Geschichtslehrer erzählt Unsinn?

Suboptimierer  31.05.2022, 09:05

Wie wurde die Rede denn verbreitet? Hatten normale Bürger die Möglichkeit, nachzuschlagen, was das ist und wen es betrifft?

keeleyyyiu1 
Fragesteller
 31.05.2022, 09:22

Meiner Recherche nach war die Rede vor tausenden und wurde im Radio übertragen.

11 Antworten

Wie es hier schon mehrfach gesagt wurde, Konzentrationslager als solche waren vor der NS-Zeit eigentlich eher Gefangenenlager und als solche waren diese auch bei der Bevölkerung bekannt - und zu Beginn waren das auch nur solche.

Die Vernichtungslager kamen erst später und von denen wusste man in der Bevölkerung nichts. Was in diesen passierte wurde streng geheim gehalten.

Allerdings wird die Bezeichnung KZ seitdem direkt mit Vernichtungslagern in Verbindung gebracht. Wahrscheinlich bezog sich euer Lehrer deshalb nur auf diese und hat das nicht deutlich genug gemacht oder sich zu unverständlich ausgedrückt. Gefangenenlager sind nämlich im Krieg nichts ungewöhnliches und die Existenz von diesen ist den meisten Zivilisten bekannt.

Konzentrationslager gab es gleich nach der Machtergreifung, die waren auch allgemein bekannt. Die Nazis traten das sogar breit zur Abschreckung.

Zunächst wurden dort nur politische Gegner inhaftiert.

Was später NICHT bekannt gemacht wurde, waren die Vernichtungslager im Osten. Das meint euer Lehrer wahrscheinlich.


keeleyyyiu1 
Fragesteller
 31.05.2022, 09:11

Dann drückt sich unser Lehrer sehr schlecht aus. Ich hatte ihn genau damit gelöchert und er behauptete stur, dass alles von Anfang bis Ende geheim war.

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NikkiPP  31.05.2022, 09:21
@keeleyyyiu1

Nein, das ist gefährlicher Unsinn, was euer Lehrer erzählt.

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Zunächst einmal solltest Du lesen und verstehen, was in der Rede wirklich gesagt wurde:
Hitler verweist darauf, dass die Engländer die Konzentrationslager (im Burenkrieg) erfunden haben. Im Nebensatz steht noch, dass man diese Idee kopiert habe und keine Frauen und Kinder darin einsperre - und das war es dann auch schon.

Tatsächlich war der deutschen Bevölkerung durchaus bekannt, dass es so etwas gibt, meine Mutter - damals Kind - erzählte, dass es bei den Erwachsenen manchmal hieß, man solle besser still sein, sonst käme man ins "Konzertlager". Aber: Man wusste nur, dass politisch missliebige Personen dort eingesperrt wurden, hier und da bekam man mit, dass Menschen, vor allem Juden, auch deportiert wurden, aber was mit denen passierte, wusste man nicht, wollte man aber auch (siehe Konzertlager) nicht wissen.

Bezeichnend ist doch, dass die Amerikaner die Bevölkerung von Weimar zwangen, das befreite KZ Buchenwald zu besichtigen, gewissermaßen vor den Stadttoren gelegen. Die Berichte darüber zeigen recht eindeutig, dass die Existenz der KZs bekannt war, aber nicht, was dort wirklich passierte, man hielt sie eher für Strafanstalten.

Von daher hat sich Dein Lehrer eher missverständlich als falsch ausgedrückt, jeder wusste, dass es besser war, keine diesbezüglichen Fragen zu stellen. Wie gut das funktionierte, kannst Du beispielsweise an Unterlagen aus dem KZ Neuengamme ersehen: Ab und an wurden auch Menschen entlassen, mussten aber unterschreiben, dass sie gut behandelt worden seien (haben die natürlich getan, auch wenn es nicht stimmte) und mussten sich verpflichten, nicht weiter darüber zu reden (hätte sonst die Rückfahrkarte bedeutet). Man musste das also nicht geheim halten, das blieb es weitgehend von alleine.

https://www.mdr.de/geschichte/kz-buchenwald-krematorium-100.html

Da ging nichts geheim zu, in Weimar wurde das gesehen und auch gerochen.

Auschwitz war ja ein KZ in Polen, allerdings aus Frankreich und den Niederlanden wurden die Juden in Viehwaggons quer durch DE gefahren, bei Standzeiten und an Bahnübergänge war das alles zu sehen.

Das in DE, die Bürger letztlich nicht alles wussten, was da passierte, das mag stimmen, allerdings vieles wurde auch einfach verdrängt. Dein Lehrer war sicherlich nicht ganz glücklich mit seiner Begründung, aber schließlich ist es keine Leugnung gewesen, denn diese ist in DE strafbar.

Von Experte Udavu bestätigt

Daß es Konzentrationslager gab, war den meisten Deutschen bekannt und man machte auch seitens des Regimes keinen Hehl daraus - man verstand sie i. d. R. als Arbeitslager oder Umerziehungslager (was am Anfang auch so war).

Was nicht verbreitet wurde, waren die Gräueltaten und Massenmorde in den Vernichtungslagern - das wußten nur wenige Menschen im Reich. Die Vernichtungslager lagen auch nicht ohne Grund außerhalb des ursprünglichen deutschen Reichsgebietes.

Die Philosophin Hannah Arendt (Jüdin) hatte in einem legendären Gespräch mit dem Journalisten Günter Gaus (damals gab es tatsächlich noch richtige Journalisten) 1964 gesagt, daß sie selbstverständlich von der Existenz der Konzentrationslager gewußt hat, aber was tatsächlich in den Vernichtungslagern vorging, hat sie nicht gewußt und noch nicht einmal erahnt - und wenn man es ihr damals gesagt hätte, was in den Massenvernichtungslagern tatsächlich passierte, hätte sie es nicht geglaubt.

Ähnliches kann auch Dokumenten des Vatikans entnommen werden - es gelang tatsächlich zwei Menschen die Flucht und sie schilderten alles, bis ins kleinste Detail, was dort geschah. Es hat ihnen lange Zeit niemand geglaubt - man konnte sich das einfach nicht vorstellen...