In meinen wohnort werden seit 2022 extrem viele bäume abgeholzt?

3 Antworten

Hallo,

Ich sag mal ganz pauschal, dass es das bei uns nicht gibt, dass Wälder rein aus Profitstreben dauerhaft vernichtet werden. Dem stehen gesetzliche Regelungen entgegen.

Es würde auch jeglichem betriebswirtschaftlichen Denken widersprechen, jetzt, in Zeiten eines zusammenbrechenden Holzmarktes, kaum vorhandener und daher sehr teuer zu bezahlender Arbeitskapazitäten, große Holzeinschläge zu realisieren. Jahreszeitlich ist jetzt, im späten Frühjahr auch die allerschlechteste Zeit zum Holz machen: die Sägewerke haben sich jetzt bereits für den Rest des Jahres eingedeckt und brauchen kein zusätzliches Holz mehr.

Ohne die Situation vor Ort zu kennen gehe ich davon aus, dass das, was du an deinem Spazierweg gesehen hast, zwangsbedingte Einschläge waren, wegen Borkenkäferbefall oder ähnlicher Gründe.

Es gibt aber auch eine gesetzliche Verpflichtung, dass der Waldbesitzern dafür sorgen muss, dass der Wald Wald bleibt, dass also dort, wo alte Bäume entnommen wurden, junge wieder nachwachsen.

Es geht nur ums Geld. Noch nie wurde so viel Holz geschlagen als in den letzten Jahren und so viel davon ins Ausland verkauft. Und ich rede jetzt nicht nur von von Borkenkäfern geschädigten Fichten, die notgeschlachtet werden. Seit das Falsche Eschen-Stängelbecherchen oder vielmehr dessen Nebenfruchtform alte Eschen killt, fällt man hier auch in Naturschutzgebieten alle Eschen ab einem bestimmten Stammdurchmesser, egal ob krank oder gesund. Sitzt nämlich erst der Pilz drin und höhlt den Baum von innen aus, hat der ganze Baum nämlich nur noch Kompostwert.

Die Alternative wäre, die Bäume stehen zu lassen, damit andere Bäume in dem Revier über die Zeit Resistenzen aufbauen können. Aber daran verdient man ja nichts. Wenn es um die Kohle geht, wird das Naturschutzgebiet ganz schnell zum Industriekomplex.

So ist das. Früher hat man Bäume gefällt, heute fällt man ganze Wälder. Wenn ich eine Pilzwanderung mache, muss ich mich vorher erst davon überzeugen, ob der Wald, in dem ich die Exkursion machen will, überhaupt noch steht. Und was die Dürren nicht schaffen, schafft die Kettensäge.

Die Argumentation, dass ja alles wiederaufgeforstet wird, setzt dem noch die Krone auf. Was bringt das, wenn die Wälder permanent verjüngt werden und damit die CO2-Aufnahmefähigkeit stetig sinkt. Das ist nichts als rosarote Schönrederrei. Und wenn sie im Hochwald mit der Geschwindigkeit weiter machen, können sie ihn in 10 Jahren in Hochhügelland umbenennen. Außer Farn und Brombeerhecken steht dann dort gar nichts mehr.


Pomophilus  30.04.2024, 00:05

Die Probleme mit dem Eschentriebsterben kenne ich nur zu gut.

Das Falsche Weiße Stengelbecherchen ist aber kein Holzzersetzer. Es wächst ja nicht im Holz, sondern in den lebenden, jungen Trieben. Holzzersetung passiert dann erst sekundär, zB durch Besiedelung mit Hallimasch.

Inwiefern es helfen könnte, Resistenzen aufzubauen, wenn die absterbenden und abgestorbenen Bäume auf der Fläche verbleiben, ist mir auch nicht klar. Dass ein Baum, der einmal angefangen hat, Symptome zu zeigen, die Infektion auch nur überlebt, ja gar nachträglich resistent würde, ist meines Wissens noch niemals beobachtet worden. Resistenzen erhofft man sich wenn überhaupt aus der Verjüngung, junge Exemplare, die gar nicht erst erkranken.

Ich kenne es nicht so, dass standartmäßig sämtliche erkrankten Eschen entnommen würden. Zu bedenken ist aber Folgendes:

Oft entstehen Verkehrssicherungsprobleme, zB entlang von ausgewiesenen Wanderwegen oder gar Straßen. Wenn da jemand durch einen erkennbar kranken Baum zu Schaden kommt, durchbherabstürzende Äste, umstürzenden Baum, muss ich als Waldbesitzer ja befürchten, zur Haftung herangezogen zu werden. Ist es da wirklich verwerfliches Profitstreben, solche Bäume zu entnehmen, bevor der Haftungsfall eintritt?

Der langsame Absterbeprozess führt zu mehreren Effekten:

Auf den nährstoffreichen, feuchten Eschenstandorten stellt sich aufgrund des langsam ansteigenden Lichtgenusses am Boden bei schütterer werdender Belaubung eine dichte Begleitvegetation von Gräsern und Stauden ein, die auf Jahrzehnte das Aufkommen jeglicher Naturverjüngung von Bäumen verhindert.

Gleichzeitig werden die Bestände immer gefährlicher: Tote Äste können herunterfallen, ganze Bäume umstürzen. Auch wenn ich in der glücklichen Lage wäre, dass ich an diesem Platz keine speziellen Verkehrssicherungspflichten zu erfüllen hätte: irgendwann kann ich auch niemanden mehr zu irgendwelchen Forstarbeiten in diesen Bestand hineinschicken, die Gefahr durch herabstürzende Äste oder umstürzende Bäume lässt dies aus Unfallverhütungsgründen nicht zu. Ich kann also keine Pflanzungen vornehmen, könnte die Pflanzen auch nicht pflegen, die Begleitvegetation zurücknehmen. Ich kann also nur Jahrzehnte zuwarten bis der Zerfall endlich so weit fortgeschritten ist, dass der Bestand wieder betretbar ist. In diesem Jahrzehnten ist die CO2- Bilanz dieses Bestandes übrigens negativ:der Zerfall setzt CO2 frei, eine Neueinlagerung findet ja nicht statt, da es kein Wachstum an verholzten Pflanzen, Bäumen gibt. Ist es da wirklich so böse, zu handeln, solange der Bestand noch betretbar ist, ihn durch Entnahme der gefährlich werdenden Bäume betretbar zu halten, und das zu nutzen, um wenigstens eine neue Baumgeneration zu begründen und zu sichern? Das sind übrigens Maßnahmen, die Kosten verursachen, die durch den Verkauf der erkrankten Eschen beileibe nicht gedeckt werden.

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Frag einfach mal höflich nach. Reden hilft.