Liegt es an mir, dass ich mich als Netto-Aushilfe unwohl fühle?

3 Antworten

Nein, es liegt nicht an dir! Ich arbeite neben meinem Studium selbst als Aushilfe bei Netto und kann dich voll und ganz verstehen. Man ist nur an einem Tag der Woche in der Filiale, bekommt den Mindestlohn gezahlt, muss aber trotzdem volle Leistung geben. Es wird erwartet, dass man 10 Minuten früher in der Filiale ist, die Paletten sind alle total komisch durchmischt, man darf also ständig hin- und herfahren und am Ende passt es doch nicht. Egal, wie man es macht, man macht es immer falsch. Meine Einstellung ist mittlerweile, dass man bei Netto nie jemanden zufriedenstellen kann - mit dieser Einstellung fahre ich zur Arbeit und lasse mich überraschen, was mich mir von den Kollegen und dem Chef schon wieder alles anhören kann. Alle PLU-Nummern soll man auswendig kennen (als Aushilfe wohlgemerkt), und wehe man verwechselt die Roggen- und Dinkelsemmel miteinander (selbst wenn der Preis derselbe ist). Schnell muss man natürlich auch sein, dass einige Kunden bspw. altersbedingt ihre Waren nicht schneller einpacken (können), ist der Filialleitung egal. Dann gibt es natürlich immer bestimmte Lieblingskunden, die ihren 15-Euro-Einkauf mit Münzen aus der Spardose bezahlen oder die Rabatt-Sticker so aufkleben, dass man sie nicht sieht. Das Bescheuerte an diesen Stickern ist, dass man erst den Sticker einscannen und dann das Produkt einbongen muss. Andersherum funktioniert es nicht, dann darf man gleich wieder den Artikel stornieren und an der Kasse auf die Autorisierung durch die überforderte Marktleitung warten. Ein nerviges System, wer auch immer sich sowas ausdenkt. Zudem werden häufig unangekündigt Testkäufe und PLU-Nummern-Abfragen durchgeführt. Vertrauen in die Mitarbeiter ist Fremdsache, kontrolliert wird überall, wo es nur geht. Ach ja, und dann sind da noch diese dämlichen Klebe-Sicherungen, die immer wieder übersehen werden (man muss ja schließlich im Turbo-Tempo abkassieren). Das piepst dann natürlich beim Rausgehen und gesichert wird wirklich jeder noch so billige Scheiß - Lachs der Eigenmarke, Fleisch aus Stallhaltung 1, jeglicher Kaffee, Alkohol (auch Wein ab 3 Euro), Schinken der Eigenmarke, Tabak (der ohnehin schon verschlossen ist) und Deos, Duschgele etc. Dann darf man die Kunden noch einmal hereinrufen und die ganzen Einkäufe überprüfen. Meist stellt sich heraus, dass wieder mal irgendeine versteckte Sicherung übersehen wurde. Was mich auch tierisch nervt, ist, dass jeder Mitarbeiter seine eigene Auffassung hat. Wenn man dem Chef dann erklärt, dass man das von einem Kollegen erzählt bekommen hat, wird man nur doof angeglotzt. Alles richtig machen kannst du da sowieso nicht - und selbst wenn, dann würde man sich darüber beschweren, dass du zu perfekt bist.

Ich habe nicht in netto gearbeitet aber in Rewe und Budnikowsky (weis nicht ob du das kennst gibt es nicht überall, ist eine Drogerie) und bei denn beiden wurde ich am ersten tag betreut und als die sicher waren ich kann es dann waren die auch wieder weg. Die können von dir nicht erwartet das du sofort alles perfekt kannst einer muss für dich zuständig sein damit du dich wenigstens in der erste Woche jemanden zum ansprechen hast oder jemanden der die hilft. Sag das deiner Chefin auch offen und ehrlich wenn sie doch feuert dann ist es nicht deine schuld sondern deren die haben es falsch gemacht. Und es ist eh nur ein Aushilfsjob also was solls.

Auch ich war in diesem Unternehmen tätig und wenn es das Vorgehen deiner Cheffin nicht entschuldigt kann ich dir zumindest versuchen ein paar mögliche Gründe zu erklären. Danach will ich gerne Versuchen dir ein paar Tipps zu geben wobei der beste Tipp ist sich nach einer alternative Umzusehen.

