Gibt es eine wissenschaftliche Alternative zur Evolutionstheorie?
Die Evolutionstheorie ist so geläufig, dass die Frage noch nie aufgekommen ist aber jetzt wundere ich mich doch, ob es eine alternative Erklärung/Theorie zur Entstehung der Biodiversität gibt die wissenschaftlich begründet ist; also, keine theologische Theorie, und die noch nicht ganz ausgeschlossen wurde. Oder fasst die Evolutionstheorie einfach alle Thesen zusammen? In meinen Augen ist sie ja trotz einigen Grundregeln sehr wandelbar. Ich würde mich über eure Antworten und eventuelle Diskussionen sehr freuen.
Zudem sagte mir letztens jemand, dass manche der Meinung seien, das Leben wäre an Land entstanden. Da ich auch dazu nichts weiß, kann ich nicht sagen, ob diese Theorie nach der Evolutionstheorie geht oder eine ganz andere Basis hat. Ihr vielleicht?
Vielen Dank
5 Antworten
Ja, die gibt es: Darwin selbst, der mit dem Werk „Über die Entstehung der Arten“ die Evolutionstheorie begründet hat, hat sich mit dem Lamarckismus auseinandergesetzt. Diese Lehre geht auf den französischen Biologen Chevalier de Lamarck zurück und wurde 1809 in seiner „Philosophie Zoologique“ dargestellt. Sie ist die Hauptalternative zur Evolutionstheorie. Um diese Lehre in einem Satz zusammenzufassen: Durch die Umwelt hervorgerufene Veränderungen – wie Kräftigung der Muskeln durch starken Gebrauch- können nach dieser Theorie vererbt werden. Lamarck erwähnte z.B. den Stelzvogel: „Da er vermeiden möchte, den Körper in Flüssigkeit einzutauchen“, sagte er, „erwirbt er die Gewohnheit, seine Beine zu verlängern und zu strecken“. Er behauptet die Gewohnheit die Beine zu strecken, macht sie länger und dies vererbt sich auch. Ein fanatischer Anhänger des Lamarckismus war der russische Biologe Trofim Lyssenko (1898-1976). Er sorgte durch seinen politischen Einfluss dafür, dass viele Biologen in der Sowjetunion, die die Evolutionstheorie von Darwin befürworteten, verhaftet wurden und im Gefängnis umkamen. Dies hörte erst mit dem Tode des Diktators Stalin so langsam auf. Die Versuche Lyssenkos auf Basis des Lamarckismus neue Getreidesorten zu züchten (z.B. kälteresistente) scheiterten allesamt, so dass der Lamarckismus immer mehr Anhänger verlor. Aber auch heute noch versuchen viele Biologen den Lamarckismus zu beweisen, also die Vererbung von erworbenem Verhalten und erworbenen Merkmalen. Aber wie man ja an deiner Frage sieht, spielt diese Theorie in populären Veröffentlichungen keine Rolle mehr, da sie so viele Feinde hat, dass kaum jemand mehr wagen dürfte diese Theorie einem breiteren Publikum zu präsentieren. Das schließt aber nicht aus, dass diese Theorie doch noch bewiesen werden könnte, womit die Darwinsche Evolutionstheorie hinfällig wäre. Dieser bestritt nämlich vehement, dass eine Vererbung erworbener Fähigkeiten möglich ist.
Es gibt einige Alternativen zur Evolutionstheorie oder auch zur Darwin'schen Evolutionstheorie, aber die meisten sind seit mindestens Hundert Jahren verworfen :D
Darwin ist einfach das aktzeptierte, heutzutage, der meiste Rest ist pseudowissenschaftliche Forschung von Christen, die versuchen die Schöpfung zu belegen (Intelligent Design und so)
Es gibt eine deutliche Verbesserung der bisherigen Evolutionstheorie, nämlich die Systemische Evolutionstheorie:
http://knol.google.com/k/systemische-evolutionstheorie
Sie kann viele evolutionäre Prozesse erklären, die sich bisher einer evolutionstheoretischen Beschreibung entzogen haben. Da sich einige namhafte Biologen und Nichtbiologen sehr positiv über sie geäußert haben, besteht eine gewisse Chance, dass sie allgemeine Anerkennung finden wird, zumal sie meines Erachtens auch einfacher ist.
Zur Entstehung des Lebens sagt sie aber auch nichts. Da ist bis heute alles reine Spekulation.
Es gibt eine deutliche Verbesserung der bisherigen Evolutionstheorie, nämlich die Systemische Evolutionstheorie:
Von Verbesserung einer Theorie kann man erst nach Peer Reviews reden. Aber da weigert sich Mersch standhaft, wie jeder Wunderheiler es tun würde.
Sie kann viele evolutionäre Prozesse erklären, die sich bisher einer evolutionstheoretischen Beschreibung entzogen haben.
Nein, die für die Evolutionstheorie einfach unnötig sind, weil sich diese nicht mit Firmen beschäftigt.
Da sich einige namhafte Biologen und Nichtbiologen sehr positiv über sie geäußert haben, besteht eine gewisse Chance, dass sie allgemeine Anerkennung finden wird, zumal sie meines Erachtens auch einfacher ist.
Mersch macht diese Chancen aber immer geringer.
Wie jetzt, sepia, du widersprichst Ursulala, huldigst Mersch nicht, und wirst trotzdem nicht von ihr verprügelt????? Wasn jetzt los?
Weil DarkSepia ein heimlicher Fan von mir ist und deshalb schon mal klaut:
Nein, es gibt keine ernsthaften wissenschaftlichen Alternativen zur ET. Und ja, sie umfasst im Prinzip alle wesentlichen Aspekte, die zur Entstehung der Biodiversität geführt haben und natürlich noch heute führen. Google nach "Synthetische Evolutionstheorie" und "modern evolutionary synthesis", da dürftest du einige schöne Zusammenfassungen zum aktuellen Wissensstand bezüglich der ET erhalten.
Was die Entstehung des Lebens an Land angeht, so ist das mit Sicherheit falsch, da unmöglich. Zu Anfang ("Urzellen") gab es schließlich noch keine Schutzmaßnahmen gegen Austrocknung sowie die hohe UV-Strahlung (die Atmosphäre war ja noch sehr dünn).
Folgender Wiki-Artikel könnte dich interessieren: http://de.wikipedia.org/wiki/Chemische_Evolution
Nein, gibt es nicht.
Nachtrag: Ich habe noch vergessen auf die Zusatzfrage mit der Entstehung des Lebens an Land einzugehen. Dies kann man wohl ausschließen. Die am besten verifizierte Theorie ist meines Wissens die von Robert Hazen in "Spektrum der Wissenschaft" (Juni 2001) vorgestellte "Chemie der Tiefseeschlote". Es klingt jedenfalls für mich sehr überzeugend, denn: Fragen wie z.B. warum hat das Leben eine Vorliebe für L-Aminosäuren? können experimentell beantwortet werden, wenn man annimmt, dass das Leben an Tiefseeschloten entstanden ist.