Erpressen wir alle unsere Kinder?

8 Antworten

Doch die gibt es.
Je nach Alter kann man mit Kinder Regeln und Konsequenzen besprechen. Auf kindgerechte Weise, dem Alter entsprechend. Man stellt gemeinsam die Regel auf, zB das Kind ist einmal in der Woche mit Staubsaugen folgender Räume dran.... Dann fragt man das Kind, was passieren soll, wenn die Regel nicht eingehalten wird. Das Kind wird nach einer Konsequenz suchen, die Eltern auch und an diese Konsequenz muss sich gehalten werden, wenn die Regel schon nicht eingehalten wird. Wichtig ist, das das Kind an der Konsequenz merkt, das etwas nicht in Ordnung war. Ich sag mal so, eine Woche ohne Nachtisch lassen sich ganz aushalten wenn im Zimmer die Playstation zur Verfügung steht. Also das ist eine Konsequenz, die dann nicht funktioniert.

Dabei kennen alle die Regeln und die Konsequenzen. Auch das Kind. Da das Kind es weiß, kann es sich einen Handlungsspielraum erarbeiten und auch die Regeln und die Grenzen austesten. Das Kind kann hinterher nicht sagen, das habe ich nicht gewusst. Regeln und Konsequenzen müssen schriftlich festgehalten werden. Damit die Kids hinterher die Eltern nicht ausspielen.

Fakt ist auch, ein Ja muss immer ein Ja bleiben und ein Nein muss immer ein Nein bleiben. Sonst machen sich die Eltern unglaubwürdig und dann kann man es mit den Regeln und Konsequenzen auch sein lassen.

Was man auf gar keinen Fall machen soll ist drohen, oder aber auch locken mit irgendwelchem Zeugs. Locken wirkt immer nur eine Zeit lang. Mit der Zeit müssen die Lockmittel immer größer werden damit überhaupt gehört wird.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ich arbeite seit über 20 Jahren mit Kindern und Jugendlichen
Von Experte Zitruseulchen bestätigt

Erziehen durch Strafen oder emotionale Erpressung ("Wenn du die Kommata in einer halben Stunde nicht richtig gesetzt hast, dann habe ich dich nicht mehr lieb.") war der Erziehungsstil meiner Mutter. Ihre Schwester war ihr Vorbild. Diese war im 3. Reich als Erzieherin ausgebildet worden. Ihr Mann war Oberstabsoffizier. Gott sei Dank gab es aber für mich noch andere Vorbilder.

Erziehung findet durch das vorgelebte Beispiel statt. Alles andere ist Dressur. Oder wie Karl Valentin es sagte: "Erziehung ist völlig überflüssig, die Kinder machen uns doch eh alles nach." Manchmal kann das erschreckend sein.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Lehrer u. Fachbetreuer für Mathematik und Physik i.R.

Lesgetitbaby 
Fragesteller
 20.05.2024, 20:11

Ja das ist aber nicht immer so. Das Kind sieht zum Beispiel, dass die ganze Familie regelmäßig duschen geht. Trotzdem will es nicht duschen. Ist jetzt nur ein Beispiel. Was macht man denn dann?

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Littlethought  20.05.2024, 20:13
@Lesgetitbaby

Es ist wohl naheliegend sich oder auch das Kind zu fragen was der Grund für diese Ablehnung ist.

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Littlethought  20.05.2024, 20:28
@Lesgetitbaby

Irgendeinen Grund wird es wohl haben, dass ein Kind sich so verhält. Ich kann nicht wissen, was in diesem Fall der Grund ist, aber ich will dich auf etwas hinweisen, was dir vielleicht unbekannt ist.

Manchmal haben Menschen Aversionen vor etwas (Geräusch, Farbe, Geschmack, usw.) und wissen selbst nicht warum. Es ist gut möglich, dass der Grund in einem Ergeignis der frühen Kindheit zu suchen ist. In einem Alter von weniger als 3 Jahren ist das autobiographische Gedächtnis noch nicht funktionsfähig. Die Kinder können zwar lernen, aber sie wissen nicht woher sie ihre Kenntnisse haben. Erst im Alter von etwa 6 Jahren ist das autobiographische Gedächtnis voll ausgebildet. Unangenehme Erfahrungen aus dieser Zeit hinterlassen zwar ihre Spuren im emotionalen Gedächtnis aber keine im autobiographischem Gedächtnis. Die meisten Menschen haben nur sehr wenige autobiographische Erinnerungen an diese Zeit und kein Mensch entsprechende Erinnerungen an seine eigene Geburt.