Also gut, lets get started. Zuersteinmal, ja man braucht eine recht gute Auffassungsgabe um Dinge dort zu erlenen, gezeigt werden sie einem in den seltesten Fällen weil die Vorgesetzten für sowas meistens kaum Zeit bekommen. Theoretisch steht den Märkten zwar Zeit zur Einarbeitung neuer MA zur Verfügung aber dies ist Aufgrund der Personalschicht meist doch irgendwie kaum möglich. Als ML oder als Stellv. ML ist die Zeit im Markt recht kostbar denn auf dich warten ein A***h voll (teilweise Sinnfreier) Aufgaben. Es kommen Zig Rundrufe mit irgendwelchen Akündigungen und der Notiz "Sofort erledigen" so das man an vielen Tagen umherhetzt um nach 10h den markt verlassen zu können. Wenn nun noch jemand "langsam" ist bleibt dies auch meistens am ML hängen und aus den 10h wird gernmal mehr.

60-80h als ML sind in der Woche nicht allzuselten. Natürlich werden nur 40 davon bezahlt und auch nur eingetragen. Wenn du dies als ML mitmachst holt man sich ganz schnell Frust und schiebt dies leider auchmal auf seine MA. Böse gemeint ist es nicht aber vielleicht kennst du den Spruch "Sch***e fällt nach unten durch". Darüber hinaus steht man als ML sehr oft unter Strom weil ziemlich häufig Rundrufe kommen "die Bigbosses sind unterwegs in deinem Bezirk". Vielleicht hast du schon einen Besuch vom RVL oder NVL oder Revision miterlebt, die gehen durch die gänge mit einem Memo und fotografieren jeden Fleck, kommentieren jede Lücke und benoten den Laden. Ende vom Lied ist man kriegt für ALLES einen drauf und sollte der Laden sehr schlecht sein darf man auch zum "Frühstück nach Ponholz". Und da wird es lauter als US Marine Drill Sergants schreien können. Alles in allem also sind solche Anrufe immer gleich die Sirene bevor einem Bombeneinschlag. Wirklich gute "Noten" kriegt man nie, gemeckert wird immer. Das bekommt immer der ML ab und demzufolge steigt leider auch der Druck. Es Folgen Nachkontrollen der ersten Kontrolle und wehe es sieht nicht besser aus....Das hinter sich zu lassen chaffen nicht alle Kollegen, es nimmt einen doch immer irgendwie mit wenn man sich reinhängt und für Kleinigkeiten einen drauf bekommt und nur"Geringschätzung" miterlebt. Gut, geug davon. Abgesehen von dem Mobbing welchesvom oben herab stattfindet sind es natürlich auch die Vorgaben, dein Chef kann nicht frei heraus entscheiden wieviele MA er die Woche kommen lassen kann. Je nach Umsatz gibt es Vorgaben wieviele Stunden er für eine Woche an MA einplanen kann. Dazu komen Vorgaben wieschnell eine Palette oder ein TKK Container verräumt zu sein hat, wenn du alsolänger brauchs als die Vorgabe (Gründe erstmal egal) bedeutet dies das die Zeit woanders fehlt....im Zweifel darf sowas der Chef in seiner Freizeit nachholen. Nicht umbedingt die Ware aber halt andere Tätigkeiten die liegen geblieben sind weil jemand dort mit anpacken musste oder du nur 1 statts 2 Paletten geschafft hast ;)

Was das O/G angeht so ist auch dies sehr sehr gut verständlich. Man führt sehr häufig Inventuren in diesem Bereichdurch und hat nur wenig Spielraum was Differenzen angeht. Man kann theoretisch plus erwirtschaften wenn man gut bestellt und Ware rüberzieht(Ware die nächste Woche teurer wird noch in der Vorwoche zum günstigen Preis bestellen). Allerdings ist in vielen Fällen die Qualität auch nicht sooooo toll als das man damit soviel plus erwirtschaftet. Verderb kommt noch hinzu und man ist sehr schnell im Minus Bereich. Wenn du also jetzt noch Kassierer hast die solche Fehler machen wird der Minus Bereich sehr schnell größer und kommt über gewisse Grenzwerte und man wird dafür auch wieder rundgemacht. Gerade im Bereich Frische gibt es sehr viele Kritierien die sich sogar gernmal wiedersprechen aber wehe du erfüllst diese nicht....Du kannst das Weinregal umwerfen und nicht aufräumen- das ist weniger Schlimm als diverse Dinge beim Frischesortiment. Wenn die Zahlen also nicht stimmen tun dir auch 30 Cent weh wenn der Kassierer einen Fehler macht. Besonders da man direkt im Hinterkopf hat " Wie gutkennt der sich sonst aus, wieviele Fehler passieren ihm sonst? Wie hoch sind die Verluste durch ihn?"Ich denke das reicht um dir zu verdeutlichen das es viele Dinge gibt von denen du wohl nichtmal ahnst die dein ML aber erfüllen muss weil Druck ausgeübt wird. Manche können damit umgehen, andere nicht. Noch dazu kommt das viele auch keine Mitarbeiter führen können weil sie es schlicht auch nie gelernt haben. Klar Ausbilderscheine wurden den Filialen inzwischen nachgeworfen aber was Mitarbeiterführung angeht so sind da in manchen Filialen immernoch große Defizite. Leider wird sich dies auch nicht wirklich ändern ;)


metodrino  15.08.2015, 15:13

Gut, jetzt zu den Tipps.

