Geschlechterverhältnis ist evolutionär stabil?
Hier unten wäre die Erklärung meiner Frage. Leider verstehe ich die Erklärung nicht... Wenn es theoretisch 10 Frauen geben würde und 5 Männer, weshalb hätten die männlichen Gene dann eine doppelt so hohe Chance weitergegeben zu werden? Die Chance müsste doch bei jeder sexuellen Fortpflanzung trotzdem noch 50:50 sein... :/ (Ich glaub es ist ganz simpel, aber ich verstehe es tatsächlich wirklich nicht..)
Wie Fisher (1958) gezeigt hat, kommt es zu diesem Verhältnis von 1:1, weil die genetische Fitness von Männern und Frauen frequenzabhängig ist. Wenn Frauen doppelt so häufig wären wie Männer, wäre die Chance eines männlichen Gens, an die nächste Generation weitergegeben zu werden, doppelt so hoch wie die Chance eines weiblichen Gens (da Kinder zur Hälfte Gene des Vaters und zur anderen Hälfte Gene der Mutter haben). Männliche Gene hätten also eine doppelt so große Fitness wie weibliche Gene. Dadurch würden langfristig Eltern begünstigt, die überproportional Jungen zur Welt bringen. Dies würde aber die Rate der Männer so lange erhöhen, bis sie genauso häufig sind wie Frauen.
Die entsprechende Argumentation gilt für den umgekehrten Fall, dass Männer häufiger wären als Frauen. Deshalb pegelt sich in Populationen langfristig ein 1:1-Verhältnis zwischen Männern und Frauen ein: Das Geschlechterverhältnis ist „evolutionär stabil“.
1 Antwort
Die von R.A. Fisher vorgeschlagene Theorie des evolutionär stabilen Geschlechterverhältnisses basiert auf der Idee der "durchschnittlichen reproduktiven Fitness". Die Grundidee ist, dass, wenn in einer Population ein Geschlecht mehr ist als das andere, das seltene Geschlecht eine höhere "durchschnittliche reproduktive Fitness" hat.
Lassen Sie uns das an Ihrem Beispiel demonstrieren: Angenommen, es gibt 10 Frauen und 5 Männer. Wenn wir annehmen, dass jeder Mann und jede Frau jeweils ein Kind haben, dann würde jeder Mann im Durchschnitt zwei Kinder haben (weil es doppelt so viele Frauen gibt), während jede Frau nur ein Kind hätte. Daher würde das männliche Gen im Durchschnitt zweimal weitergegeben, während das weibliche Gen nur einmal weitergegeben würde. Daher wäre in diesem Fall die "durchschnittliche reproduktive Fitness" des männlichen Gens doppelt so hoch wie die des weiblichen Gens.
Fisher argumentiert, dass unter diesen Umständen die Tendenz bestünde, mehr männliche Nachkommen zu erzeugen, weil das männliche Gen eine höhere Chance hat, weitergegeben zu werden. Aber wenn mehr Männer geboren werden, würde das Geschlechterverhältnis allmählich wieder auf 1:1 zurückkehren, weil dann die "durchschnittliche reproduktive Fitness" von Männern und Frauen wieder ausgeglichen wäre.
Das bedeutet nicht, dass das Geschlechterverhältnis in jeder einzelnen Fortpflanzungsbeziehung 50:50 ist. Es geht darum, wie oft ein männliches Gen im Durchschnitt in der Population als Ganzes weitergegeben wird, im Vergleich zu einem weiblichen Gen.
Normalerweise ist es 50%. Du hast aber in deiner Frage schon geschrieben, das es doppelt so viele Frauen wie Männer gibt. Das ist ja normalerweise nicht so. Kommt aber vielleicht bei bestimmten Tierarten vor.
Ich bin Hobbyimker. Da gibt es z.B. 95% weibliche und 5% Männliche Tiere. Eigendlich ist das aber vollkommen falsch. Weil die weiblichen Tiere alle unfruchtbar sind, außer die Königin. Eine Königin, und 500 Drohnen (männliche Bienen).
@magicced01 Danke für deine Antwort! :) Allerdings verstehe ich eine Sache nicht ganz...Ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Sohn bzw. eine Tochter geboren wird nicht bei jedem Geschlechtsakt 50:50? Daher dürfte es doch eigentlich keine Rolle spielen, wie häufig Männer bzw. Frauen ein Kind gezeugt haben. Die Wahrscheinlichkeit, dass es ein Junge oder ein Mädchen wird, liegt doch sowieso jedes Mal bei 50 Prozent... :/