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Littlethought  20.05.2024, 20:41
@Littlethought

Eins habe ich noch vergessen. Es kommt häufiger vor, dass Kinder versuchen auszuprobieren ob sie ihren Willen durchsetzen können. Das sollte man locker sehen. Die Grenzen hierfür sind in jedem Fall natürlich die Belange der anderen. Sorry, die Zeit, dass meine Kinder klein waren ist jetzt schon mehr als ein halbes Jahrhundert her.

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Es gibt auch eine liebevoll und zugewandte Erziehungsmethode, welche als bedürfnisorientierter Erziehungsstil bekannt ist.

Bedürfnisorientierte Kindererziehung bedeutet, dass Eltern und Erziehungsberechtigte die Bedürfnisse und Gefühle ihres Kindes wahrnehmen, respektieren und darauf eingehen. Dabei stehen nicht Regeln und Autorität im Vordergrund, sondern die Beziehung und das Vertrauen zwischen Eltern und Kind.

Um bedürfnisorientierte Kindererziehung ohne Belohnen und Bestrafen zu praktizieren, können Eltern verschiedene Ansätze verfolgen:

1. Kommunikation: Eltern sollten mit ihren Kindern offen und respektvoll kommunizieren, um deren Bedürfnisse und Gefühle zu verstehen. Kinder sollten ermutigt werden, ihre Gefühle auszudrücken und gehört zu werden.

2. Empathie: Eltern sollten sich in die Lage ihres Kindes versetzen und versuchen, die Welt aus seiner Perspektive zu sehen. Empathie hilft dabei, die Bedürfnisse des Kindes zu erkennen und darauf einzugehen.

3. Grenzen setzen: Auch ohne Belohnen und Bestrafen können Eltern klare Grenzen setzen und diese gemeinsam mit dem Kind aushandeln. Es ist wichtig, dass Kinder verstehen, warum bestimmte Regeln gelten und welche Konsequenzen ihr Verhalten haben kann.

Wichtig hier ist, daß die Bedürfnisse aller Familien Mitglieder berücksichtigt und gesehen werden, so dass sich alle wohlfühlen können und zum harmonischen miteinander beitragen. Gibt man Kindern ein wenig mehr Zeit als beim autoritären Erziehungsstil kann man schnell feststellen, wie kooperativ Kinder sind und wie schnell Sie Lösungen finden können, die zum Wohle aller beitragen können. Ein Umgang auf Augenhöhe mit seinen Kindern trägt zu einem stabilen Selbstwert bei, lässt das Kind sich bedingungslos geliebt fühlen und fördert die Konfliktlösungskompetenz.

Liebe Grüße Kati von LiebevollGrossWerden 🌷 🦋

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Familienberaterin & Kommunikationsexpertin & 3-fach Mama

so gesehen wahrscheinlich schon. aber ein belohnung-bestrafung-system ist aber oftmals trotzdem sinnvoll in der erziehung, sonst werden die womöglich verzogen und rücksichtslos. ich finde bestrafungen wie fernsehverbot oder belohnungen wie eine stunde länger wachbleiben völlig in ordnung und im rahmen, sollten immer nur kleinigkeiten sein.

Du kannst deinem Kind eine Belohnung anbieten wenn es etwas gut gemacht hat. Das wäre dann das komplette Gegenteil.

LG


Belliwell  20.05.2024, 22:38

Belohnungen sind sehr gefährlich. Ein Kind das immer belohnt wird, das wird ohne Belohnung irgendwann nicht mehr handeln. Ich arbeite in einer Kita und wir hatten eine Mutter, die hat auch immer mit Zeugs gelockt und belohnt. Irgendwann bewegte sich das Kind gar nicht mehr. Die Mutter musste immer was dabei haben. Lollis, Bifis, Quetschies. Einmal hörte er überhaupt nicht und sie lockte mit Mickey Maus Heften, Spielzeug und Süßkram. Er war nicht zu bewegen und musste vom Spätdienst 3 mal vom Rutschenturm abgepflückt werden. Beim vierten mal musste er dann mit weil die Kita geschlossen wurde. Am Folgetag kam das Kind freudestrahlend in der Kita an, Spielzeug in der einen Hand und in der anderen Süßkram und Mickey Heft. Am Nachmittag kam die Mutter ohne Zeugs zur Abholung. Da ist das Kind komplett ausgetickt.

Loben ja.... aber Belohnung, definitiv nein. Schon gar nicht, wenns um Dinge geht die das Kind machen muss, bei denen es keine Wahl hat.

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