Beim Einräumen nicht auf den Artikel schauen sondern auf den Karton. Anhand der Farbe des Kartons findet man manche Artikel schneller als wenn man verzweifelt nach "Hühnerbrühe" sucht.
Auch verrät der Karton öftersmal in welcher Höhe sich der Artikel befindet. Es gibt Aritikel zur Draufsicht (Ware liegt mit dem Bild nach Oben) und Artikel zur Absicht (Ware "steht" im Karton) Artikel zur Draufsicht befinden sich irgendwo unten - ich muss also nichtmehr im höchsten Regalboden danach suchen.

Auch haben viele Regale ein System - nehmen wir zum Beispiel Wurst. Dort hast du eine Ecke mit Schinken, eine mit Geflügel etc. Wenn man also weiß in welche Abschnitte sich etwas aufteilt umso eher steht man vor dem richtigen Regalmeter und sucht nicht immer das ganze Regal ab.
Nehmen wir also beispielsweise Gut Ponholz Aufschnitte. Das sind Artikel zur Draufsicht - also schaue ich unten. Nun schaue ich auf die Farbe und schon kann ich von den Sorten X Ausschließen weil diese eine andere Farbe haben und schaue mir die 2 Sorten an welche gleiche Farbe haben. Wenn du dir sicher bist das dieser Artikel neu im Sortiment ist weil du ihn bisher nie hattest dann schau am Regal anch "Neuschildern" Zu meiner Zeit waren die Etiketten Grün mit einem Gelben Neuschild. So lässt sich schnell der neue Artikel finden.

Ansonsten gibt es beim verräumen eigentlichw enig Tipps, vermeide lange Laufwege und führe die Palette mit. Vermeide "leergänge" und wenn du einen Artikel verräumt hast nehme rechts und Links vielleichtnoch etwas Pappe mit(sprich entschachteln). Wenn man direkt entschachtelt und vorzieht spart das Zeit am Ende des Verräumens.

Vermeide Dinge aufs Lager zu stellen, das sieht kein Chef gerne. Das wenigste wird fürs Lager bestellt. Irgendwie geht also alles immer rein. Ich hab es gehasst wenn man mir sagte "passt nicht" obwohl es einwandfrei reinging. Und natürlich auch an die Alt vor Neu Regel halten. Es gibt genug Tricks dies zu testen ob ein MA richtig verräumt.

Tipps zur Kasse, tja ähnlich der "leergänge" beim Verräumen gilt auch hier seine Zeit gut zu nutzen. Ist kein kunde da kontrolliere die Bonrolle, fülle WG nach. So musst du dies nicht tun wenn Kunden da sind. Vermeidet Streß bei dir&Wartezeit beim Kunden. Im bestfall muss man in gewissen Situationen auch keine zusätzliche Kasse rufen was dann bedeutet das dieser MA etwas "sinnvolleres" tun kann. Nimmt wiederum Streß vom Team. Viel steht und fällt mit einer guten Kassierkraft. Wenn der Kassierer alle 5Min nach der Karte brüllt ist man als Chef super genervt - irgendwo auch verständlich wenn man sich z.b. auf eine Bestellung konzentriert und alle paar Minuten aus den Gedanken gerissen wird und nach Vorn zur Kasse rennen darf...

Sollte länger kein Kunda da sein krieg den Ar*** hoch und kontrolliere O/G,kontrolliere die beutel, ziehe Wein vor etc. Das sind alles Pluspunkte die du sammeln kannst. Vorallem steht ein Überraschungsbesuch an und das ganze wird von dir gerade gemacht oder wurde schon gemacht läuft so ein Besuch viel entspannter ab. Gerne wird auch der Kassierer vorher 5Minuten beobachtet von außen und wenn du nur da sitztund nix tust(natürlich wenn kein Kunde da ist) kriegt der Chef direkt den ersten Einlauf weil du Faul warst. Findet sich z.b. ein schlechter Apfel (den du hättest durch die Kontrolle finden können) gibt es direkt den zweiten...
Du siehst hier kannst du deinem Chef also helfen.
Tja ansonsten sind es halt noch allgemeine Dinge wie EKW Kontolle damit du bei Test und Traingskäufen nicht allzugroßen ärger kriegst aber ich denke das wurde dir in der Kassenschulung beigebracht.

