnung meines CO2-Fußabdrucks genutzt https://www.wwf.de/themen-projekte/klima-energie/wwf-klimarechner).
Dabei kam heraus, dass mein CO2-Fußabdruck 13 Tonnen über dem Durchschnitt liegen würde. Und das, obwohl ich wenig Fleisch esse, kein Auto besitze, wenig Konsum betreibe und auf Bio-Nahrungsmittel achte.
Der Rechner führt dies darauf zurück, dass ich "innerhalb von 5 Jahren ca. 50 Stunden mit dem Flugzeug fliege" , weil ich damit angeblich 18,25 Tonnen CO2 einsparen könne.
Bei Langstreckenflügen hin und zurück fallen nämlich laut Rechner 3,65 Tonnen CO2 an. Pro Passagier, sagen sie.
Laut Google und ChatGPT beträgt der CO2-Ausstoß einer Boeing 747 pro Flugstunde ca. 12.000 kg CO2. Macht also für zwei Langstreckenflüge (à 10 Stunden) 20 x 12 Tonnen = 240 Tonnen CO2.
Wenn also der gesamte Flieger auf einem Langstreckenflug hin- und retour 240 Tonnen CO2 produziert, wie kann dann der Ausstoß pro Passagier bei 3,65 Tonnen liegen? 240 / 3,65 = 65
Als wäre eine Boeing 747 nur mit 65 Passagieren besetzt...
Laut Google liegt die durchschnittliche Kapazität eines solchen Flugzeugs bei 416 bis 660 Passagieren und meist sind die gut gefüllt, wenn ich fliege.
Nimmt man einen durschnittlichen Wert von 500 Passagieren an, würde sich der CO2-Ausstoß pro Passagier auf 0,48 Tonnen belaufen. Hochgerechnet auf die 5 Fernreisen wären das dann 2,4 Tonnen CO2 pro Person.
Und der Rechner behauptet, durch den Verzicht auf 5 Fernreisen würde ich 18,25 Tonnen CO2 einsparen.
Irgendwas passt da gewaltig nicht zusammen...
5 Antworten
Abgesehen von allem, was schon von anderen hier geschrieben worden ist (höhere Bewertung wegen Ausstoß in großer Höhe, zusätzlicher CO2-Ausstoß der Bodeninfrastruktur), muss Dir auch klar sein, dass Du da sehr vorteilhaft für Dich rechnest.
Wenn Du im vollbesetzten Prollbomber nach Malle sitzt, verteilt sich das natürlich auf mehr Köpfe als, sagen wir, im Linienflug von Frankfurt nach Lissabon, der möglicherweise in einem viel kleineren Flugzeug stattfindet und auch nicht unbedingt voll ausgelastet sein muss.
Ich würde schätzen, dass eine durchschnittliche Passagierzahl von 65 schon hinkommen kann. Ich fliege wirklich nicht viel, aber ich bin dabei schon verhältnismäßig oft in einer 737 mit vielen freien Plätzen gesessen. Kommt halt drauf an, wo man hin will, die beliebten Strecken sind natürlich immer gut ausgelastet, aber die Flieger bleiben auch nicht am Boden, wenn mal nur 10 Leute morgens um halb sechs nach Helsinki wollen.
Deswegen ist die Rechnung natürlich spezifisch für Dich trotzdem falsch, aber diese Rechner können ja logischerweise nie alle Umstände berücksichtigten.
Ich denke, dass sich die 18 Tonnen CO2 auf eine CO2-Äquivalente beziehen. Also das (relative) Treibhauspotential. Jedoch habe ich nichts auf der WWF-Website gefunden, welche dies bezogen auf den "Rechner" klar bestätigt.
Jedoch wird im Bericht bezogen auf den Flugverkehr auch mit einer CO2-Äquivalente gerechnet und nicht mit reinen CO2-Emissionen:
" Treibhausgas-Emissionen in Millionen Tonnen CO2-Äquivalente nach Sektoren. Die CO2-Emissionen des Flugverkehrs werden mit einem Radiative Forcing Index (RFI-Faktor) von 3 multiplizierte, um die Nicht-CO2-Effekte wie Wasserdampf oder Stickoxide zu berücksichtigen.
Die eigentlichen CO2-Emissionen werden also noch mit dem RFI-Faktor von 3 multipliziert. Zudem gehe ich davon aus, dass dieser Rechner nicht eine Boeing 747 als Standardwert verwendet. Wenn man nun trotzdem deine Zahlen verwendet, kommt man hier anstelle von 240 Tonnen CO2 auf 720 Tonnen CO2-Äquivalente. Das wären demnach 720 / 3,65 ≈ 200 durchschnittliche Passagiere
Der Wert von Pauschal 12'000 KG pro Flugstunde würde ich aber kritisch sehen. Gerade wenn nicht wirklich bekannt ist, wie man auf diese Zahl gekommen ist und auf welchen Daten diese beruht.
Ich denke mal dass dabei nicht nur der reine Ausstoß von CO2 breücksichtigt wird sondern auch etwa die Energie die dazu benötigt wird um das Kerosin herzustellen. Vielleicht auch noch alle möglichen anderen Energieaufwendungen die für den Flug benötigt werden, wie Herstellung des Flugzeugs, Wartung, betrieb des Flughafens etc.
Im Endeffekt mußt Du bei sowas immer auf statistische Werte und Annahmen zurückgreifen.
Der Spritverbrauch hängt von der Leistungsanforderung und der Beladung der Maschine ab. Dazu davon welcher exakte Triebwerkstyp verwendet wird usw. usf.
Rechne ich nun mit einem Triebwerkstyp, mit dem anderen, oder mit der exakten Verteilung über die Flotte?
Und so ähnlich sieht das bei vielen anderen Faktoren aus, sodaß die Ergebnisse sehr unterschiedlich ausfallen können.
Und dann sind da möglicherweise noch die Emissionen der Vorkette berücksichtigt, oder eben nicht.
Fliegen ist – bezogen auf die Treibhauswirksamkeit – die schädlichste Tätigkeit, welche eine Privatperson ausüben kann, da der Ausstoß von Treibhausgasen in großer Höhe eine größere und länger anhaltende Wirkung hat.
Ja das scheint logisch zu sein. Gefahren wird ja auch deutlich mehr.
https://www.klimaschutz-portal.aero/klimakiller-nr-1/
Hier steht, dass der Anteil des Fliegens am globalen CO2-Ausstoß nur 3,06% ausmacht. Und als Quelle werden Zahlen der Internationalen Energieagentur angegeben. Gegenüber fast 18% beim Autoverkehr.