Unterschied asexuell und geringe Libido?

5 Antworten

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Asexualität bedeutet, dass jemand keine sexuelle Anziehung zu anderen Menschen verspürt, diese Person hat also in der Regel kein Bedürfnis danach, sexuell mit anderen zu interagieren. Manche Asexuelle finden Sex sogar abstoßend. Andere hingegen masturbieren und haben ein hohes Libido, aber spüren eben einfach keine Anziehung zu anderen. Es gibt sogar Asexuelle, die ihrem Partner zu liebe mit diesem schlafen, wenn sie selbst grundsätzlich mit Sex kein Problem haben.

Ein geringes Libido hingegen heißt ja einfach nur, dass man ein schwaches/geringes Bedürfnis nach Sex und sexueller Befriedigung hat. Nur weil das Libido aktuell oder insgesamt niedrig ist, heißt das aber nicht, dass man plötzlich die gesamte grundsätzliche Anziehung zu dem Geschlecht/den Geschlechtern, die man normalerweise verspürt bzw in der Lage ist zu verspüren, vollständig verliert. Die sexuelle Anziehung bleibt gleich, nur hat man bei einem geringen Libido einfach keine Lust auf Sex.

Asexuell sind der korrekt ausgelegten Wortbedeutung nach Menschen, die gegenüber anderen Personen keinerlei sexuelle Anziehung verspüren sowie sexuelle Aktivitäten in jedweder Form als unnötig und überflüssig empfinden. Diese Wahrnehmung kann von Gleichgültigkeit bis zu völliger Abneigung gegenüber Sex reichen. Auch ich selber habe mich noch niemals sexuell zu jemand anderem hingezogen gefühlt sowie lehne jegliche sexuelle Betätigungen ab, wenn sie sich aufgrund meiner dennoch vorhandenen rein körperlichen Sexualfunktion ab und zu leider nicht vermeiden lassen. Wenigstens habe ich aber die Macht dazu, sexuellen Interaktionen zu widersagen. Seit mittlerweile knapp elf Jahren lebe ich glücklich ohne Sex. Zuvor stand ich wegen meines Umfeldes unter permanentem Druck, weil man mir laufend suggerierte, wie wichtig Sex doch sei und dass er zu einem vollwertigen Leben dazugehöre. Zu sexuellen Aktivitäten mit einer anderen Person kam es bei mir letztlich aber trotzdem nie. Ich bin heute 36 Jahre alt.

Asexualität und eine geringe Libido sind auf alle Fälle zwei grundlegend verschiedene Sachverhalte. Die Libido bzw. der Sexualtrieb ist generell von Mensch zu Mensch unterschiedlich stark ausgeprägt, egal ob man asexuell ist oder nicht. Das hat mit der sexuellen Ausrichtung nichts zu tun. Auch unter sexuell aktiven bzw. nicht-asexuellen Menschen brauchen die einen "es" täglich, andere kommen monatelang ohne aus. Zudem hat eine geminderte Libido oftmals auch ganz andere - etwa medizinische/pathologische - Ursachen. Asexualität hat jedenfalls keinen Einfluss auf die Libido. Daher gehe ich auch davon aus, dass viele vermeintlich "Asexuelle" aufgrund von völlig überladenen und gut gemeinten, aber schlecht durchdachten Definitionen wie...

Allerdings ist Asexualität gleichzeitig als  Spektrum zu betrachten. Manche asexuelle Menschen haben gar kein Verlangen nach Sex, manche haben wenig, manche nur unter bestimmten Bedingungen...es gibt viele Ausprägungen.

...ihre geringere Libido einfach nur fehlinterpretieren. Eine Person, die sich etwa als "demisexuell mit Tendenz zu hetero" beschreibt - nach dieser schwammigen Definition also unter Asexualität bzw. das so genannte "asexuelle Spektrum" fallen würde - ist meines Erachtens schlicht und ergreifend heterosexuell. Dass die Person nur mit jemandem, in den sie verschossen ist, in die Kiste will, ändert daran nichts.

Die Asexualität kann ich jedenfalls nicht als angebliches "Spektrum" betrachten - und muss ich auch nicht, nur weil es heutzutage im Trend liegt, die ursprünglichen Wortbedeutungen vieler Orientierungs-/Identitätsbezeichnungen im Bereich der Sexualität zu untergraben und zu verkomplizieren. Denn a- heißt nun mal nicht "wenig", "ein bisschen", "unter bestimmten Umständen" oder Ähnliches, sondern nicht-, un-, kein! Noch vor zehn Jahren, als ich mich zur Asexualität bekannte, wusste direkt jeder, was Sache ist. Heute aber muss ich mich sogar noch mehr erklären als wenn ich mich einfach gar nicht oute. Das heuer zutiefst aussageschwache und bedeutungslose Label asexuell habe ich deshalb mittlerweile wieder abgelegt und sage ggf. einfach nur noch "Keinen Bock auf Sex."

Also Asexuell heißt grundsätzlich erstmal, dass man wenig bis gar keine sexuelle Anziehung spürt und auch wenig bis gar kein sexuelles Interesse hat.

Allerdings ist Asexualität gleichzeitig als Spektrum zu betrachten. Manche asexuelle Menschen haben gar kein Verlangen nach Sex, manche haben wenig, manche nur unter bestimmten Bedingungen...es gibt viele Ausprägungen.

Die Libido ist das, was man umgangsprachlich als "Sex drive" bezeichnet. Also Verlangen nach Sex. Eine geringe Libido ist allerdings nicht automatisch mit Asexualität gleichzusetzen.

Klar, viele asexuelle Menschen haben eine geringe oder keine Libido. Aber genau so gibt es Menschen mit geringer Libido die nicht Asexuell sind.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Teil der LGBTQ+ Community

Shithappened 
Fragesteller
 16.10.2023, 21:31

Also ist da die Grenze eher schwammig und hängt davon ab, wie man es selbst empfindet?

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Hi!
Es gibt soooooo viel.

Asexuell ist erstmal der Begriff dafür, dass du überhaupt kein Verlangen und Wunsch nach sexueller Nähe hast.

Demisexuell ist der Begriff dafür, wenn du nur sexuelle Anziehung für jemanden empfindest, dem du emotional sehr sehr nahe stehst.

Greysexuell ist der Begriff dafür, wenn du sehr sehr selten sexuelles Verlangen verspürst.

[... es gibt mittlerweile bestimmt noch mehr Begriffe]

Grundsätzlich finde ich diese labeln aber auch unnötig. Ein geringer Libido bedarf erstmal keinem Label, immerhin ist jeder Mensch dort unterschiedlich. Ich würde also das erstmal nicht unter die Asexualität stellen.

Nimmst du eventuell Medikamente, wie Antidepressiva? Das könnte ein Grund für einen geringen Libido sein.


Shithappened 
Fragesteller
 12.11.2023, 23:26

Nein, da sind meine Eltern strikt dagegen, weil die meinen eh, dass ich keine Depressionen habe. Aber ich nehm seit knapp 3 Wochen die Pille.

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