Ich denke das solls soweiterstmal gewesen sein. Sollte noch Klärungsbedarf bestehen, gerne. Aber inzwischen habe ich bald 2x das Zeichenlimit erreicht ;)

0
hbf3m 
Fragesteller
 15.08.2015, 16:07
@metodrino

Erst einmal vielen dank für die ausführliche Antwort.

Die Tipps welche du mir genannt hast wende ich schon länger an aber es gibt natürlich immer noch kleine Sachen die man nicht sofort findet :)
Zur Kasse kann ich sagen ich bin ja nur aushilfe und darf ja nur die 2. Kasse sein. Das heißt wenn es leer wird mache ich zu und die 1. Kasse macht alleine weiter, ich darf nur rann wenn es gerade voll ist.

Wann hast du denn angefangen auf den niveau von den anderen Mitarbeitern zu arbeiten ?
Und hast du auch nach längerer Zeit in der Fialle immer noch viel böse Kritik einstecken müssen oder wurde es besser ?

0
metodrino  15.08.2015, 16:25
@hbf3m

Ich habe mit einem 2 Wöchigem Praktikum dort angefangen, danach meine Ausbildung absolviert und wurde dann Stellv. ML und später ML.
Ich schätze auf dem Nieveau der anderen war ich in/nach dem Praktikum. Während der Ausbildung habe ich wie es für dieses Unternehmen typisch ist sehr schnell weitere Aufgaben wie Bestellung/Schließen des Marktes übernommen. Schon während meines ersten Lehrjahres habe ich z.B. Urlaubsvertretung für den ML geschoben - mit allen Tätigkeiten (auch "Verwaltung" also Bürotätigkeiten etc.)

Allerdings sei dazu gesagt das mein Praktikum vor einigen Jahren in einer gut gehenden Filiale stattgefunden hat, dort waren die Zeitvorgaben noch nicht ganz so unmenschlich wie sie jetzt sind. Daher hat sich der dortige ML damals sogar Zeitnehmen können...Da ich einige Jahre in diesem Unternehmen tätig war kann ich also auch die Entwicklung nachvollziehen. Während meiner ML Tätigkeit Anfangs hatte ich auch mehr zeit für neue MA als später -

Kritik seitens der MA habe ich eigentlich nicht bekommen, auch nicht von meinem Ausbilder. Immerhin wurde ich mit der Lehre ja dazu herangezogen später einen eigenen Markt zu führen. Durch die wachsenden Aufgaben konnte ich natürlich meinem Chef dann immer mehr helfen&abnehmen was zu einem recht guten Verhältnis geführt hat.  Auch meine MA haben recht wenig Kritik an mir/meinem Führungsstil geäußert. Filialintern lief es weitesgehend gut. Natürlich gabe s auch einige "Nieten" unter den MA aber diese sind ja eh meist schnell gegangen (oder gegangen worden). Mit den Vorgesetzten also VL und höher lief es dann weniger Rund und böse Kritik musste man die ganze Zeit über einstecken. Das was dort geholfen hat waren andere ML Kollegen welchen es ähnlich oder teils schlimmer erging. Gespräche in der Zentrale, Schikanekontrollen etc ließen nie nach. Eher im gegenteil. Was unter den ersten VL's die ich hatte noch okay war oder teils gewünscht wurde im Laufe der Zeit zum No-Go mit entsprechendem Einlauf.

Alles in allem lässt sich über das Unternehmen sagen das das Filialklima meistens noch recht gut ist/war und man sich versucht zu Untersützen sofern man bei den Kollegen akzeptiert wird. Alles was aber von VL und höher kommt wird in Tränen&Ärger enden ;)
Nicht selten hörte man von Kollegen mit Burnout oder Heulkrämpfen im Büro. (Ich erinnere mich ein Fall wo eine Azubine im 2 LJ den Markt für eine Schicht geführt hatte und vom GVL rundgemacht wurde und mich danach unter Tränen anrief....)

Als Aushilfe kann dir glücklicherweise noch vieles am Hintern vorbei gehen. Zumindest was GVL und co angeht. Um unter den Kollegen akzeptiert zu werden reicht es meist wenn man ein gewisses Tempo erreicht. Dumm Stark und die Uhr nicht kennen ;)

0